Aktion "Freude im Schuhkarton" Weihnachtspost für Menschen ohne Zuhause

Dollendorf/Oberkassel · Der Raum im Gemeindezentrum sieht nicht unbedingt so aus, wie man sich die Werkstatt des Christkinds vorstellt. Und doch finden derzeit in Dollendorf wichtige Vorarbeiten zum Fest statt.

 Angenehm zupackend: Dieter und Karin Mechlinski verpacken im evangelischen Gemeindezentrum in Dollendorf die ersten Päckchen für Bonner Obdachlose. Das Ehepaar sucht noch weitere Spender.

Angenehm zupackend: Dieter und Karin Mechlinski verpacken im evangelischen Gemeindezentrum in Dollendorf die ersten Päckchen für Bonner Obdachlose. Das Ehepaar sucht noch weitere Spender.

Foto: Max Malsch

Auf den Tischen haben Karin Mechlinski und ihr Mann Dieter Jacken, Duschgel, Schuhe und vieles mehr gestapelt. "Wir organisieren jetzt zum achten Mal die Aktion Freude im Schuhkarton", erzählt Karin Mechlinski voller Stolz.

Dabei ist sie nicht auf sich stolz, sondern auf all die vielen Unterstützer, die sich mit ihr gemeinsam für Obdachlose in Bonn einsetzen. Wie zum Beispiel auch der Verein Textilien, Topf und Tasse.

An Heiligabend werden die Päckchen, die in der evangelischen Gemeinde Oberkassel-Dollendorf gesammelt werden, von der Caritas an mehr als 200 Menschen ohne festes Zuhause verteilt. Warum sie nicht selbst beschert? Die Organisatorin denkt nach: "Ich will nicht die liebe Frau Mechlinski sein, sondern einfach machen." Und es gibt einiges zu tun. Denn viele Bürger packen die Pakete nicht selbst, sondern spenden Geld. "Ich sondiere alle Angebote und gehe einkaufen. Es wird nur Neues verschenkt. Ich möchte die Menschen, wie auch immer sie in diese Situation gekommen sind, an Weihnachten nicht abqualifizieren."

Es darf natürlich nicht zu viel verraten werden, aber auch 18 Paar selbstgestrickte warme Socken werden auf die Reise gehen. "Die hat meine Tochter Karen mit einer Freundin produziert", sagt die nun stolze Mutter. Was in den gespendeten Päckchen ist, die ankommen, weiß Mechlinski nicht. "Wir bitten aber darum, ebenfalls nur neue Socken, Pullover, Handschuhe oder Mützen zu verschenken, vielleicht auch Deo, Lippenpflegestift oder ein gutes Buch." Tabu sind Süßigkeiten, Alkohol und Tabak.

Alle Pakete werden bis zur Abfuhr durch das Ehepaar neben dem Altar in Dollendorf aufgebaut. Warum sie sich den zusätzlichen Stress in der Vorweihnachtszeit antut? "Ich habe viel Grund dankbar zu sein, für meinen Mann, meine Kinder, meinen Freundeskreis, da kann ich auch abgeben", meint die gläubige Frau. Ohne Ehemann Dieter würde sie das Mammutprojekt nicht stemmen können, lässt sie bei aller Resolutheit durchblicken. Sie sind seit 54 Jahren verheiratet. Akkurat wickelt er die Pakete in Geschenkpapier ein und legt eine selbst entworfene Weihnachtskarte bei.

"Und zum Schluss kommt noch ein Zettel drauf, ob der Inhalt für einen Mann oder eine Frau ist", sagt Dieter Mechlinski. Passen die Sachen nicht, tauschen die Obdachlosen hinterher untereinander, so die Erfahrung der zurückliegenden Jahre. Weitere Helfer wünscht sich das Ehepaar übrigens nicht, eher Nachahmer: "Wenn jeder im Alltag ein bisschen geben würde, was nicht immer Geld sein muss, wären wir viel weiter in unserer Gesellschaft", ist Karin Mechlinski überzeugt.

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