Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft Oberdollendorf Unterwegs mit Kiepe und Böölsche

OBERDOLLENDORF · Klingelingeling, klopf an - die Mitglieder der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft Oberdollendorf werden an zwei Januar-Samstagen wieder mit Kiepe (Korb), Schlenderpursch (Krug) un Böölsche (Trinkgefäß) sowie der Sammelbüchse vor den Haustüren ihres Heimatortes stehen und um eine Spende bitten.

 Die Oberdollendorfer Junggesellen auf ihrem Bettelgang.

Die Oberdollendorfer Junggesellen auf ihrem Bettelgang.

Foto: Frank Homann

Und dann erklingt immer wieder das Lied: "He wunnt der Herr vun Dibbedibbedibb, der hät noch Wing em Fass..." Mit Präsident Felix Ting sprach Roswitha Oschmann.

Dieses Bettelgang-Lied sollte jedes neue Mitglied sofort draufhaben?
Felix Ting: Das beherrscht jeder recht schnell.

Weil es Ehrensache ist, beim Bettelgang dabei zu sein?
Ting: Ich bin stolz darauf, dass wir bedürftigen Menschen mit unserem Bettelgang helfen können. Um die 15 Leute stellen sich jedes Mal ein, die in Grüppchen straßenweise die Häuser abklappern. Dieser karitative Aspekt unterscheidet uns von den meisten Junggesellenvereinen. Wir sind als Bruderschaft Teil unserer katholischen Pfarrgemeinde Sankt Laurentius. Diese Form der Bruderschaft ist im Erzbistum Köln nur in Oberdollendorf bekannt. So besuchen wir auch an den Samstagen vor Ostern und Weihnachten die in Altenheimen lebenden Senioren aus dem Königswinterer Talbereich. Bisher haben wir das mit dem Jugendleiterkreis zusammen gemacht, künftig gehen wir allein.

Kostet es Sie Überwindung, zum Betteln loszuziehen?
Ting: Anfangs war es befremdlich. Aber längst habe ich Spaß daran, einen ganzen Tag mit Freunden zu verbringen und dabei auch noch etwas Gutes zu tun.

Und wofür ziehen Sie diesmal los?
Ting: Wir haben drei Projekte ausgewählt. Wir sammeln für Menschen im Ort, die auf fremde Hilfe angewiesen sind. Ein Drittel unseres Sammelerlöses stellen wir dafür der Pfarrgemeinde zur Verfügung. Jeweils ein Drittel ist für das Waisenhaus in Opoczno im polnischen Bistum Radom und für die Finanzierung der Ausbildung von Priesterkandidaten in der Priesterhochschule des Bistums Kinkala im Kongo bestimmt.

Wie viel Geld kommt im Schnitt zusammen?
Ting: Im Vorjahr waren es 3300 Euro.

Wie geraten Sie an diese Projekte?
Ting: Wir fördern bewusst Projekte, zu denen wir einen direkten Bezug haben. Das Waisenhaus liegt in der Heimat unseres Pfarrers Dariusz Glowacki. Aus dem Bistum Kinkala kam unser ehemaliger Kaplan Charles Moukala. Im vergangenen Jahr haben wir den Bau einer katholischen Schule in Maziamu im Kongo, wo unser jetziger Kaplan Albert Kikakulu engagiert ist, unterstützt. Dieses Projekt werden wir im nächsten Jahr wieder bedenken. Aber mit dem Sammeln für bedürftige Menschen unseres Dorfes hat der Bettelgang überhaupt angefangen.

Seit wann gibt es den?
Ting: Das ist leider nicht ohne Weiteres nachzuvollziehen. Ehrenpräsident Franz Hubert Werner Sand ist sich sicher, dass es den Bettelgang schon vor der Jahrhundertwende gab. Auch das Zitat von Theodor Enkel, Präsident in der Zeit von 1901 bis 1929, lässt vermuten, dass die Tradition des Bettelganges wesentlich älter ist. Er sagte während seiner Amtszeit, wann genau ist nicht überliefert: "Himmel und Erde werden vergehen, aber der Bettelgang bleibt bestehen."

Wie läuft das eigentlich mit dem mysteriösen Herrn von Dibbedibbedibb?
Ting: Das Dibbedibbedibb hat der unbekannte Erfinder des Liedes dem Klang einer alten Schreibmaschine beim Pünktchenschreiben nachempfunden. Die Pünktchen sind wie Platzhalter für den Namen des Angesprochenen beim Bettelgang. Wir klingeln an der Tür, bieten einen Schluck Wein an, bitten um eine großherzige Spende und singen dieses Lied. Unterwegs werden uns oft Kaffee oder Tee angeboten. Viele Oberdollendorfer warten schon auf unser Erscheinen. Zum Mittagessen gehen wir zu den Eltern, und abends hat die Wirtin der Bauernschenke uns auch schon beköstigt.

Erinnern Sie sich an ein kurioses Erlebnis?
Ting: Vor ein paar Jahren sammelten wir im Weingut Blöser, während eine Gruppe holländischer Touristen dort eine Weinprobe erlebte. Wir sangen noch weitere Lieder unserer Bruderschaft und wurden von den Touristen sogar gefilmt. Ein besonderes Ereignis war auch der Besuch von 15 polnischen Kindern aus dem Waisenhaus im vergangenen Sommer. Wir haben mit ihnen Fußball gespielt und am Abend im Weinhaus Lichtenberg Eis gegessen. Das hat mich persönlich sehr berührt. Zu Weihnachten kam eine Karte von den Kindern.

Info: Bettelgänge finden am Samstag, 24. Januar, von 10 bis 18 Uhr im südlichen Teil Oberdollendorfs einschließlich Bachstraße und am 31. Januar im nördlichen Teil Oberdollendorfs und Römlinghoven statt. Die Spende kann auch überwiesen werden - das Pfarramt stellt Spendenquittungen aus.

Zur Person

Felix Ting (22) ist seit sieben Jahren Mitglied der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft und seit 2013 ihr Präsident. Der Oberdollendorfer studiert Maschinenbau, absolviert parallel eine Ausbildung. Bei der Kinderkirmes im Kindergarten Sankt Laurentius war er König.

Dieser Titel steht für ihn bei der Junggesellen-Bruderschaft noch aus. Und: Als Sternsinger hat er Übung im Sammeln und Singen vor den Häusern gewinnen können. Er vertritt im Dekanatsrat jene Bruderschaften, die keine Schützenbruderschaften sind.

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