Kriegsende vor 75 Jahren im Siebengebirge Welche Bedeutung die Hodges Bridge für den Krieg hatte

Niederdollendorf · Über die Hodges Bridge zwischen Bad Godesberg und Niederdollendorf rollten vor 75 Jahren amerikanische Truppen. Die Pontonbrücke galt als wichtige Ost-West-Verbindung über den Rhein.

 Brückeninspektion in Niederdollendorf: General Omar Nelson Bradley (Bildmitte, mit Mantel) begutachtet das Bauwerk.

Brückeninspektion in Niederdollendorf: General Omar Nelson Bradley (Bildmitte, mit Mantel) begutachtet das Bauwerk.

Foto: KFK

Sie war 357,84 Meter lang und für die amerikanischen Truppen auf ihrem Vormarsch ostwärts von höchster Bedeutung – die Hodges Bridge. Vor 75 Jahren, am 6. April 1945, inspizierte der amerikanische Viersterne-General Omar N. Bradley die gerade von seinen Pionieren fertiggestellte Pontonbrücke über den Rhein zwischen Bad Godesberg und Niederdollendorf.

Fortan rollten Nachschubtruppen und Militärfahrzeuge jeglicher Art an dieser Stelle über den Fluss. Niederdollendorf war damit ein Dreh- und Angelpunkt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Das 148. Pionierbataillon hatte am östlichen, das 207. Pionierbataillon der 1110 Engineer Combat Group der 1. US-Armee am westlichen Rheinufer Tag und Nacht gearbeitet und eine der wichtigsten West-Ost-Verbindungen der Alliierten im Mittelrheingebiet geschaffen. Die Hodges Bridge war vermutlich ähnlich kriegsentscheidend wie die eroberte Brücke von Remagen, die den Amerikanern am 7. März 1945 den Übertritt auf rechtsrheinisches Gebiet ermöglichte.

Keine intakte Querung auf 250 Stromkilometern

Nachdem sie am 17. März zusammengestürzt und die Hindenburg-Brücke in Bingen zwei Tage zuvor von Pionieren der Wehrmacht zerstört worden war, gab es zwischen Duisburg und Bingen auf mehr als 250 Stromkilometern keine intakte Querung mehr über den Rhein. Panzer und schwere Fahrzeuge, die dann bei den Kämpfen im Ruhrgebiet und in Thüringen zum Einsatz kamen, waren auf die Hodges Bridge angewiesen. In Begleitung Bradleys war „Assistent Secretary of War“ John J. McCloy, der später als amerikanischer Hochkommissar auf dem Petersberg residierte.

Am 18. März nachmittags hatten die Amerikaner den Ort besetzt. Am 25. März starteten die Pioniere die Operation Brücke. Soldaten fällten am Schürling, wo sich heute der Bürgerpark befindet, Obst- und Kastanienbäume. Auch auf der gegenüberliegenden Rheinseite wurde eine Schneise quer durch die Gärten geschlagen. Die Pioniere bauten auf beiden Seiten Dämme als Brückenrampen.

Auf dem Wasser wurden Lastschiffe herangeschleppt. Jeweils zwei mit dem Bug gegen den Strom gerichtet und fest vertäut, bildeten sie die Auflagen für die Brückenteile. Die zweibahnige Brücke wurde mit Stahlelementen zusammengesetzt und erhielt einen Holzbohlenbelag. Mehrere auf Grund gesetzte Lastkähne, einer trug den Namen „Weltfrieden“, dienten als zusätzliche Verankerungen. Nachts leuchteten Scheinwerfer die Szenerie aus. Während des Baus sollen übrigens fünf deutsche Kampfschwimmer eine Sprengung versucht haben.

Unterstand mit Sofa und Kanonenöfchen

Aus Türen hatte sich die wachhabende Militärpolizei zwei Unterstände gebaut. Einer verfügte sogar über Sofa und Kanonenöfchen. Zur Brücken-„Ausstattung“ zählte darüber hinaus ein „Lustbarkeitshäuschen“ am Rhein. Auch das gehörte zu diesen Tagen, in denen ein Leben oft am seidenen Faden hing.

Die Brücke war Schicksals-Schauplatz. Nicht nur für die Soldaten, die den nächsten Kämpfen entgegenfuhren. In umgekehrter Richtung waren Flüchtlingstrecks unterwegs, Evakuierte aus dem Aachener Raum. Eine Brücken-Bahn wurde am Morgen für eine Stunde für sie freigegeben. So waren Straßen und Plätze vollgestellt mit Fuhrwerken. Hinzu kamen Flüchtlinge aus dem Osten. Zeitweise sollen 15.000 Menschen in Dollendorf gewartet haben. Über die „Ami-Bröck“ mussten aber auch die offenen Lastwagen mit deutschen Kriegsgefangenen auf dem Weg nach Kripp. Und auch Leichentransporte gefallener alliierter Soldaten rollten über die Hodges Bridge gen Westen.

Jahrzehnte später wurde in einem Keller eine Holztafel mit 14 aufgeführten Namen entdeckt, die den beim Bau der Militärbrücke auf der rechten Rheinseite tödlich verunglückten Kameraden der 148. gewidmet war. Nachdem im Sommer 1945 eine Bogenkonstruktion erhöht wurde, sodass der wieder einsetzende Schiffsverkehr passieren konnte, erfolgte im November der Abbau der Hodges Bridge. Dabei ging wohl zunächst auch der Obelisk aus Holz verloren.

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