Königswinter Stefan Seibt zeigt Graffiti aus der Großstadt

KÖNIGSWINTER · Er nennt sich "Gris". Aber eigentlich heißt er Stefan Seibt, ist 34 Jahre alt und kommt aus Berlin. Für eine Ausstellung in der "galerie.1" und ein Musik-Projekt mit dem Gymnasium Nonnenwerth hat er der Hauptstadt aber den Rücken gekehrt.

 Die "Perspektive Großstadt" zeigt Stefan Seibt alias "Gris".

Die "Perspektive Großstadt" zeigt Stefan Seibt alias "Gris".

Foto: Melsbach

Seibt ist ein echter Berliner. "Ich war nie länger als drei Wochen von dort weg", sagt er. Er führt den ersten Testlauf für den Verein "antiform" durch, der künftig im Zuge des Projektes "Kulturzone KW" an einen Künstler ein derzeit leerstehendes Ladenlokal mit Wohnraum als Domizil und Atelier vergibt.

Franka Perschen von "antiform": "Die Stadt hat uns das Haus an der Hauptstraße kostenfrei zur Verfügung gestellt." Und "Gris" darf es als erster nutzen. In der "galerie.1" zeigt er nun unter dem Motto "Gris 030 - Perspektive: Großstadt" seine Arbeiten, Produkte aus Zufall und Kontrolle. "Ich fahre sehr viel S-Bahn, beobachte die Menschen und male sie", erzählt Seibt. Mit einer Spritzflasche, in der sich eine Mischung aus Tinte, Tusche und Acrylfarben befindet, legt er los. Mit sicherem Strich.

"Man kann so etwas nicht langsam machen", erklärt er. So entsteht etwa eine Ansammlung von Porträts auf einem Bild mit dem Titel "fast ohne einen". Ist hier beim letzten Kopf die Farbe ausgegangen? Jedenfalls ist das Antlitz verschwommen.

Beim "Hochkocher", einem Bild mit nur einem Kopf, zeigt die "knallrote Birne" erhitztes Gemüt. Genau so sind in der Ausstellung Gebäudefassaden zu finden, als großformatige Bilder, aber auch in Miniaturform mit Titeln wie "Blick aus dem Atelier", "Freifall", "Perspektive", "Ferien auf dem Innenhof" oder "Landstrich". 50 Werke sind es insgesamt, 20 zeigt Seibt gegenwärtig in einer weiteren Ausstellung in Berlin. "90 Prozent davon habe ich in den letzten drei Monaten produziert. Ich habe wie eine Maschine gearbeitet, nachdem ich die beiden Ausstellungen angenommen habe."

"Gris" hat während der Grundschulzeit bereits Graffiti gemacht. Ein Nachbar, ein Kunstlehrer, schenkte ihm einen Aquarellkasten und erteilte ihm eine Einweisung, es entstanden kleinere Landschafts-Aquarelle. Opa und Vater malten auch beide. Vorbilder hatte er also genug. Neben Aquarellen fertigte "Gris" aber auch Airbrush-T-Shirts. Nach dem Abitur begann Stefan Seibt ein Studium auf Lehramt im Fach Kunst. Gleichzeitig gibt er seither an Schulen viele Workshops in Kunst und Musik, seinem zweiten Standbein. "Gris" ist eben Maler mit Leib und Seele, Kraft und Energie, aber gleichzeitig möchte er die Musik, das Rappen, nicht missen. "Ich kann und will mich da nicht festlegen."

Die Ausstellung "Gris 030" ist bis zum 10. März in der "galerie.1", Hauptstraße 362, zu sehen, donnerstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr.

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