Aufführung in Niederdollendorf Theaterfreunde erinnern sich an Krippenspiel auf Kölsch vor 40 Jahren

Königswinter · Vor 40 Jahren führten Theaterfreunde aus Niederdollendorf erstmal ein Krippenspiel auf Kölsch auf. Das Stück nannte sich „De Chreßnaach von Kölle“. Protagonisten der ersten Stunde erinnern sich.

 Lehrer, Eltern und Schüler der Longenburgschule haben vor 40 Jahren in Niederdollendorf zum ersten Mal das Stück „De Chreßnaach en Kölle“ aufgeführt.

Lehrer, Eltern und Schüler der Longenburgschule haben vor 40 Jahren in Niederdollendorf zum ersten Mal das Stück „De Chreßnaach en Kölle“ aufgeführt.

Foto: Lothar Vreden

Wenn Maria und Josef in rheinischer Mundart parlieren, dann spielt sich die Weihnachtsgeschichte ganz bestimmt am Fuße des Petersberges im Königswinterer Stadtteil Niederdollendorf ab. Vor 40 Jahren führten Lehrer und Eltern und sogar einige Schüler der Longenburgschule im Dezember zum ersten Mal das Stück „De Chreßnaach en Kölle“ auf und wurden vom begeisterten Publikum im Probsthof gefeiert. Eine Erfolgsgeschichte. Denn: Aus dieser Truppe, die als Sproch- un Spelljrupp Niederdollendorf brillierte, wurde das Staatstheater vom Siebengebirge – selbst solche Klassiker wie den „Jedermann“ hatte es schon auf dem Spielplan.

„Oh ja, ich war aufgeregt, aber nach dem ersten Schritt auf die Bühne war das Lampenfieber wie weggeblasen“, erinnert sich Margret Leischner, die als Maria eine der Hauptrollen besetzte. Während sie perfekt op Platt sprechen konnte und sie wohl allein deshalb schon erste Wahl für diese tragende Rolle war, musste Barbara Müller in der Chreßnaach als stummer Stern glänzen – die rheinische Sproch war ihr nämlich fremd. Die beiden bildeten die Spitze des Fördervereins der Schule und hatten die Idee, mit einem Theaterstück Geld in die Kasse des Vereins zu spülen, mit dem damals solche Projekte wie Schaukästen an der Schule finanziert wurden.

Mundart-Autor stellt Stück zur Verfügung

Aber welches Stück würde sich eignen? Original Thiss Koll sollte viele Jahre zuvor ein Stück geschrieben haben. Die Suche blieb leider erfolglos. Hildegard Heinen-Bourbon, von1973 bis 1975 Lehrerin an der Longenburgschule, nutzte ihre Kontakte zu Mundart-Autor B. Gravelott aus Köln und konnte ihn gewinnen, sein Stück den Niederdollendorfer Laienschauspielern zur Verfügung zu stellen.

Hildegard Heinen-Bourbon führte die Regie. „Sie war sehr genau“, berichtet Leischner, die ebenso wie Steffi Seewald aus der ersten Garnitur der Truppe noch immer im Spiel ist – ihre Mitstreiterin als Souffleuse, sie selbst als Mädchen für alles. Doch die Regisseurin kümmerte sich nicht nur um ihre Aufgabe als Spielleiterin, sondern packte überall an, ob beim Kulissenbau oder beim Gestalten der Kostüme. Und ihr Mann Elmar Heinen, das wandelnde Lexikon der rheinischen Sprache, agierte nicht nur als Sprecher – er konnte auch am Ausdruck feilen. Und wenn sich Maria und Josef schon ins Siebengebirge „verirrt“ hatten, dann erhielt das Stück selbstverständlich auch entsprechendes Lokalkolorit, wie es die Theatergruppe bis heute bei jedem Stück durchhält, egal, welcher Regisseur das Sagen hat.

Drei Hirten, drei Könige und eine Schar Frauen

Bei dieser Geschichte geht es um die Geburt Jesu, nur sie spielte eben nicht im Lande Juda, sondern im Raume Niederdollendorf/Köln. Der Verfasser des Stückes hatte die Weihnachtsgeschichte ausgeweitet, indem er neben den legendären drei Hirten und drei Königen noch eine Schar Frauen einbezog, die auf ihre Weise das Kind anbetete. Ein römischer Ausrufer gab zum Auftakt bekannt, dass sich jeder zu einer Zählung in den Ort seiner Geburt zu begeben hätte. Die Wanderschaft von Maria und Josef, ihre Herbergssuche, die Hirten auf dem Feld – all das war zu erleben. Gerade in den Hirtenszenen wirkte die Mundart besonders.

„Ich trug ein hellblaues Kleid mit einem dunklen Mantel“, erinnert sich Leischner, die Willi Becker als Josef an ihrer Seite hatte. Und sie ulkt: „Ich war die erste Jungfrau mit drei Kindern.“ Der Vorteil: Sohn Andreas trat als Kind auf, dessen Sohn Benjamin mimte später auch das Kind aus der Chreßnaach mit einem Pferdchen auf Rollen am Zaum – „Dat Pädje, kannste och ens trekke!“ – und ist mittlerweile für die Beleuchtung zuständig. Ihr Sohn Hubertus ist Grafikdesigner und entwirft noch heute die Plakate wie damals für das erste Stück. Marias echter Ehemann, Kurt Leischner, hatte die Idee, die Kulissen wegen der Platznot einfach aufzurollen. Die Stellwände wurden mit Material aus einer Sackfabrik bespannt, das als Untergrund für die Bemalung diente.

Auch Rektor und Konrektor spielen mit

Im Probsthof war es eng. Aber welche Freude, als die Truppe auch zum Gastspiel ins schicke Honnefer Kurhaus eingeladen wurde. Und eine Ehre sondergleichen war es, als Autor Gravelott sich anlässlich einer hohen Auszeichnung wünschte, dass die Niederdollendorfer einen Ausschnitt aus der Chreßnaach in diesem Rahmen zeigten. Er war übrigens bei der Premiere 1981 im Publikum. Mitwirkende bei der ersten Aufführung waren damals auch Rektor und Konrektor der Longenburgschule, Lothar Vreden und Hans-Werner Selzer, eine Reihe der Lehrerinnen und auch der Schulpflegschaftsvorsitzende Paul Peter Schmidt.

Vreden war der Ausrufer. Selzer, Schmidt und Walter Behr mimten Hirten. „Lehrerin Stefanie Kanther und Karl Kreil kamen als Paar aus Brabant zu den Hirten“, erinnert sich Margot Leischner, die viele Jahre die Vorsitzende des Vereins war, der zunächst bis 1983 unter dem Dach der Freunde und Förderer der Gemeinschaftsgrundschule stand, dann sich unter den Schutz des Kreises der Heimatfreunde Niederdollendorf stellte, ehe die Sproch- un Spelljrupp 1990 ein eigener Verein wurde. Übrigens, zum 25-jährigen Bestehen spielte die Gruppe ihr Premierenstück – ein Aushängeschild.

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