Führung der Adenauer-Stiftung auf dem Petersberg Und ewig lockt der "Alte"

KÖNIGSWINTER · "Schreiten Sie!" Gerade war Gabriele Grupe, die Besucherführerin der Stiftung Konrad-Adenauer-Haus, in der Rotunde des Steigenberger Grandhotels Petersberg angelangt, da animierte sie die Teilnehmer ihrer Hausführung, die Treppe so zu gehen wie die Damen bei Staatsempfängen.

"Die Stufen sind extra flach, um den Damen in ihren langen Roben das Schreiten zu ermöglichen", erklärte sie den Zuschnitt dieser Freitreppe.

Für Antonia (7) und Friederike (5) war diese Stiege dann auch gleich das Highlight des ganzen Hotels. Die Schwestern schwärmten: "Das ist wie in der Geschichte von der Eiskönigin." Für ihre Eltern Patrick und Yvonne Hopmann aus Alfter war dann doch eher das gesamte Bauwerk und die Geschichte des Petersberg-Hotels von ausschlaggebender Bedeutung. "Ich bin erstaunt, wie groß das Gebäude ist", sagte die Mutter der beiden Mädchen.

Das Interesse an diesen von der Rhöndorfer Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus organisierten Visiten auf dem Petersberg, wo Konrad Adenauer und viele gekrönte Häupter und Staatschefs Geschichte schrieben, ist ungebrochen. 50 Besucher erfuhren gestern in zwei Gruppen eine Menge Historisches und auch nette Anekdoten über die Herberge; sie durften auch das alte Deckengemälde vor der Präsidentensuite besichtigen und von der Terrasse aus den Traumblick genießen.

Gabriele Grupe machte einen Rundumschlag in Sachen Petersberg, erzählte von den Wallfahrten auf den Berg und zeigte die Kapelle, die früher eine ausfahrbare Kanzel hatte.

4711-Fabrikant Ferdinand Mülhens, der das erste Hotel der Familie Nelles von 1889 ersteigerte und es zu einem Kurhotel umbauen ließ, das 1914 eröffnet und wegen Ausbruch des Ersten Weltkriegs gleich wieder geschlossen wurde, musste auch die Kapelle erhalten. "Er ließ in einem Deckengemälde seine Schwestern Marie und Luise abbilden."

Wiege der Bundesrepublik

Am Portikus mit dem Petruskopf zeigte die Referentin Einschusslöcher in einer Säule als Relikt des Zweiten Weltkriegs. In seiner Folge erlangte das Hotel eine neue Bedeutung, wurde Sitz der Alliierten Hohen Kommissare und Wiege der Bundesrepublik Deutschland.

Natürlich berichtete Grupe in der Halle Thüringen von der berühmten Teppichszene vom 21. September 1949, als Adenauer die Mitglieder der ersten Bundesregierung vorstellte und bewusst zu den Kommissaren auf den Teppich trat, um symbolisch den Anspruch der Bundesrepublik auf Gleichberechtigung zu verdeutlichen. "Der Teppich ist aber verschwunden." Noch original vom alten Hotel erhalten ist der Kamin mit den Holzschnitzereien an den Säulen nach dem Umbau und der Wiedereröffnung als Bundesgästehaus im Jahr 1990.

Mit Gabriele Grupe ging es dann weiter in den Marmorsaal und durch die Galerie mit dem umwerfenden Blick. "Der Präsidentensalon und der Konferenzsaal wurden schuss- und abhörsicher eingerichtet." Auch in den Bankettsaal für rund 220 Personen führte Grupe die Gruppe.

"Früher war hier eine Spiegeldecke. Aber Bundesbauminister Oscar Schneider sagte beim Umbau: ,Kommt nicht infrage, sonst schauen die Herren an die Decke und den Damen ins Dekolleté.?"

Historische Hausführungen bietet die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus auch 2016 an. Dazu stehen die Termine noch nicht fest. 2015 sind die Führungen ausgebucht. Info: www.adenauerhaus.de

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