Lemmerzhallen Stadt kontert Denkmalschützer

Königswinter · Die Stadt will notfalls bis auf höchster Ebene gegen den möglichen Denkmalschutz für die 2011 von ihr erworbenen Teile der ehemaligen Lemmerzwerke vorgehen. Das hat der Stadtrat nach Informationen des General-Anzeigers in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen.

 Das Lemmerzgelände: Den rechten Teil hat die Stadt dem Unternehmen Maxion abgekauft, im anderen Teil wird weiter produziert.

Das Lemmerzgelände: Den rechten Teil hat die Stadt dem Unternehmen Maxion abgekauft, im anderen Teil wird weiter produziert.

Foto: Reinelt

Von den beiden Investoren, mit denen die Stadt über eine Nutzung der Flächen verhandelt hatte, hat einer inzwischen sein Angebot zurückgezogen, der andere ist nicht interessiert, wenn die Flächen unter Denkmalschutz gestellt werden.

Ganz aus dem Rennen ist der Investor, der die alte Bausubstanz erhalten und ein Oldtimer-Zentrum errichten wollte. Der andere Interessent möchte die Hallen komplett abreißen, um einen Gewerbepark zu errichten.

Geprüft werden soll auch die Möglichkeit zur Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Verwaltungsgebäude, nachdem die Kapazitäten der Stadt an anderer Stelle erschöpft sind (siehe eigener Artikel unten).

Das Amt für Denkmalpflege als obere Denkmalbehörde hatte der Stadt kürzlich mitgeteilt, dass das ehemalige Verwaltungsgebäude und die zur B 42 gelegene ehemalige Ausbildungswerkstatt Denkmalwert besitzen. Einige Künstlergruppen hatten im Sommer das Amt gebeten, dies zu prüfen, nachdem der Stadtrat im Juni den Beschluss gefasst hatte, die Hallen bis Ende des Jahres abzureißen.

Nach diesem Beschluss waren mehrere Anfragen von Interessenten eingegangen, so dass der Abbruchbeschluss am 5. August auf dem Wege einer Dringlichkeitsentscheidung zurückgestellt wurde.

Bis zur letzten Ratssitzung des Jahres 2015 am Montagabend sollte eigentlich der unterschriftsreife Vertrag mit einem Investor vorliegen. Doch das scheiterte an der in Aussicht gestellten Unterschutzstellung. Bis der Antrag des Amtes für Denkmalpflege bei der Stadt als Unterer Denkmalbehörde eingeht, werden allerdings noch einige Monate ins Land ziehen.

Erst dann kann die Stadt einen externen Sachverständigen beauftragen, ein Gegengutachten zu erstellen. Es sei denn, das Amt für Denkmalpflege nimmt eine vorläufige Unterschutzstellung vor.

Der Rat hat die Verwaltung am Montagabend aufgefordert, mit allen Konsequenzen gegen eine solche Unterschutzstellung vorzugehen. Notfalls bis zum zuständigen Ministerium in Düsseldorf. Mehrere Ratsmitglieder brachten dabei auch ihren Unmut über die Künstler zum Ausdruck, die Denkmalbehörden ohne Information der Stadt als Eigentümerin der Gebäude eingeschaltet zu haben.

Folgerichtig nahm der Stadtrat am Montagabend auch von der Option Abstand, mit dem Verein "antiform" über eine Veräußerung der Lemmerzfläche zu verhandeln. Die Künstler hatten ihre Bereitschaft signalisiert, an der Nachnutzung der Flächen mitzuwirken, und auch schon Kontakt mit potenziellen Interessenten und Mietern für die Gebäude aufgenommen. "Antiform" hatte zuletzt in einer der Hallen für einige Wochen die Ausstellung "Hallenkunst XXL" veranstaltet.

Auch die Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Verwaltungsgebäude und die damit verbundenen Kosten sollen von der Verwaltung geprüft werden. Weiterhin soll die Verwaltung jetzt ermitteln, wie hoch die Kosten für die Unterhaltung und den Sicherungsaufwand für die Gebäude auf der ehemaligen Lemmerzfläche sind. Die Verwaltung schätzt diese Ausgaben auf rund 25 000 Euro. Dieser Betrag und weitere 40 000 Euro für Grundsteuer und Versicherung sollen im Rahmen der bevorstehenden Haushaltsberatungen für den Haushalt 2017 und die Folgejahre eingestellt werden.

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