Starkregen in Königswinter Stadt will sich mit Bürgern gegen Unwetter wappnen

KÖNIGSWINTER · Die Stadt Königswinter will aus den verheerenden und folgenschweren Unwettern der Jahre 2011 und 2013 lernen. Dabei setzt sie vor allem auf die Information der Bürger, weil ohne deren Eigeninitiative ein wirklich wirksamer Schutz nicht möglich sei.

 Am 20. Juni 2013 wurden die Gullydeckel auf der Bachstraße durch die unterirdischen Wassermassen des Mühlenbachs angehoben.

Am 20. Juni 2013 wurden die Gullydeckel auf der Bachstraße durch die unterirdischen Wassermassen des Mühlenbachs angehoben.

Foto: Frank Homann

Für wie wichtig die Stadt das Thema hält, verdeutlicht die ressortübergreifende Zusammenarbeit, die die beiden Dezernenten Heike Jüngling und Theo Krämer jetzt gemeinsam vorstellten. "Die Stadt kann keine hundertprozentige Daseinsvorsorge treffen. Das geht nur gemeinsam mit den Bürgern", sagte Krämer. Ein flächendeckender Schutz sei jedoch kurzfristig nicht möglich.

Auch wenn die Jahrestage der beiden schweren Juni-Unwetter vorüber sind, und die Stadt im Gegensatz zu anderen Regionen in NRW von der massiven Gewitterfront am Pfingstmontag verschont blieb, müsse in den heißen Monaten jederzeit mit derartigen Ereignissen gerechnet werden.

"Das Thema liegt uns besonders am Herzen", meinte Jüngling. Angesichts des tragischen Unglücks am 5. Juni 2011, als ein 13-jähriges Mädchen bei einem Hangrutsch in Oberdollendorf zu Tode kam, und der verheerenden Schäden, die die ungeheuren Wassermassen verursachten, sieht sich die Stadt in der Pflicht und hat einen Arbeitskreis gebildet.

Die Verwaltung appelliert dabei an die Eigeninitiative der Bürger, da sie nicht allein für mehr Sicherheit sorgen könne. Bachläufe würden von Anwohnern immer wieder als Abladeplatz für Müll und Holzschnitt genutzt. "Dinge wie Kühlschränke gehören dort absolut nicht hin", so Krämer.

Er erläuterte dies am Beispiel Mühlenbach: Das Gewässer war im Juni 2013 für die Überflutungen in der Bachstraße und den Dinova-Werken in Oberdollendorf verantwortlich. Der Bach, der in Rohren unter der Bachstraße verläuft, wurde innerhalb von einer halben Stunde zu einem reißenden Fluss.

Vor dem Brückenbauwerk über die B 42, wo drei Rohre in ein Rohr zusammengeführt werden, verkeilten sich eine Mülltonne und mehrere Äste so unglücklich, dass sie eine Sperre für die Wassermassen bildeten. Mit der Folge, dass die untere Bachstraße bis zu 20 Zentimeter angehoben wurde und das Wasser sich den Weg über die Brücke suchte. "Da ist ein horrender Schaden entstanden.

Dabei war die Ursache ganz banal", sagte Krämer. Klar sei aber auch: Wenn es so regnet wie am 20. Juni 2013, als in einer Stunde 74 Liter pro Quadratmeter fielen, gibt es keine Kanalisation, die solche Wassermassen verarbeiten kann. Dort, wo Bachläufe verrohrt sind, wurden Grobrechen eingebaut, um zu verhindern, dass Gegenstände den Weg versperren."Die gefährdeten Bereiche sind erkannt", sagt Krämer. Bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel neue Regenrückhaltebecken würden im Fachausschuss beraten.

Zur privaten Vorsorge gehört auch, keine Bauten auf dem Grundstück zu errichten, von denen Gefahr ausgehen kann. Um Wasserschäden im Haus zu vermeiden, ist eine Rückstauklappe erforderlich, wenn die privaten Abwasserleitungen tiefer liegen als der Kanal. Drainagen, Sinkkästen und Ablaufrinnen auf dem Grundstück sollten regelmäßig geprüft werden. Die Stadt bietet Interessierten zudem Beratungsgespräche an.

Unwetter 2011 und 2013

Gleich zweimal innerhalb von zwei Jahren stand der Talbereich von Königswinter im Zentrum eines schweren Unwetters. Am 5. Juni 2011 und am 20. Juni 2013 trafen sintflutartige Regenfälle besonders Oberdollendorf mit voller Wucht. Im vergangenen Jahr wurde auch die Altstadt schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Am 5. Juni 2011 kam ein 13-jähriges Mädchen auf einem Privatgrundstück in Oberdollendorf ums Leben, als am Schleifenweg ein Hang ins Rutschen geriet und das Mädchen unter sich begrub.

Damals wie auch im vergangenen Jahr entstanden hohe Sachschäden. Im Juni 2011 kamen in Königswinter mehr als 300 Feuerwehrleute aus sechs Städten und das Technische Hilfswerk Bad Honnef auf fast 300 Einsätze. Am 20. Juni 2013 registrierte die Königswinterer Feuerwehr 130 Einsätze.

Weitere Informationen unter www.koenigswinter.de

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