Forschungsstation Frankenforst in Königswinter Forscher der Uni Bonn wollen Geflügelhaltung verbessern

Siebengebirge · Auf Gut Frankenforst in Königswinter-Vinxel erforscht ein Team der Uni Bonn die Bedürfnisse von Legehennen. Sie wollen herausfinden, unter welchen Bedingungen sich die Hühner am wohlsten fühlen. Die Versuche im Stall werden digital gesteuert.

 Ein Stall nach ihrem Geschmack: Auf Gut Frankenforst wird von der Beleuchtung bis zur Einstreu alles auf den Bedarf der Hühner ausgerichtet.

Ein Stall nach ihrem Geschmack: Auf Gut Frankenforst wird von der Beleuchtung bis zur Einstreu alles auf den Bedarf der Hühner ausgerichtet.

Foto: Frank Homann

Mit leicht schräg gelegtem Kopf blinzeln unzählige Hühner durch das große Glasfenster in ihrem neuen Stall auf der Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn in Königswinter-Vinxel. Während sich die braunen Hennen fast die ungekürzten Schnäbel an der Scheibe platt drücken, verstecken sich ihre weißen Kollegen nebenan unter ihrer Voliere. „Die weißen Hühner sind eher schüchtern. Das hängt von der Rasse ab“, erklärt Sonja Hillemacher.

Die 27-jährige Doktorandin arbeitet mit beim Forschungsprojekt „Open Livestock in der Landwirtschaft – Moderne Geflügelhaltung aus der biologischen Perspektive des Huhns“ der Uni Bonn, das vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen für drei Jahre mit 160.000 Euro gefördert wird. In einem neuen Hühnerstall auf der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst möchten Projektleiterin Inga Tiemann und ihr Forscherteam herausfinden, wie die Hühnerhaltung verbessert werden kann. Dafür sind Ende April rund 1000 Legehennen in das hochmoderne Stallgebäude eingezogen. „Wir möchten die Haltungsumwelt wieder mehr dem Tier anpassen“, sagt Hillemacher.

 Umringt von ihren Mädels: Sonja Hillemacher.

Umringt von ihren Mädels: Sonja Hillemacher.

Foto: Frank Homann

Im angrenzenden Computerraum, wo die Lichtverhältnisse, die Belüftung und die Temperatur im Stall digital gesteuert werden können, stülpt Hillemacher weiße Überzieher über ihre Schuhe. „Das ist wegen der Hygienevorschriften verpflichtend.“ Als die Doktorandin die Tür zu den Stallungen öffnet, blicken „ihre Mädels“ bereits erwartungsvoll um die Ecke. In dem Stall stellen die Forscher die üblichen Bedingungen in einem konventionellen Geflügelbetrieb nach. Hier leben die Hühner meistens in Volieren. Im hinteren Bereich kann das Federvieh zudem an die frische Luft in ein Freigehege spazieren. „Auch wenn auf der Eierpackung im Supermarkt Bodenhaltung steht, kommen die Eier in der Regel aus Volierenhaltung“, erklärt die Doktorandin.

Um Versuche durchzuführen, ist der Stall in sechs Bereiche aufgeteilt. In jeweils drei Abteilen leben jeweils 180 Hühner zweier unterschiedlicher Rassen. Um zu erforschen, ob eine Änderung im Stall einen Einfluss auf das Wohlbefinden seiner Bewohner hat, gibt es Versuchs- und Kontrollgruppen. „Nur so sind valide Ergebnisse möglich.“

Einfluss von Licht auf Hühner ist Teil Forschung auf Gut Frankenforst

 Guck mal, wer da zu Besuch ist: Die braunen Hühner sind ziemlich neugierig.

Guck mal, wer da zu Besuch ist: Die braunen Hühner sind ziemlich neugierig.

Foto: Frank Homann

Derzeit testen die Forscher, welchen Einfluss das Licht auf die Hühner hat. „In herkömmlichen Ställen werden in der Regel Glühbirnen eingesetzt. Hühner können jedoch ein größeres Lichtspektrum wahrnehmen, daher flackert Glühbirnenlicht für sie“, sagt Hillemacher. „Und das bedeutet Stress.“ Im Stall auf der Forschungsstation kommen daher LEDs zum Einsatz. Durch das Licht können die Forscher den Stall in verschiedene Funktionsbereiche einteilen.

Weil die Tiere gerne auf höher gelegenen Plätzen schlafen – in der Natur schützen sie sich so vor Angriffen durch Fressfeinde – geht die Beleuchtung über den Sitzstangen auf der obersten Voliere zuletzt aus. Die Hühner folgen dem Licht nach oben zu ihren Schlafplätzen. „Am Anfang habe ich die Mädels jeden Abend selber ins Bett gebracht. Durch das Licht gehen sie jetzt von alleine nach oben“, berichtet Hillemacher.

Jeden Mittwoch überprüft sie, wie es ihren Hühner geht. Das erkenne man unter anderem am Gewicht der Tiere und an einem gesunden Gefieder. Zudem sind „,neugierige Tiere grundsätzlich die gesünderen“, weiß Hillemacher.

Umdenken bei Verbrauchern für bessere Geflügelhaltung notwendig

In Zukunft möchte das Forscherteam auch testen, welche Auswirkungen die Belüftung und das Einstreu auf die Tiere haben. Auch die Form der Sitzstangen soll an die empfindlichen Hühnerfüße angepasst werden. Ein unterteilter Futterbereich soll verhindern, dass ranghohe Tiere ihre rangniedrigeren Artgenossen picken.

Um die Maßnahmen für mehr Tierwohl auch in großem Stil in die Praxis umsetzen zu können, brauche es jedoch auch ein Umdenken bei den Verbrauchern, meint die Doktorandin. „Es ist nicht richtig, immer den Landwirten den schwarzen Peter zuzuschieben. Die Verbraucher müssen nicht nur sagen, dass sie die teuren Eier kaufen, sondern dies auch tun“, fordert die junge Wissenschaftlerin.

Auch der Einzelhandel könnte durch höhere Eierpreise einen Betrag für mehr Tierwohl leisten, ist sie überzeugt. „Die meisten Landwirte sind gewillt, etwas zu machen. Das muss aber auch finanziell umsetzbar sein.“

Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt gibt es auf www.frankenforst.uni-bonn.de. Nach Absprache können interessierte Besucher den Hühnerstall besichtigen.

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