Kartenverkauf ist mäßig Weniger Zuschauer bei Kleinem Theater in Oberpleis

Oberpleis · Stetig zurück gehen die Zuschauerzahlen bei den Theateraufführungen in der Oberpleiser Aula. Trotz guter Qualität kehren immer mehr Abonnenten dem Schauspiel den Rücken, und auch der Einzelkartenverkauf ist mäßig.

 „Honig im Kopf“ mit Walter Ullrich in der Hauptrolle stand im September 2017 in Oberpleis auf dem Spielplan.

„Honig im Kopf“ mit Walter Ullrich in der Hauptrolle stand im September 2017 in Oberpleis auf dem Spielplan.

Foto: Friedhelm Schulz, Friedrichson-P

Am Mittwoch vergangener Woche stand Theater-Legende Walter Ullrich vom Kleinen Theater Bad Godesberg in der Oberpleiser Aula auf der Bühne. In „Frühstück bei Monsieur Henri“ von Ivan Calbérac spielte der 87-Jährige die Hauptfigur, einen kauzigen Alten.

Die Aufführungen im Siebengebirge sollen auch nach dem Abschied des bisher verantwortlichen Kleinen Theaters im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Die Vereinbarung mit der Landesbühne Rheinland-Pfalz in Neuwied ist bereits vorbereitet. „Vorausgesetzt das Publikum hält uns die Treue“, sagt Ulrich Berres, der den Geschäftsbereich Kultur bei der Stadt Königswinter leitet.

Die Gästezahlen sind stark rückläufig. Als das Kleine Theater vor 23 Jahren anstelle einer Gastspielagentur sein Dauerengagement in Oberpleis begann, wurden noch regelmäßig deutlich über 200 Abonnements verkauft. In den vergangenen zehn Jahren waren es noch rund 150. In diesem Jahr sackte das Interesse weiter ab. Nur noch 122 Besucher, 30 weniger als vor einem Jahr, wollen alle sieben Aufführungen in der Spielzeit 2018/2019 sehen.

Rund 400 Menschen finden in der voll bestuhlten Aula Platz. Groß ist die Spanne beim Einzelkartenverkauf. So wurden für den letzten Auftritt der Familie Malente im Mai 176 Tickets und für „Drei Männer im Schnee“ mit Michael Schanze im Dezember 2017 immerhin jeweils 118 Karten verkauft. Bei Othello im März 2018 waren es aber nur elf, bei „Honig im Kopf“ im September 2017 mit Walter Ullrich in der Hauptrolle 52. Die „Feuerzangenbowle“ zu Beginn dieser Spielzeit wollten außer den Abonnenten nur 22 Besucher sehen.

Kein wirtschaftliches Risiko für die Stadt

Das wirtschaftliche Risiko trägt zwar nicht mehr die Stadt wie bis Mitte der 90er Jahre. Sie druckt das Programmheft und übernimmt den Kartenverkauf. Auch für das Kleine Theater hält sich der Aufwand in Grenzen. Man baut die Kulisse in Bad Godesberg ab und bei den Gastspielen in Oberpleis auf. Das Alter des Publikums bezeichnet Berres als „gesetzt“; Frauen seien klar in der Mehrheit. Die negative Entwicklung führt er auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen werde das Publikum immer älter. Viele Theaterfreunde könnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen.

Auch den steigenden Anspruch an das Ambiente könne die Schulaula natürlich nicht so befriedigen wie andere Häuser. „Der Spielort hat dadurch an Attraktivität verloren“, so der Verwaltungsmann. Manchen Leuten seien auch die häufigen Aufführungstermine an einem Mittwoch, in dieser Spielzeit fünf von sieben, nicht recht. Diese würden sich jedoch nach der Belegung durch die Schulen richten. Und: Die Konkurrenz in Bonn, Köln, Siegburg, Troisdorf oder Neuwied ist groß.

Stadt und Kleines Theater hoffen jetzt darauf, möglichst viele Schnupperabos als Weihnachtsgeschenke absetzen zu können. Bei diesem Angebot sind zum anteiligen Abopreis die drei Aufführungen im neuen Jahr zu sehen. Eine günstige Offerte, die jedoch in den vergangenen Jahren auch immer weniger in Anspruch genommen wurde.

Und Berres sieht noch ein anderes Problem: Es werde immer schwieriger, Kräfte für den Auf- und Abbau zu finden. Früher hätten das häufig Schüler gemacht, die aber um 14 Uhr, wenn die Aufbauarbeiten beginnen, oft noch keine Zeit hätten. Nach 22 Uhr dürften wiederum nur Helfer ab 18 Jahren eingesetzt werden. „Im Moment geht es aber noch, weil die Kollegen vom Baubetriebshof aushelfen“, so Berres.

Auch die Abonnenten stellen häufig die Frage nach der Zukunft des Theaters. Im kommenden Jahr soll es auf jeden Fall noch weitergehen. Dann ist wahrscheinlich auch Walter Ullrich wieder in Oberpleis zu sehen. Nach der derzeitigen Planung tritt er am 2. Oktober 2019 bei der Don-Carlos-Aufführung der Landesbühne Rheinland-Pfalz als Großinquisitor auf. Für ihn mit dann 88 Jahren eine echte Paraderolle.

Vorher spielt er zum Abschied seines Theaters am 7. Mai 2019 in Karl Wittlingers Komödie „Kennen Sie die Milchstraße?“ gleich fünf Rollen. Das Stück ist das erfolgreichste, das das Kleine Theater jemals aufgeführt hat. Und das erste, mit dem die ursprüngliche Spielstätte an der Ubierstraße in Bad Godesberg am 9. Januar 1959 eröffnet worden war.

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