Interview mit Muzaffer Sahinoglu Vorsitzender des Gewerbevereins Königswinter: "Gemeinsam geht alles"

KÖNIGSWINTER · Das Jahr 2014 begann nicht gut für den Gewerbeverein Königswinter: fünf der sechs Vorstandsmitglieder traten zurück. "Viele Gewerbetreibende zeigen überhaupt kein Interesse am Zustand der Altstadt und an der Arbeit des Gewerbevereins", hieß es in der Pressemitteilung.

Nun wurde ein neuer Vorstand um den Vorsitzenden Muzaffer Sahinoglu gewählt. Mit Sahinoglu sprach Alev Dogan über Geplantes, Versäumtes und einen Neuanfang für die Königswinterer Gewerbelandschaft.

Herr Sahinoglu, der Gewerbeverein glich zuletzt einem sinkenden Boot, das alle verlassen. Was motivierte Sie, unter diesen Voraussetzungen die Führung zu übernehmen?
Muzaffer Sahinoglu: Ich bin jetzt vielleicht offiziell der Erste Vorsitzende, aber für mich ist jeder, der gute Ideen hat und sich einbringt, ein Vorsitzender. Was meine Motivation anbelangt: Ich hätte die Auflösung des Gewerbevereins nicht zulassen können. Königswinter ist eine wunderschöne und ganz besondere Stadt, die einen starken Gewerbeverein verdient.

Und der neue Gewerbeverein ist ein starker?
Sahinoglu: Absolut. Wir haben einen sehr starken Kader, der nicht nur durch Worte, sondern mit Taten überzeugen will. Derzeit sind wir noch im Aufbau. Sobald wir innerhalb des Vorstandes alle Aufgaben verteilt und unser Fundament für die zukünftigen Tätigkeiten aufgebaut haben, geht es an die wirkliche Arbeit. Ans Eingemachte sozusagen.

Taten und nicht bloß Worte also. Gibt es auch schon Konkretes?
Sahinoglu: Konkrete Ideen ja, aber an die Umsetzung können wir uns erst machen, sobald wir uns richtig formiert haben. Ende dieses Monats steht unsere Sitzung an, zu der wir den ehemaligen Vorstand eingeladen haben. Wir wollen ihm für sein Engagement danken und einen konstruktiven Ideenaustausch fördern. Das Wissen der Vorgänger ist - so oder so - immer wertvoll. Das sollte man meiner Meinung nach absolut nicht außer Acht lassen, sondern auch nutzen.

Sie waren zuvor Beisitzer mit der thematischen Ausrichtung Integration. Wird das nun eine größere Rolle in dem Verein spielen?
Sahinoglu: Ja, aber wir fassen den Begriff Integration weit. Das heißt, es geht nicht nur um Ausländer, die mehr eingebunden werden, sondern eine Einbindung aller, die Interesse haben und sich engagieren möchten. Wir wollen jeden ansprechen, dem seine Heimat Königswinter am Herzen liegt. Kinder, Jugendliche, Senioren, einfach alle. Alleine kann man kaum etwas schaffen, aber gemeinsam geht alles.

Sie wollen das "Wir-Gefühl" stärken?
Sahinoglu: Ganz genau. Ich möchte, dass die Menschen nicht nur hier wohnen, sondern auch hier leben. Dass sie Königswinter als ihre eigene Sache empfinden. Wir bauen stark auf Ehrenamtliche und die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Auf der Hauptstraße gibt es zum Beispiel kleine Grünflächen, die mit Hilfe von Patenschaften gepflegt werden. Das wollen wir an die Kinder dieser Stadt verweisen. Sie sollen das Gefühl bekommen, diese Stadt mitprägen zu können.

Wie stehen Sie zum geplanten Factory Outlet Center in Königswinter?
Sahinoglu: Ich sehe es als eine Chance. Menschen von Außerhalb werden hierherkommen, und das müssen wir zu unseren Gunsten handhaben. Außerdem ist Konkurrenz immer eine gesunde Sache - sie kann einem den Impuls zum Besserwerden geben.

Sie haben sich viel vorgenommen.
Sahinoglu: Für mich gibt es keine Fragezeichen, denn alles ist eine Frage des Willens. Und wir sind stark im Nehmen - wir gehen mit Schienbeinschonern an die Arbeit sozusagen.

Zur Person

Muzaffer Sahinoglu ist 47 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Königswinter. Zuvor war er schon als Beisitzer in dem Gewerbeverein tätig. Anfang Juni wurde er zum Ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt. Seine Frau betreibt auf der Hauptstraße 409 einen Schönheitssalon.

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