Prominentenspaziergang durchs Siebengebirge Streifzug durch das Wildnisgebiet

KÖNIGSWINTER · Die Landtagsabgeordnete Andrea Milz hatte Vertreter aus Königswinter und den umliegenden Städten zu einem Spaziergang mit dem Kreisverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ins Siebengebirge eingeladen.

Über die geplanten Wildnisgebiete wurden die Teilnehmer der Promiwanderung durch das Siebengebirge informiert.

Über die geplanten Wildnisgebiete wurden die Teilnehmer der Promiwanderung durch das Siebengebirge informiert.

Foto: Frank Homann

Der Grund: Die Chefin des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wollte über historische Hintergründe und zukünftige Wildnisgebiete informieren.

Auch ohne aufgehende Sonne war der Sonnenaufgangsplatz am Oelberg reizvoll. Die Teilnehmer des Prominentenspaziergangs auf den höchsten Berg des Siebengebirges, zu dem die Chefin des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landtagsabgeordnete Andrea Milz, eingeladen hatte, erfuhren dort nämlich, was es mit dem alten Steinbruch an der Ostseite auf sich hat. Stellvertretender Vorsitzender Bernd-Theo Schwontzen erläuterte hier mitten im Wildnisgebiet den Vertretern Königswinters und umliegender Städte historische Hintergründe.

Steinbruch gehörte Familie Merkens

„Dieser Steinbruch gehört zur Geschichte des Siebengebirges.“ Er war Eigentum der Familie Merkens, der in Rhöndorf das Haus im Turm gehörte. „30 Jahre lang wurde der Steinbruch ausgebeutet. Pro Tag gingen 20 Fuhren von je 35 Zentnern zur Verladestation nach Königswinter.“ Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) erwarb 1899 von Merkens 250 Hektar Wald; der Steinbruch wurde stillgelegt. Das spielte sich in der Zeit ab, als der VVS eine Lotterie durchführte, um mit den Mitteln die Brüche zu kaufen, um den Steinabbau im Siebengebirge einzustellen.

Oberforstrat Thomas Deckert vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft erläuterte, was sich heute hier an den Steinen tummelt – die streng geschützten Kammmolche, die Mauereidechse und die Zauneidechse. Und Uhus haben hier ihr „Revier“. Allerdings handele es sich dabei um von Falknern ausgewilderte Vögel, die andere Greifvögel angreifen und so Wanderfalken und Waldkauz verdrängen.

2018 steht die nächste Pflege an

Die Steinbruchhalden freizuhalten, sei ein „Dauerpflegefall“. VVS-Vorsitzender Hans-Peter Lindlar meinte, es sei vielleicht auch nicht nötig, die komplette Fläche vom Bewuchs zu befreien. 2018 stehe die nächste Pflege an. Köln habe für die Lotterie damals 200 000 Mark zur Verfügung gestellt. „Wir möchten die Bindung des VVS und des Siebengebirges an Köln wieder stärker herstellen“, sagte er.

Die Waldspaziergänger gingen auf dem Pfad weiter, der genau auf der Grenze zwischen VVS-Gebiet und Staatswaldterrain verläuft. „Um diesen Weg haben wir gekämpft“, bezog sich Schwontzen auf die neue Wegeführung im Siebengebirge. „Sechs solche Wildniserlebnispfade haben wir erhalten.“ Der VVS richtete im Mai 2010 das erste Wildnisgebiet Deutschlands außerhalb der Nationalparks ein. 530 Hektar sind es; hinzu kommen noch Wildnisflächen des Staatsforstes, der NRW-Stiftung und des BUND mit zusammen knapp 400 Hektar.

„Eine offizielle Definition für Wildnisgebiet gibt es noch nicht“, meinte Schontzen. Er konnte sich aber mit dem Ausspruch eines Schweizers anfreunden: Wildnisgebiet sei, wo der Mensch nicht denkt und lenkt, aber seine Erkenntnisse für die „normalen“ Waldgebiete gewinnen kann.

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