Neues Hallenbad Sprungturm oder Sprungbrett?

KÖNIGSWINTER · Die Stadt holt bei der Berndorf Deutschland GmbH ein Nachtragsangebot für eine Ein-Meter-Plattform mit einer Wassertiefe von mindestens 2,05 Metern im künftigen Hallenbad ein. Alternativ wird geprüft, was eine Drei-Meter-Plattform und ein Ein-Meter-Sprungbrett mit der erforderlichen Wassertiefe kosten würden. So soll das Bad die Anforderungen der DLRG für Schwimmabzeichen erfüllen.

 Der Sprung ins Wasser soll auch im neuen Hallenbad von einer Vorrichtung aus möglich sein.

Der Sprung ins Wasser soll auch im neuen Hallenbad von einer Vorrichtung aus möglich sein.

Foto: Homann

Diesen Beschluss fasste der Haupt-, Personal- und Finanzausschuss gegen die Stimmen von SPD, Königswinterer Wählerinitiative und der Fraktion Freie und Linke. Zwei Ausschussmitglieder der CDU und eines der SPD enthielten sich. Den Antrag hatten CDU und FDP gestellt, nachdem der Stadtrat im Februar Berndorf den Zuschlag für den Bau eines neuen Hallenbades, die Sanierung des Freibades und den Betrieb beider Bäder gegeben hatte.

"Uns ist das erst im Nachhinein klar geworden. Wir hätten erwartet, dass unsere zuständigen Berater uns etwas gesagt hätten", sagte CDU-Fraktionschef Josef Griese. "Uns ist das erst durch eine Eingabe der DLRG, die sehr spät kam, bewusst geworden", meinte sein FDP-Kollege Dietmar Rüsch. Bei der Opposition stieß der Antrag auf heftige Kritik.

"Ich kann mich an eine Sportausschusssitzung vor drei Jahren erinnern, bei der CDU und FDP alle Kriterien über den Haufen geworfen haben. Sie wollten ein Bad für die reine Daseinsvorsorge haben", meinte Michael Ridder (Köwi). Das neue Bad genüge nicht einmal den Standardansprüchen, so Hilke Andreae-Hinrichs (SPD). "Das ist ein erster Schritt auf der nach oben offenen Kostenskala", sagte sie.

FFL-Fraktionschef Andreas Danne ging noch einen Schritt weiter. "Was Sie jetzt wollen, haben Sie damals abgelehnt. Was Sie betreiben, ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Da bleibt nur die Frage, ob das Schlamperei oder Absicht ist", meinte er an die Adresse der Antragsteller. Er berief sich auf ein Protokoll einer Sitzung des Fördervereins "Rettet unsere Lemmerzbäder" vom Oktober 2011, wo über das Thema sehr intensiv diskutiert worden sei.

An dem Termin nahmen Vertreter der CDU- und FDP-Fraktion, des Fördervereins und der DLRG teil. Dem Protokoll, das dem General-Anzeiger vorliegt, ist zu entnehmen, dass die Errichtung eines Sprungturms im Freibad oder Hallenbad zwischen den Teilnehmern unumstritten war, CDU und FDP jedoch nicht der Forderung des Vereins und der DLRG nach einem Sprungturm im Hallenbad folgten.

Die zusätzlichen Kosten dürften sich auf einen Betrag von 150.000 bis 180.000 Euro belaufen. Dabei ist die Verhandlungsposition der Stadt jetzt schlechter als sie vor dem Zuschlag gewesen wäre. "Wir haben nun komplett andere rechtliche Voraussetzungen, weil wir nur noch einen Bieter haben", sagte Alexander Stucke (Köwi).

Chronik der Ereignisse

Oktober 2011: Der Sportausschuss beschließt, ein Vergabeverfahren einzuleiten. Für die Wertung der Angebote ist ein 3-Meter-Sprungturm für beide Bäder anzubieten. Im weiteren Verfahren wird jedoch in Abstimmung mit der Politik auf die Verpflichtung zur Herstellung von Sprungvorrichtungen im Hallenbad wegen der höheren Bau- und Betriebskosten zugunsten solcher Sprungvorrichtungen im Freibad verzichtet. "Insofern ist eine Wassertiefe von 1,80 m ausreichend", heißt es in der Vorlage für die Ratssitzung am 16. Oktober 2013.

Juli 2013: Schwimmtreff-Geschäftsführer Ingolf Pott, der das neue Hallenbad betreiben soll, sagt in einem GA-Interview, man habe im Betriebskonzept bereits berücksichtigt, dass man künftig nicht mehr die entsprechende Wassertiefe und die Möglichkeiten zur Ausbildung haben werde. Köwi-Ratsmitglied Uwe Hupke sagt: "Wir bekommen ein Planschbecken mit 1,80 m Wassertiefe ohne Sprungmöglichkeiten."

März 2014: Die DLRG äußert ihre Besorgnis über das neue Hallenbad. "Bei einer Wassertiefe von 1,85 m ist nur die Abnahme des Frühschwimmerabzeichens möglich", sagt Ortsgruppenleiter Wilhelm Schmitz.

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