Lemmerzhallen in Königswinter Stadtrat beschließt den Abriss

KÖNIGSWINTER · Die Lemmerzhallen sollen so schnell wie möglich abgerissen werden. Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Unternehmens soll erst einmal stehen bleiben. Das hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am Montagabend beschlossen.

In nichtöffentlicher Sitzung und geheimer Abstimmung setzte sich die Koalition (CDU, Grüne, FDP) gegen die Opposition (SPD, Köwis und Linke) durch. "Unser Ziel ist es, die Fläche möglichst bald einer Nutzung zuzuführen. Das geht besser, wenn sie freigeräumt ist", sagte CDU-Fraktionschef Josef Griese am Dienstag dem General-Anzeiger.

Gegen den Abriss des Verwaltungsgebäudes habe aus Sicht der Koalition auch gesprochen, dass beim Aufwand zu den Kosten für den Abbruch in Höhe von 1,2 Millionen Euro auch noch Buchverluste im städtischen Haushalt in Höhe von 400 000 Euro gekommen wären. Mit diesem Betrag taucht das Gebäude in der städtischen Bilanz auf, während die Hallen nicht bewertet wurden. In dem Verwaltungsgebäude kann Griese sich junge Unternehmen, so genannte "Startups", vorstellen.

Nach Informationen des General-Anzeigers hätte die CDU gerne alles abgerissen, was Grüne und FDP so jedoch nicht mittragen wollten. Der Kompromiss lautete, dass das Verwaltungsgebäude erhalten wird. Die Entscheidung über den Abriss drängte. Im Notarvertrag zwischen der Stadt und der Hayes Lemmerz Immobilien GmbH & Co. KG vom 26. Januar 2011 steht, dass der Verkäufer bis 60 Monate nach Abschluss des Kaufvertrages, also bis zum 25. Januar 2016, für die Beseitigung der Altlasten haftet. Abbruch und Entsorgung müssen bis dahin abgeschlossen sein. Ansonsten tritt eine Kostenteilung in Kraft. 2,1 Millionen Euro zahlte die Stadt damals nach einem vorangegangenen Ratsbeschluss für 22.000 Quadratmeter einschließlich der darauf befindlichen Gebäude. Damit sollte eine Umnutzung und Grundstückneuordnung im Rahmen der Altstadtsanierung ermöglicht werden.

Im November mochte der Haupt-, Personal- und Finanzausschuss über den Abbruch noch nicht entscheiden und sperrte die 2,4 Millionen, die im Haushaltsentwurf 2015 für die Abrisskosten vorgesehen waren. Die Fraktionen hatten noch Beratungsbedarf. Vor allem sollten Bodenuntersuchungen und Detailaufnahmen der Gebäude in Auftrag gegeben werden, um Klarheit über mögliche Altlasten zu erhalten. Die folgende Untersuchung zeigte, dass es besonders im Verwaltungsgebäude eine Asbestbelastung gibt. Die Kosten für die Entsorgung sollen rund 100.000 Euro betragen. Der Aushub und die Beseitigung des belasteten Schlacke- und Splittunterbaus der Hallen soll rund 25.000 Euro kosten.

Die Stadt steht nun vor dem Problem, eine Firma finden zu müssen, die die Hallen bis zum 26. Januar 2016 abreißt und die Altlasten entsorgt. Zunächst ist nun die Aufstellung eines Leistungsverzeichnisses, die Beauftragung eines Ingenieurbüros und eine öffentliche Ausschreibung erforderlich. Die Verwaltung rechnet damit, dass die Firma dann noch rund 90 Tage für den Abbruch zur Verfügung hat.

Aus Sicht der Opposition macht der Abriss überhaupt keinen Sinn. "Es geht hier um ein reines Machtspiel der Koalition ohne sinnvollen wirtschaftlichen Hintergrund", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Königswinterer Wählerinitiative (Köwi), Michael Ridder, dem GA. Es würde fast eine Million Euro "verzockt", um 25.000 Euro für die Entsorgung der Altlasten zu sparen. Durch den großen Zeitdruck liefere man sich zudem dem Abbruchunternehmen hilflos aus.

Die Opposition weist auch darauf hin, dass mit dem Abriss die Chance für eine kulturelle Nutzung der Werkshallen vernichtet würde. Es würden Fakten geschaffen, bevor man sich in der Politik auf ein Konzept für die Altstadt verständigt habe. Die Aktivitäten des Arbeitskreises Altstadtentwicklung würden somit ad absurdum geführt.

Um die fast drei Millionen Euro für den Kauf des Geländes und den Abriss zu refinanzieren, müsste ein Investor der Stadt rund 140 Euro für den Quadratmeter zahlen. Im vorliegenden Sanierungsgebiet ist der Verkaufspreis jedoch auf 80 bis 90 Euro gedeckelt.

Hallenkunst XXL

Vor dem Abriss soll in den Lemmerzhallen noch die Ausstellung "Hallenkunst XXL" des Kunstvereins Antiform stattfinden. Vom 14. August bis 27. September werden StreetArt-Künstler in der 1000 Quadratmeter großen und bis zu zwölf Meter hohen Halle 3 ihre großformatigen Werke präsentieren. Die Eintrittsgelder von drei Euro für die Ausstellung und sechs Euro für Konzerte werden für die Material-, Transport- und Fahrtkosten der Künstler verwendet.

Die Stadt als Eigentümerin besteht vor Abschluss eines Nutzungsvertrages allerdings darauf, dass die Rolltore und die Rauchabzüge funktionieren. Die Prüfung wird sie selbst veranlassen. Eventuelle Reparaturkosten hätte jedoch der Verein zu tragen. Der technische Dezernent Theo Krämer geht davon aus, dass die Abrissarbeiten frühestens im Oktober beginnen und der Ausstellung somit nicht im Wege stehen werden.

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