Reportage aus dem Oberhau Trainingsbesuch beim Männerballett "Nit fööhle, sons klatsch' et"

Eudenbach · Seit 2008 gibt es das Männerballett „Nit fööhle, sons klatsch' et“ aus dem Oberhau. Bis zu 25 Einsätze haben sie in einer Session. Wie ist die Gruppe entstanden? Wie läuft so ein Training ab? Eine Reportage.

 Mühle mal anders: Für die neue Choreographie haben sich die „Nit fööhle“-Mitglieder besondere Hebefiguren ausgedacht.

Mühle mal anders: Für die neue Choreographie haben sich die „Nit fööhle“-Mitglieder besondere Hebefiguren ausgedacht.

Foto: Frank Homann

Schottenrock trifft Schottenrock. Als Guido Rudnik einen blitzsauberen Spagat hinlegt, entfährt es Peter Brings: „Ne Jung, komm hu, sonst muss ich dat och noch maache.“ Die Begegnung mit den Kölsch-Rockern backstage in der CJD-Aula ist der Truppe in allerbester Erinnerung. „Echt korrekt, die Jungs“, lautet das einhellige Urteil. Seelenverwandte im Kilt. Auch die Aktiven von „Nit fööhle, sons klatsch' et“ tauschen für ihre Bühnen-Gigs Jeans, Sakko & Co. mit dem beinfreien Karo. Und korrekt, das sind sie sowieso. In dieser Session besteht die sympathische Truppe aus dem Oberhau zehn Jahre.

Montagabend, kurz vor 20 Uhr. Nach und nach trudeln die „Nit fööhle“-Tänzer in der Schulturnhalle in Eudenbach ein. Sportklamotten statt kurzer Rock: Training ist angesagt. Das hat es in sich, Nadine Falk kennt kein Pardon. „Ich bin schon streng“, sagt sie und lacht. Seit zwei Jahren trainiert sie, selbst Tänzerin bei den „Blue Spirits“ Oberpleis und erfahren als Coach verschiedenster Formationen, die „Nit fööhle“-Jungs. Die hat sie gut im Griff. Zweimal die Woche wird trainiert, das ganze Jahr über, nicht nur in der heißen Phase vor Karneval.

Und schon beim Aufwärmen bleibt kein Auge, pardon: keine Stirn trocken. Den Schriftzug „Chefin“ trägt Nadine zu Recht, wie jedes Team-T-Shirt neben dem „Nit fööhle“-Emblem samt Schotte mit Dudelsack den Spitznamen seines Besitzers trägt. Von Jochen „JogyBohne“ Brückner über Robert „Robocop“ Jelinek-Nacke bis zu Klaus „Kessi“ Kessler oder dem Jüngsten im Team, Vincent „Jockey“ Doerges: Jedem hier, im zivilen Leben IT-Fachleute, Vertriebsexperten oder auch Banker, gebührt ihr oder sein jeckes Pseudonym.

Sport mit Spaßfaktor

Wie wichtig das Dehnprogramm ist, zeigt sich wenig später. Musik an, los geht's: Komplizierte Schrittfolgen, Hebefiguren, Wurftechniken und Pyramiden, schon allein die flotte Choreographie straft den Begriff Männer-Ballett Lügen. Sport mit Spaßfaktor, das wäre die passendere Umschreibung. Findet auch Prinz Bodo I. (Efferoth), der der „geilsten Männertruppe“, in der Dieter „DocD“ Rohrmeier mit 62 nur den Jahren nach als Alterspräsident fungieren könnte, einen Besuch abstattet. Und der flüssige Wegzehrung dabei hat – für nach dem Training.

„Kein Bier vor dem Auftritt“, nennt Volker Jünemann, der vor Jahren nach einer Einladung zur Weiberfastnachtstour als „Joker“ hängenblieb und diesen Spitznamen behalten hat, eine eiserne Regel. Und verzieht dabei nur angeblich verzweifelt das Gesicht. Auch da ist Nadine unerbittlich. „Und das ist auch besser so“, ergänzt Jörg „Elmi“ Elmer. Nicht nur für Bewegungswunder Guido Rudnik, dem neben dem Spitznamen „Guru“ schon mal das Prädikat „Mariechen“ verliehen wird, oder Rene „Eggi“ Egert, der nicht weniger mariechen-gleich hochgeworfen wird. Was wiegt wohl so ein Mariechen? „Nach Weihnachten immer mehr“, kommt da sofort mit einem Grinsen zurück.

„Wir haben geduldige Frauen“

Während auch Michael „Zumba“ Schneider, Fabian „Bones“ Severin, Bernd „McFronk“ Vasters, Ulf „Langavulin“ Unger und Detlev „Webster“ Weber weiter an den Schritten feilen, zückt Ex-Tänzer Michael „Paparazzi“ Fuhr die Kamera fürs „Nit Fööhle“-Familienalbum. Er und Thomas „20er“ Göthe vom Betreuerstab, dem zudem Nicole Müsegaes angehört, können mit Aufnahmen aus der Gründungszeit aufwarten.

Acht Väter taten sich 2008 für den Kindergartenabschied ihres Nachwuchses zusammen, schlüpften in Tutus – und fanden solchen Spaß daran, dass sie weitermachten. Exakter noch, die Truppe schlug derart ein, dass es Anfragen über Anfragen gab. „Es gibt uns nur, weil das Publikum uns wollte“, so Guido Rudnik, neben Detlev Weber einer der verbliebenen Mitgründer. Und, „wir haben geduldige Frauen“.

Bis zu 25 Einsätze pro Session

Die Tutus hatten schnell ausgedient. Warum ausgerechnet Schottenröcke? Jörg Elmer mit einem Schmunzeln: „Die gab's günstig bei Deiters.“ Auch ein Name war flugs gefunden. „Kam halt schon mal vor, dass man angefasst wird. Ein Name als Selbstschutz gewissermaßen“, witzelt Guido Rudnik. So viel Beinfreiheit ist halt verlockend im heutzutage selbstredend maßgeschneiderten Rock.

Die Truppe wuchs, wurde mit jährlich neuer Choreographie immer perfekter. Und blieb doch dem Motto treu, nicht alles – und vor allem nicht sich selbst – dabei zu ernst zu nehmen. „Das macht halt richtig Spaß“, spricht Klaus Kessler allen aus dem Herzen. Und was vor allem? „Eine volle Weibersitzung“, pariert Lutz „McLu“ Klasen spontan. Dafür dürfte auch in dieser Session gesorgt sein. Immerhin stehen alleine an Weiberfastnacht fünf Auftritte in sicher wieder prallvollen Sälen an. „Wobei der fünfte dann schon weh tut“, wie Jörg Ellmer einräumt. Auf bis zu 25 Einsätze kommt „Nit fööhle, sons klatsch' et“ in der gesamten Session.

Danach heißt es für die weiblichen Fans, warten bis mindestens zum Elften im Elften. Denn „wir sind ein reiner Karnevalsverein“, so Guido Rudnik. Auf das zweite „ö“ im Namen legen die Jungs übrigens gesteigerten Wert. Obwohl, wenn Jörg Elmer die Stimmbänder wie jetzt zu Ehren von Bodo I. beim jecken Schlachtruf zum Beben bringt, dann können es gerne auch mal ein paar mehr sein. Denn statt „Dreimal Alaaf“ heißt es dann – „Dreimal nit fööööööhle... sons klatsch' et“.

Kontakt im Internet unter www.nitfoehle.de

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