Ausstellung im Forsthaus Lohrberg Vorbild für den Yellowstone-Park

SIEBENGEBIRGE · Ein Schwein grunzte, und als hätte ihn die Stimme von seinesgleichen angelockt, kam ein Keiler um die Ecke - er wurde hereingerollt. Das Borstentier mit den imposanten Eckzähnen ist ausgestopft. Seit gestern vervollständigt es die neue Ausstellung des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS). Die Grunzlaute dazu kommen vom Band.

 Die Ausstellung bildet die Fauna im Siebengebirge nicht nur ab: 90 verschiedene Tierlaute sind vom Band zu hören.

Die Ausstellung bildet die Fauna im Siebengebirge nicht nur ab: 90 verschiedene Tierlaute sind vom Band zu hören.

Foto: Homann

Eine sehenswerte Schau entstand im Forsthaus Lohrberg, seit einigen Jahren das Domizil des VVS. "Auf Dauer möchten wir ein neues Naturparkhaus aufbauen - auf Garagen auf unserem Gelände", betonte Vorstandsmitglied Klaus Breuer. Der Verein hält also durchaus an seinen Plänen fest, einen adäquaten Ersatz für sein früheres Vorzeigeobjekt auf der Margarethenhöhe zu schaffen.

Breuer: "Für die Zwischenzeit haben wir jetzt diesen Informationspunkt. Wir möchten einfach stärker wahrgenommen werden." Die Realisierung des neuen Naturparkhauses scheiterte bisher an den Kosten. Schuld hat nicht zuletzt der Felsbrocken vom Drachenfels. "100.000 Euro für die Sicherung der Weinberge zur Verfügung zu stellen - das macht man nicht mal so nebenher. Aber wir haben unseren Plan nicht aufgegeben. Er wird wieder aufgegriffen - etwa in drei Jahren." Unter diesen Voraussetzungen sollten die Ausgaben für die Ausstellung auch klein gehalten werden. Deshalb machte sich Klaus Breuer selbst ans Werk.

Er schrieb mit großem Fachwissen Texte, stellte Fotos, Dokumente, historische Schriften und Unterlagen zusammen, bestückte Vitrinen. Mit Gert Ludwig und Klaus Hausmann hatte er zwei Helfer in Sachen Elektroinstallation und Technik. Mit nicht einmal 6000 Euro stemmten die Ehrenamtler diese Schau. Der Kostenvoranschlag einer professionellen Grobplanung hatte mehr als das Zehnfache betragen. Breuer: "Das können wir uns nicht erlauben. Das wollten wir auch nicht."

Herausgekommen ist ein spannender Spaziergang in Sachen Siebengebirge, Natur und VVS, der einfach Laune macht. Gleich im Foyer werden die Gäste mit den Pionieren des VVS und des Naturschutzes im Siebengebirge bekannt gemacht: Heinrich von Dechen, Berthold von Nasse, Joseph Humbroich und Bernhard Stürtz. An einer Hörstation können Besucher Sagen aus dem Siebengebirge lauschen.

Die Geschichte der Burgen ist dargestellt. Ein großes Kapitel sind natürlich die Steine und ihr Abbau sowie das Verbot der Steinbrüche. Breuer: "Der Naturschutz begann im Siebengebirge mit der Drachenfelsunterschutzstellung 1836 durch die Preußen. Bis 1919 gab es kein Naturschutzgesetz. Deshalb blieb dem VVS der Grunderwerb als einzige Möglichkeit, das Areal zu schützen." Vorsitzender Stürtz (1921-25) hat minutiös Buch geführt. Der VVS kaufte rund 3500 Einzelparzellen.

Eine Episode: Dichter Ferdinand Freiligrath war mit seinem amerikanischen Kollegen Henry Longfellow 1842 im Siebengebirge unterwegs. Der war so begeistert über den Drachenfelsschutz, dass er mehrere Bücher darüber schrieb. Breuer: "Der Yellowstone-Nationalpark geht darauf zurück."

Nicht nur das Grunzen der Wildschweine ist in der Ausstellung zu hören - 90 verschiedene Tierlaute sind auf einer Geräusch-CD aufgeführt. Fauna und Flora werden vorgestellt. So erfährt der Besucher, warum Spechte keine Gehirnerschütterung bekommen, obwohl sie wie wild auf Baumstämme hämmern: Ihre Gehirnmasse ist kleiner und durch einen ausgeprägten Knochenschädel geschützt. Eine tolle Wissensquelle - am besten einfach anzapfen.

Die Ausstellung im Forsthaus Lohrberg auf der Margarethenhöhe ist montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr, sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei. www.naturpark-siebengebirge.de

Die große Silberlotterie

Um Geld für den Kauf von Steinbrüchen zu haben, führte der VVS eine Lotterie durch. Der Kaiser erteilte die Genehmigung. Die Preußische Rheinprovinz stellte 320.000, Köln 160.000 und Bonn 80.000 Mark zur Verfügung, Königswinter und Honnef gaben nichts. Ihre Haltung: Es gibt nichts Schöneres, als Hänge und Schluchten mit Hotels und Villen zu bebauen. Die Lotterie erbrachte 2,5 Millionen Mark. Die erste VVS-Lotterie war 1881 für die Pflege der Chorruine Heisterbach gedacht. Erster Preis: ein Silberbarren. Ein Pfarrer aus Wuppertal gewann ihn. Dumm gelaufen: Der VVS musste 12.000 Mark drauflegen. Ein Originallos ist in der Schau zu sehen.

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