Gewässer im Siebengebirge Wer ist Schuld am umkippenden Weiher in Heisterbacherrott?

Heisterbacherrott · Darin sind sich alle einig: Es steht schlecht um den kleinen Weiher in Heisterbacherrott. Nur eine grundlegende Sanierung kann das Gewässer retten. Was die Ursachen für den Zustand angeht, herrscht aber keine Einigkeit zwischen einer Tierschützerin einerseits sowie Stadt und Ortsvereinen andererseits.

 Sorgen machen sich die Heisterbacherrotter um den Zustand des Weihers. Doch was die Ursachen dafür angeht, gibt es unterschiedliche Ansichten.

Sorgen machen sich die Heisterbacherrotter um den Zustand des Weihers. Doch was die Ursachen dafür angeht, gibt es unterschiedliche Ansichten.

Foto: Frank Homann

Der Weiher bei Haus Schlesien in Heisterbacherrott könnte schon bald vom Kleinod zur Kloake werden. Experten, Stadtverwaltung und Ortsvereine sind über den Zustand des Gewässers in Sorge. Eine von mehreren Ursachen sehen sie in der großen Zahl von Wasservögeln. Tierschützerin Edith Maxrath, die sich um die Gänse kümmert, ist da völlig andere Meinung: Sie macht die Stadt, der sie jahrelange Untätigkeit vorwirft, für die schlechte Wasserqualität verantwortlich.

„Miserabler Zustand“

„Der Weiher ist faktisch tot. Es wird über kurz oder lang dazu kommen, dass er umkippt. Dann haben wir nur noch eine stinkende Kloake“, sagt der Technische Dezernent Theo Krämer. So sieht das auch ein Arbeitskreis aus Mitgliedern der Ortsvereine, der Kommunalpolitik und der Verwaltung. „Aktuell ist der Weiher eher in einem miserablen Zustand“, teilten Wolfgang Thiebes und Helmut Zimmer, die Vorsitzenden des Bürgerfestausschusses und des Heimatvereins, kürzlich für den Arbeitskreis in einem „Hilferuf“ mit.

Für die schlechte Verfassung des Gewässers seien viele Faktoren wie der zu geringe Lichteinfall durch zu dichten Baumbewuchs, zu viele Wasservögel, zu geringer Wasserzulauf und große Schlammablagerungen verantwortlich. Anfang 2015 habe umfangreicher Rückschnitt des Bewuchses vorübergehend für „relative Ruhe“ gesorgt. Damals sei auch ein spezielles Präparat zum Abbau des Schlamms eingebracht und mittels Pumpen, die zurzeit defekt sind, dem Weiher Sauerstoff zugeführt worden.

Trockenheit trägt zum Problem bei

Durch die Trockenheit der vergangenen zwei Jahre sei der Nikolausbach fast komplett versiegt, sodass kein Wasser zulaufe. Auch das Problem der Wasservögel bleibe. Seit 2014 wird der Weiher von Schülern der Jugenddorf-Christophorusschule und ihrer inzwischen pensionierten Biologielehrerin Gisela Faßbender regelmäßig untersucht. Im Oktober 2020 stellten die Biologie-Leistungskursschüler mit Lehrer Maik Iser fest, dass der Wasserspiegel gegenüber 2019 deutlich gesunken war.

„Die hohe Algenkonzentration ist offenbar schon völlig abgestorben und stellt eine hohe Konzentration an Biomasse dar, die durch den mikrobiellen Abbau bereits den Sauerstoffgehalt des Wassers stark aufgezehrt hat und weiter aufzehren wird“, so die Analyse. Erstmals seien im Sommer tote Fische auf dem Gewässer geschwommen. „Außerdem hat die besonders große Zahl an Graugänsen und Nonnengänsen sowohl dem Wasser als auch der umliegenden Grünfläche erheblich zugesetzt. Kot und Futterreste haben das Wasser stark belastet“, so die Schüler. Nur eine grundlegende Sanierung könne den Weiher erhalten. Wie 1950 und 1993 müsse das Wasser abgelassen und der Schlamm entfernt werden.

Auch für Krämer wäre das die beste Lösung. Nachhaltig sei sie aber nur, wenn die wesentlichen Ursachen für den Zustand des Gewässers dauerhaft behoben würden. Dies seien neben der fehlenden Frischwasserzufuhr die organischen Einträge – vor allem durch Hinterlassenschaften der Wildvögel. Bis zu 40 Gänse habe er 2020 gezählt. „Die Tierliebhaber füttern die Gänse, die sich darum dort besonders wohl fühlen und vermehren“, sagt er. Besonders misslich sei das Füttern der Nilgänse, die auf der EU-Liste der invasiven und gebietsfremden Arten stehen würden.

Statt auf Verbote möchte er lieber auf Aufklärung setzen. Für das Frühjahr wollen er und Bürgermeister Lutz Wagner eine Informationsveranstaltung anbieten, eventuell in Verbindung mit der Diskussion über die Neugestaltung des Parkplatzes. Ein Ausbaggern des Weihers würde rund 60 000 Euro kosten und wäre wohl nicht allein aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren. Auch der Arbeitskreis appelliert: „Dafür benötigen wir viele helfende Hände und Ideen, wie die Aktion praktisch und finanziell durchführbar ist.“

Edith Maxrath, die die Gänse regelmäßig füttert, sieht andere Ursachen für den schlechten Zustand des Weihers: „Es gibt Spezies unter den Biologen und selbsternannten Ornithologen, denen es nicht um Biophilie, der Liebe zum Leben, sondern um intellektuelle Reputation geht und die getreu und unkritisch an der Seite der Behörden mitlaufen.“ Der Hinweis, dass die Nilgänse auf die EU-Liste der invasiven Arten stehen, entbehre der Ergebnisse jahrelanger Feldforschungen von Biologen und Gänseforschern. „Nilgänse sind außerordentlich intelligent, anpassungsfähig, vielseitig, sozial anderen Gänsearten gegenüber und liebevolle Eltern für ihre Gössel. Sie sind lediglich dann aggressiv, wenn ihre Gössel bedroht sind“, so Maxrath.

Dass der Platz am Weiher für die Tiere zu klein sei, sei der unvernünftigen und invasiven Bebauung zu verdanken. Auch für die schlechte Wasserqualität seien primär andere Faktoren anzuführen. „Nicht zuletzt jahrelange behördliche Untätigkeit und die Tatsache, dass die Stadt kein Geld in die Hand nahm, um den Weiher von Grund auf zu sanieren. Jetzt wird den Tieren hauptsächlich die Schuld dafür in die Schuhe geschoben“, meint Maxrath. Die einzige invasive Art, die Schaden anrichte, sei der Mensch.

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