Tourismus in Königswinter "Übernachtungsgäste sind wichtig"

Die Übernachtungszahlen in Königswinter sind im vergangenen Jahr etwas zurückgegangen, dafür besuchen mehr Tagestouristen die Stadt. Der Geschäftsführer der Tourismus GmbH, Oliver Bremm, äußert sich im Interview zu den Entwicklungsmöglichkeiten in der Altstadt und den Vorbereitungen für die 1000-Jahr-Feier.

Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch: Drachenfels und Schloss Drachenburg locken Touristen ins Siebengebirge.

Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch: Drachenfels und Schloss Drachenburg locken Touristen ins Siebengebirge.

Foto: Frank Homann

Herr Bremm, die Tourismus Siebengebirge GmbH hat sich ja mit Ortsvereinen zusammengesetzt, um die Ersterwähnung Königswinters als Winetre vor 1000 Jahren gebührend zu feiern. Wie läuft's?
Oliver Bremm: Sehr gut. Unsere dritte Hauptveranstaltung soll ja der Markt "Villa Winetre" am 19. und 20. September sein. Bislang haben sich mehr als 20 Beschicker angemeldet. Deshalb haben wir schon einen ersten Flyer gedruckt, der auf das Wochenende hinweist. Und wer noch mitmachen will, bitte melden!

Wer wird denn kommen?
Bremm: Eine bunte Mischung: Es wird ein Mittelalterlager geben, ein Bierbrauer hat sein Kommen ebenso zugesagt wie ein Handwerker, der Bogen herstellt.

Sie haben die Möglichkeit, die Feier der Ersterwähnung gemeinsam mit engagierten Bürgern auf die Beine zu stellen, als Chance bezeichnet: Spüren Sie den Willen dazu aus der Bevölkerung?
Bremm: Regelmäßig besuchen uns Königswinterer, die Ideen haben und sich Gedanken machen. Da kommen viele Initiativen zustande. Beispielsweise gibt es jetzt Überlegungen, den Festumzug beim Winzerfest unter das Motto des Jubiläums zu stellen. Eine tolle Idee, nicht nur für die Bürger, sondern auch für Touristen.

Apropos Touristen: Die Übernachtungszahlen 2014 sind im Vergleich zu 2013 zurückgegangen...
Bremm: Wir haben Verluste hinnehmen müssen, das stimmt. Die sind vor allem darauf zurückzuführen, dass einige traditionelle Häuser ihren Betrieb eingestellt haben. Das schlägt sich sofort in den Übernachtungszahlen nieder, die aber mit fast 240 000 pro Jahr immer noch auf recht stabilem Niveau liegen.

Warum finden diese Häuser keine Nachfolger?
Bremm: Es sind in der Regel Hotels und Pensionen, die über 20 bis 30 Zimmer verfügen. Familienbetriebe, deren Kinder aber im Job sind und kein Interesse an einer Übernahme haben. Damit die Rendite stimmt, braucht man heute in der Regel 50 bis 60 Zimmer. Die Branche hat sich eben gewandelt in den vergangenen Jahren. Wir freuen uns aber, wenn beispielsweise ein Hotel Wenzel, wenn auch in anderer Form, wieder an den Start geht, oder das Hotel Krone weitergeführt wird.

Der Landschaftsverband Rheinland hat den Jugendhof an einen österreichischen Investor, die Jugend- und Familiengästehäuser Holding GmbH, verkauft. Was versprechen Sie sich davon?
Bremm: Das ist eine tolle Nachricht. Wir gehen davon aus, dass die Jugendherberge 15 000 bis 20 000 Übernachtungen pro Jahr zählen wird. Und es ist genau die Klientel, die die Stadt Königswinter mit den Investitionen in ihre Attraktionen erreichen will.

Als die wären?
Bremm: Im Grunde die gesamte Achse vom Rhein bis zum Berg, das Drachenfelsplateau mit Schloss Drachenburg, die sanierte Nibelungenhalle oder der Natursteig Sieg und auch die Nähe zu Bonn. Ich denke, bei den Natur- und Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche kann man weiteres Potenzial ausschöpfen. Die Tourismus Siebengebirge GmbH steht im engen Kontakt mit dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge, um Kurse noch lebhafter zu gestalten.

Wo sehen Sie als Touristiker Schwachstellen in der Infrastruktur?
Bremm: Besser könnte es sicher in der Altstadt laufen, obwohl ich den Eindruck habe, dass die Geschäftsleute positiver gestimmt sind, als das vor einigen Jahren noch der Fall war. Und die Diskussion um ein Factory Outlet Center hin oder her: Bobby- und Rheingoldgelände müssen dringend angepackt werden, um den Weg vom Rhein hinauf zum Berg attraktiv zu gestalten. Dazu muss eine neue Querung der Bahn möglichst schnell gebaut werden.

Kürzlich hat die NRW-Stiftung den Rhein-Sieg-Kreis und Stadt dazu aufgefordert, sich am Betrieb von Schloss Drachenburg zu beteiligen. Welche Bedeutung hat das Schloss als Anziehungspunkt?
Bremm: Auf dem Drachenfelsplateau haben wir im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2,5 Prozent mehr Besucher registriert. In diesem Jahr gehen wir von rund 550.000 Besuchern aus. Das Schloss hat einen guten Anteil an dieser Entwicklung. Man sollte tun, was man kann, um dieses wichtige Ensemble zu unterstützen, gleiches gilt für die Klosterlandschaft Heisterbach.

Bei den Tagestouristen konnte ja ein Zuwachs registriert werden. Ist es auch Teil Ihrer Strategie, sich mehr auf diese Klientel zu konzentrieren?
Bremm: Nein. Die Übernachtungsgäste sind wichtig, nicht zuletzt weil sie wesentlich mehr Geld in der Region lassen. Wir werden als Tourismus Siebengebirge GmbH jeden unterstützen, der ein Hotel oder eine Pension eröffnen oder erhalten will. Das Geschäft ist aber, wie schon gesagt, schwerer geworden. Immobilienentwickler können oft das Drei- oder Vierfache für ein Baugrundstück zahlen.

Zur Person

Oliver Bremm hat vor 18 Jahren die Geschäftsführung der Tourismus Siebengebirge GmbH übernommen. Der 52-jährige studierte Betriebswirt hat sich schon während des Studiums auf die Fachrichtung Tourismus/Verkehrswesen spezialisiert.

Der Familienvater Oliver Bremm ist verheiratet. Seine Hobbys sind Wandern, Radfahren und der Garten.

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