Neubeginn mit Sorgen Tafel Königswinter startet am neuen Standort durch

Königswinter · Der Umzug ist geschafft: Die Tafel Königswinter hat ihren neuen Standort bezogen. In die Freude über den Neubeginn am neuen Ort mischen sich aber mit Blick auf Inflation und Energiepreise auch zahlreiche Sorgen.

 Haben nur fürs Foto die Maske kurz abgenommen: Elke Holstein-Knebel (l.) und Barbara Bues helfen ehrenamtlich bei der Tafel Königswinter.

Haben nur fürs Foto die Maske kurz abgenommen: Elke Holstein-Knebel (l.) und Barbara Bues helfen ehrenamtlich bei der Tafel Königswinter.

Foto: Lydia Schauff

Um ein passendes Gebäude muss sich das Team der Tafel Königswinter keine Sorgen mehr machen. Seit voriger Woche läuft der Betrieb in dem Flachbau am Cleethorpeser Platz 5 hinter der Katholischen Kirche Maria Königin des Friedens wieder. Rund drei Wochen dauerte der Umzug von bisherigen Standort am Küferweg, der wegen des geplanten Baus der Unterführung verlassen werden musste, in die neuen Räume. Am Mittwoch wurde das neue Gebäude offiziell eingeweiht.

Es gehört der Kirche und wird an den Awo Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg, der insgesamt vier Tafelstandorte betreibt, vermietet. Allerdings muss die Awo bis Ende des Jahres erstmal nur die Betriebskosten zahlen. Eine kleine Erleichterung für den Verein, der auf Spenden angewiesen ist.

Verein ist auf Spenden angewiesen, um helfen zu können

Die Sorge um einen Standort in Königswinter ist zwar weg, aber in die Freude darüber, mischen sich mit Blick auf die Inflation und die massiv gestiegenen Energiepreise neue Sorgen. „Im Moment funktioniert das alles noch, aber wir wissen nicht, wie sich das noch entwickelt“, sagt Manuela Klock-Rousselli vom Awo-Kreisverband, die die Arbeit der Tafeln koordiniert. Da ist etwa die Frage, wie sich die aktuelle und im Winter womöglich noch verschärfende Situation auf die Spendenbereitschaft auswirkt. Auch die Awo spürt die Kostensteigerungen, muss diese ausgleichen. Andererseits ist die Frage, ob angesichts des immer schwerer zu bezahlenden Lebens nicht künftig mehr Bedürftige von den Tafeln Unterstützung brauchen werden.

Rund 150 Familien mit etwa 350 Einzelpersonen nehmen in Königswinter derzeit die Hilfe der Tafel in Anspruch, haben dafür einen entsprechenden Berechtigungsausweis von der Stadt. Durch die Flüchtlinge aus der Ukraine sei die Zahl derjenigen, die Unterstützung von der Königswinterer Tafel brauchen, stark gestiegen – um rund 35 Prozent schätzt Jonny Natelberg, der als einer von rund 40 Ehrenamtlichen, die Arbeit der Tafel in Königswinter ermöglicht.

Auch an den anderen drei Tafel-Standorten ist die Zahl der Bedürftigen gestiegen. „Teilweise haben wir eine Verdopplung“, sagt Heinz-Willi Schäfer vom Kreisvorstand der Awo Bonn/Rhein-Sieg, der der Ansicht ist, dass es ganz nüchtern betrachtet so etwas wie die Tafeln in einem so reichen Land wie Deutschland eigentlich gar nicht geben dürfte.

Lebensmittelspenden von Supermärkten nehmen ab

Und während der Bedarf zunimmt, nehmen die Lebensmittelspenden von den Supermärkten ab. Das sei auch darin begründet, dass die Läden enger kalkulieren. „Generell ist es ja gut, dass der Überfluss weniger wird“, sagt Barbara König, Geschäftsführerin des Kreisverbandes. Weniger Überfluss bedeute aber in diesem Fall eben auch, dass weniger da ist, um den Mangel auszugleichen. Und deshalb werde manchmal auch improvisiert, wie Jonny Natelberg erklärt. Statt frischem Gemüse kommt dann eben eine Gemüsen-Konserve auf den Tisch.

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