Malen gegen die Corona-Tristesse Virtuelles Projekt in Königswinter lockt Maler aus der ganzen Republik

Königswinter · Elvira Schmitz aus Heisterbacherrott hat das virtuelle Kunstprojekt „MalZeit am Montag“ ins Leben gerufen. Inzwischen sind mehr als 100 Hobbykünstler dabei. Die Aufgabenstellung kommt per E-Mail.

 Montagsmaler aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligen sich an dem Kunstprojekt von Elvira Schmitz.

Montagsmaler aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligen sich an dem Kunstprojekt von Elvira Schmitz.

Foto: Frank Homann

Mit Pinsel und Farbe gegen Sorgen und Kummer, Frust oder Langeweile: Gerade jetzt, wo das öffentliche Leben auf ein Minimum zusammengeschrumpft ist, ist es höchste Zeit, kreativ zu werden – findet Kunsttherapeutin Elvira Schmitz aus Heisterbacherrott. Sie ist überzeugt: „Kreativität entspannt und fördert das Wohlbefinden, hilft mit belastenden Lebenssituation besser umzugehen und trägt so aktiv zur physischen und psychischen Gesundheit bei.“

Für alle, die noch den entscheidenden Impuls brauchen, Anregungen suchen, sich über einen Austausch mit Gleichgesinnten freuen oder bei den ersten künstlerischen Gehversuchen ein wenig an die Hand genommen werden möchten, hat sie die „MalZeit am Montag“ ins Leben gerufen.

Mehr als 100 Hobbykünstler vom Anfänger bis zum Könner

Mittlerweile sind es weit mehr als 100 Hobbykünstler, vom Anfänger bis hin zum Könner, die sich an der Online-Aktion „Mit Mail und Farben gegen Corona“ beteiligen.

Jeden Montag erhalten die Teilnehmer eine E-Mail von Schmitz. Der Inhalt: eine selbst geschriebene Geschichte oder ein Gedicht, dessen Thema dann künstlerisch umgesetzt werden soll. Wie und mit welchem Malmaterial, ist jedem freigestellt. „Die Freude am Gestalten und der Sieg über die Corona-Tristesse stehen im Mittelpunkt“, betont Schmitz, die als Referentin in der Erwachsenenbildung für bildende Kunst und Kunsttherapie unter anderem auch in der Hospiz- und Palliativarbeit tätig ist.

Sie weiß aus Erfahrung: „In einem Bild kann man durch Farben viel besser Gefühle ausdrücken, als das mit Worten möglich ist“. Das kann in belastenden Situationen sehr hilfreich sein, denn wer in der Lage ist, negative Emotionen wie Angst oder Kummer auszudrücken, kann sie dadurch auch ein Stück weit weggeben.

Teilnahme ist kostenfrei

Die Idee zu dem Projekt hatte die Kunsttherapeutin bereits Mitte März, als sämtliche Kurse und Angebote aufgrund des Coronavirus abgesagt werden mussten. „Da habe ich mir überlegt, wie man die Inhalte auch mithilfe von Texten, die per Mail verschickt werden, vermitteln kann.“ Die Teilnahme ist kostenfrei. Unterstützt wird die Aktion von der Familienbildungsstätte in Bonn sowie dem Netzwerk Hospiz- und Palliativversorgung Bonn/Rhein-Sieg, die auf ihren Webseiten auf die „MalZeit am Montag“ hinweisen.

Die Resonanz ist groß – mittlerweile erhält Schmitz tagtäglich neue Anfragen von Interessenten. Längst kommen die Montagsmaler nicht mehr nur aus dem Köln-Bonner-Raum, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet. „Sogar aus Indien hat sich eine Frau gemeldet, die an der Aktion teilnimmt.“ Der Kontakt ist über eine Kursteilnehmerin entstanden, die die indische Ärztin inspiriert, doch auch „etwas Gutes für sich zu tun“.

Die Texte für ihre Montagsmaler lässt sich die Kunsttherapeutin selbst einfallen. Sie tragen Titel wie „Der innere Gärtner“ oder „Aus der Quelle schöpfen“. Dabei handelt es sich weniger um Geschichten im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr um Einladungen, sich auf Spurensuche oder Entdeckungsreise zu begeben. „Ich versuche, die Fantasie der Menschen anzuregen, sodass eigene Bilder entstehen können.“

Positives Feedback

Die Teilnehmer entscheiden selbst, ob sie das, was sie auf Papier oder Leinwand gebracht haben, abfotografieren und mit Schmitz oder sogar mit anderen Montagsmalern teilen möchten. „Anfangs haben sich die Leute nicht so recht getraut“, berichtet Schmitz. „Mittlerweile bekomme ich aber recht viele Werke zugeschickt und darf sie auch an die Gruppe weitergeben.“ Das Feedback sei überaus positiv.

Viele schreiben auch einige Zeilen zu ihren Bildern. Dabei klingt oft viel Persönliches mit – Gedanken, Gefühle, Stimmungen. „Es ist mir immer eine Freude zu lesen, was die Leute von sich aus mitteilen, ohne dass ich sie konkret danach frage“, so Schmitz. Gleiches gilt für die Kunstwerke: „Durch die Bilder bekommt man auch ein Bild von den Menschen, die sie gemalt haben. Und es ist schön zu sehen, wie verschiedenen wir doch sind.“

Ein Einstieg in die „MalZeit am Montag“ ist jederzeit möglich. Wer mitmachen möchte, sendet eine E-Mail an schmitz@malzeit-praxis.de. Die Teilnahme ist kostenlos. Freuen würde sich Schmitz allerdings über eine Spende für den Verein zur Betreuung und Begleitung von Schwerstkranken und Tumorpatienten in Bonn, der unter anderem die kunsttherapeutische Betreuung für Menschen in belastenden Lebenssituationen, in schwerer Krankheit, bei Abschied und Trauer finanziert.

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