Maler bringen Farbe in den verregneten Tag Wet Painting in Königswinter

KÖNIGSWINTER · Wegen des schlechten Wetters konnte Wet Painting in diesem Jahr nicht im Freien mit Blick auf Drachenfels und Rhein stattfinden. Künstler und Publikum waren dennoch zufrieden.

 Drinnen statt draußen wurde in diesem Jahr gemalt.

Drinnen statt draußen wurde in diesem Jahr gemalt.

Foto: Frank Homann

Maler arbeiten an ihren Staffeleien im idyllischen Park von Haus Bachem mit Blick auf das alte Gemäuer. Diese liebliche Szenerie gab es beim Wet Painting dieses Jahres allerdings nur auf Papier. Der Regen ließ die Künstler stattdessen Zuflucht suchen im Inneren des Gebäudes, unter einer Plane im Hof, auch unter den Marktplatzarkaden. Einer der 35 Teilnehmer des Wettbewerbs verzog sich in das nächstgelegene Eiscafé. Andreas Royé, Mediziner aus Grevenbroich, zauberte mit Pastellkreiden die Schönwetter-Variante auf seinen Zeichenkarton und gab seinem bezaubernden Bild den Titel „Wet Painting im Park und Haus Bachem“.

2001 initiierte die Arbeitsgruppe Kunst und Kultur der Lokalen Agenda 21 erstmals diese Veranstaltung, bei der immer samstags unter den Augen des Publikums im Freien Bilder entstehen, die dann am Sonntagnachmittag nach der Vorbesichtigung versteigert werden. Sechs Stunden Zeit hatten die Künstler auch diesmal. Noch „nass“ hängte Dave Deighton, Chef der Art Lounge Ittenbach, die Arbeiten im Haus Bachem, denn er organisiert das Wet Painting im Auftrag der Agenda. „Die Qualität ist noch besser als im Vorjahr“, meinte er, begeistert von dem „Material“, das er nach dem Malmarathon der Akteure im Haus Bachem gefällig arrangierte. So fiel schon bei der Besichtigung Kaufinteressenten die Auswahl schwer. Und munter wurde später bei der Versteigerung durch Auktionator Jörg Laubenberger für das jeweilige Lieblingsbild geboten. Der Erlös wurde geteilt, ging an Künstler und einen sozialen Zweck.

„Im vergangenen Jahr war ich zum ersten Mal dabei. Zu meiner großen Überraschung wurden meine beiden Bilder versteigert. Aber darauf kommt es nicht an. Es gefällt mir total hier. Schade, dass diesmal das Wetter nicht mitspielte“, sagte Claudia Riedel aus Bonn. Sie wählte ein Drachenfels-Motiv und gab ihm den Titel „Götterdämmerung“ – verwunschen, neblig und mystisch die Stimmung. „Zu Hause würde ich das Bild so nicht malen. Aber hier holen mich Sagenwelt und Kindheitserinnerungen ein. Früher ging’s mit Oma und Esel regelmäßig auf den Drachenfels.“

Nicola Röhricht hatte ihrer Freundin Claudia 2016 das Wet Painting schmackhaft gemacht. Für die Oberkasselerin ist diese Veranstaltung seit elf Jahren Pflichtprogramm. „Es macht Spaß, mit anderen zusammen zu arbeiten. Durch die Versteigerung wird die Kunst ins Rampenlicht gestellt.“ Diesmal war ihr Thema „Königssommer“. Röhricht: „Man muss vorher genau überlegen, was man machen will, sonst ist das Bild nicht in sechs Stunden zu schaffen.“ Sie „verarbeitete“ diesmal einen am Rhein gefundenen Ast und Schneckenhäuser aus den Weinbergen von Oberdollendorf auf grüner Leinwand.

Im „normalen“ Künstlerleben bringt Landschaftsmaler Mehdi Arandan größere Kaliber von zwei mal zwei Metern an den Start. Beim Wet Painting, das er seit sechs Jahren im Terminkalender hat, wählt er aus Zeitgründen ein kleineres Format. Und die Landschaft war diesmal auch nur zweitrangig – er schuf eine badende Frau mit langem Haar am Strand, die der Loreley alle Ehre machen würde. „Ich finde die Atmosphäre hier sehr schön. Ein zweiter Grund für meine Teilnahme ist die Verwendung des Erlöses für einen sozialen Zweck.“ Neuling war Melody Stach aus dem Oberbergischen, die in Bonn studiert. Das Schwarz-Weiß-Foto „Rheinstimmung“ setzte sie gekonnt in Öl um und brachte so Farbe in den verregneten Tag. Karin Giese aus Königswinter hatte die Wahrzeichen ihrer Heimatstadt zusammengeführt – Drachenfels, Drachenfelsbahn, Schiff und Esel waren zu entdecken. Und die aus den USA stammende Künstlerin Sharon Harkness-Dobler malte die „Prinzessin von Königswinter“. Noch eine Verneigung vor der Drachenfelsstadt: Markus Kahlenberg schuf ein viereinhalb Meter langes Diptychon mit dem Titel „Kö“. An der linken Seite des Rheins lag Köln und rechts des Flusses Königswinter. Schade nur, dass die Künstler diesmal wegen des Wetters nicht mit Drachenfelsblick oder mit Rhein als Kulisse in Aktion treten konnten.

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