Tierfotograf aus Oberpleis Warten auf den perfekten Moment

Oberpleis · Seit mehr als vier Jahrzehnten fotografiert der Oberpleiser Helmut Heintges Tiere in der Natur. Vorbereitung ist alles.

Auf den ersten Blick ist es ein Garten wie viele andere: Ein kleiner Holzschuppen auf frisch gemähtem Rasen, eine Sitzecke, Obstbäume, Hecken. Das Reich von Helmut Heintges beginnt gleich hinter den Gemüsebeeten: Ein Teich, das Ufer dicht bewachsen, davor eine gut getarnte Holzhütte mit Gucklöchern, Stromanschluss und einem Kamera-Stativ. Die Tierfotografie ist seit Jahrzehnten die große Leidenschaft des 79-Jährigen. Für seine Aufnahme „Eisvogel am Pleisbach“ ist der Oberpleiser jetzt bei einem Fotowettbewerb des Landes NRW ausgezeichnet worden.

„Eisvögel faszinieren wohl jeden Fotografen“, sagt Heintges. „Allein das farbenprächtige, türkis-blau schimmernde Gefieder ist schon sehr besonders.“ Schleiereulen und Eisvögel haben es dem Oberpleiser seit seiner Jugend angetan. Aber eigentlich fasziniert ihn die komplette heimische Tier- und Pflanzenwelt. Bereits als Kind sei er naturverbunden gewesen, sagt er.

Die Leidenschaft für das Fotografieren hat der gebürtige Eifeler dann als junger Mann für sich entdeckt, sich Wissen und Technik selbst angeeignet - und mit den Jahren immer weiter perfektioniert. Perfektion ist ein Kennzeichen seiner Arbeit: „Ich habe vorab genau im Kopf, wie das Bild aussehen soll“, sagt er. Wie auch bei der jetzt in Düsseldorf ausgezeichneten Aufnahme. „Der Vogel, der aus dem Wasser in die Luft steigt, das Gefieder gespreizt, den Fisch im Schnabel – genau das war das Motiv, das ich im Kopf hatte.“ Dann brauchte es „nur“ noch viel Zeit, noch mehr Geduld und natürlich ein bisschen Glück, bis Heintges die bis aufs i-Tüpfelchen gelungene Aufnahme im Kasten hatte.

Aufnahmen von Helmut Heintges
10 Bilder

Aufnahmen von Helmut Heintges

10 Bilder

Und noch etwas hat sich Heintges in der Vergangenheit zu eigen gemacht: eine akribische Vorbereitung. Vor rund vier Jahrzehnten hob der 79-Jährige den Teich in seinem Garten unmittelbar am Pleisbach aus, pflanzte die Hecken und studierte zum Beispiel die Futtervorlieben der Eisvögel: „Stichlinge mögen sie nicht so gerne“, hat er nach jahrelanger Beobachtung ausgemacht. „Bei Blaubandbärblingen hingegen greifen sie zu.“

Den Geschmack der Vögel hat der Rentner ganz offenbar getroffen. Gleich neunmal haben in den vergangenen Jahren Eisvögel an seinem Teich gebrütet, ein anderer kehrte fünf Jahre in Folge immer wieder an seinen Teich zurück: Perfekte Bedingungen also für eine Reihe von Tieraufnahmen, die dem Autodidakten auch Bildanfragen von Agenturen und Schulbuchverlagen einbrachten.

Das Feilen am und Warten auf das perfekte Bild kann sich auch schon mal über Monate hinziehen. „Oft denke ich: Das war's. Und dann stimmt irgendwie der Ausdruck nicht, gibt das Bild nichts her. Dann geht das Warten auf den richtigen Moment wieder von vorne los.“ An das Warten hat sich nach all den Jahren auch seine Frau Erika bereits gewöhnt - wenn es bei ihrem Mann wieder etwas später wird. „Das macht mir nichts“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Das gehört einfach zu ihm.“

Vor rund sechs Jahren hat Heintges von der analogen auf die digitale Fotografie umgestellt und sich einen Computer angeschafft. Für den Oberpleiser, der sich alles wieder neu aneignen musste, ein enormer Schritt – in jeder Hinsicht. „Früher musste man ja immer warten, bis der Film entwickelt war“, erinnert er sich. „Heute sieht man das Ergebnis sofort.“

Das Kapitel Eisvögel hat Helmut Heintges jedenfalls vorerst abgeschlossen. Der Oberpleiser hat neue Projekte ins Auge gefasst: In seinem Gartenrefugium hat er an einem zweiten Teich die perfekte Umgebung für eine Wasserspitzmaus geschaffen. Sollte sich trotz gründlicher Vorbereitung kein Nager blicken lassen, bliebe noch das Hornissennest, das die Königin gerade – und natürlich durch die Kameralinse beobachtet – in seinem Garten baut. Und noch einen Motivwunsch hat der Hobbyfotograf: „Ein Blaukehlchen. Das sind einfach tolle Vögel.“

Der Fotowettbewerb

Seit 2006 schreibt das NRW-Umweltministerium – seit 2013 gemeinsam mit der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege – einen Fotowettbewerb aus, dessen Thema jährlich neu festgelegt wird. In diesem Jahr lautete der Titel „Lebendige Gewässer“, zu dem 455 Hobbyfotografen insgesamt 1200 Bilder von Bächen, Flüssen und Seen in Nordrhein-Westfalen eingereicht haben.

72 Fotos wählten die Veranstalter für die letzte Entscheidungsrunde aus, die zwölf Siegerfotos wurden per Online-Abstimmung ermittelt. Die Bilder werden in Form eines Wandkalenders für 2017 veröffentlicht. Helmut Heintges „Eisvogel am Pleisbach“ ziert das Kalenderblatt für den Monat März.

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