Musiker aus Rauschendorf Valentin Annerbo träumt von der Trompeter-Karriere

RAUSCHENDORF · In Valentin Annerbos Welt dreht sich alles ums Musizieren mit der Trompete. Der 17-jährige Jugend-Musiziert-Bundespreisträger aus Rauschendorf plant ein Studium in Berlin und träumt von New York.

Man erwartet jeden Moment Pippi Langstrumpf, die durch den wilden Garten tobt, auf dem Trampolin hüpft oder sich unter dem alten Nussbaum in die Nestschaukel fallen lässt. Nicht völlig abwegig, denn Valentin Annerbos Vater stammt aus Schweden, und die Villa Kunterbunt stand Pate für Garten und Baumhaus. Martin Annerbo hat es gebaut, als Valentin und seine drei Geschwister klein waren. Bei vielen Kindergeburtstagen und Spielnachmittagen mit ihren Freunden sind sie darin herumgeklettert.

Inzwischen sind alle groß, und jetzt sitzt Valentin Annerbo mit seiner silbernen Schagerl-Trompete auf dem „Balkon“ des Baumhauses. Der 17-Jährige bläst kraftvoll die ersten Takte von Richard Strauss' Alpensinfonie – „meine Lieblingssinfonie“. Statt in die Alpen tönt die Trompete über die Rauschendorfer Felder und in Richtung Oelberg.

Keine Beschwerden von Nachbarn

Hier ist Valentin aufgewachsen und hier hat er das ideale Umfeld, um seine große Passion, das Trompetenspiel, auszuleben, wie er erzählt. „Die Bedingungen, um das zu werden, was ich werden will, sind hier sehr gut“, sprudelt es aus dem 17-Jährigen heraus. Denn eins sei in Rauschendorf zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich: das Spielen auf seinem absoluten Lieblingsinstrument. Noch nie habe sich ein Nachbar beschwert, noch nicht einmal jene Nachbarin, deren Haus an Valentins Zimmer angrenzt. Und da bekommt sie einiges mit, denn dort oder in der Küche, nachts mit Rücksicht auf die schlafenden Eltern mit Dämpfer, übt er zu jeder Tages- und Nachtzeit. In seinem Zimmer bewahrt er seine Instrumente, verschiedene Trompeten, sorgsam auf.

Der junge Rauschendorfer ist im Mai in Lübeck Jugend-musiziert- Bundespreisträger geworden. Er spielt seit 2014 im Bonner Jugendsinfonieorchester, seit 2017 im Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen. Er nimmt seit 2014 Unterricht beim Solotrompeter des Bonner Beethoven Orchesters, Gregor Leczkowski, und seit 2017 bei Professor Tobias Füller in Mülheim/Ruhr. Im Juni wirkte er bei der Aufführung von Dvoraks 9. Sinfonie im Bonner Telekom Dome im Beethoven Orchester mit – und genoss es in vollen Zügen. „Es gibt für mich nichts Besseres, als in so einem großen Orchester so tolle Werke zu spielen. Ich will das mein Leben lang machen.“ Seit einigen Wochen ist Valentin Jungstudent an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Nebenbei macht er sein Abitur am Beueler Kardinal-Frings-Gymnasium.

Ziel: Musikstudium in Berlin

Noch nimmt Schulisches ein paar Balken in seinem digitalen Terminkalender ein, aber genauso viele, wenn nicht mehr Eintragungen und sein Eifer gelten Proben, Konzertauftritten, Unterrichtsstunden und Vorspielterminen. Sein Ziel hat Valentin klar vor Augen: Mit dem Abi in der Tasche will der Rauschendorfer im kommenden Jahr an der Universität der Künste in Berlin das Musikstudium beginnen. Fest im Blick hat Valentin auch bereits, bei welchem Professor: Gábor Tarkövi.

Ein Foto, das den Solotrompeter der Berliner Philharmoniker zusammen mit dem berühmten Jazztrompeter Wynton Marsalis zeigt, hat der Nachwuchsmusiker an seine Zimmerwand gepinnt. Tarkövi ist sein Vorbild, eines Tages selber bei den Philharmonikern engagiert zu sein, Valentins Traumjob. Dass er sich täglich mehrere Stunden mit Etüden beschäftigt, sogenannte Flow Studies spielt, ist ihm keine Last – er liebt ja das Üben. „Ich nehme die Trompete jeden Tag mit zur Schule, denn wenn ich eine Freistunde habe, kann ich dort üben.“

Traum von New York

Im Studium vielleicht an die renommierte Juilliard-School für Trompete in New York zu gelangen, „ist ein großer Traum von mir. Ich liebe Jazz-Improvisationen, aber die Job-Chancen sind auf dem Gebiet der klassischen Musik deutlich besser“. Es zieht Valentin unweigerlich hinaus aus dem Siebengebirge: „Die Natur hier ist sehr, sehr schön, aber ich mag auch das Lebendige und die Produktivität der Stadt“, erzählt der junge Mann.

Die Trompete samt Übedämpfer begleitet ihn überall hin – mal ist es die silberne Schagerl, die ihm seine Eltern geschenkt haben, mal eine andere aus seiner Sammlung, etwa die amerikanische Vincent Bach B-Trompete, die er auf der Kursfahrt nach Spanien dabei hatte. Auf Exkursion mit dem Erdkunde-Leistungskurs nach Frankfurt nahm er die praktische Taschentrompete mit.

Jetzt sind Ferien, da geht's in schwedische Weiten nach Falun. Und es wird weithin über den See tönen, wenn Valentin übt.

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