Aktion in Königswinter Wie Hausaufgabenhilfe von Senioren für Schüler gelingt

Königswinter · Acht Jahre lang hat Ulrike Ries beim Forum Ehrenamt die Hausaufgabenhilfe von Senioren in den Grundschulen und Offenen Ganztagsschulen in Königswinter koordiniert. Kürzlich gab sie das Amt ab. Mit der 73-Jährigen sprach Hansjürgen Melzer.

Wie ist es zu der Hausaufgabenbetreuung durch Senioren in Königswinter gekommen?

Ulrike Ries: Sie ist aus der Aktion „Aktiv im Alter“ im Herbst 2010 entstanden. Damals gab es einen Zuschuss vom Bund, um in den Kommunen Senioren zu ehrenamtlichen Tätigkeiten zu bewegen. Das war ein riesiger Erfolg. Zu den beiden Auftaktveranstaltungen im Tal und im Bergbereich kamen jeweils rund 150 Leute. Daraus haben sich dann die verschiedenen Initiativen entwickelt. Einige von ihnen, wie die Hausaufgabenhilfe, die Lesepaten, die Integrationslotsen und die Leihgroßeltern, werden vom Forum Ehrenamt betreut. Ich habe damals die interne Koordinatorenrolle für die Hausaufgabenhilfe übernommen. Das Forum Ehrenamt, das mit der Stadt einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat, kommuniziert das Angebot nach außen. Gabi Burmann ist dort die Ansprechpartnerin.

Wer engagiert sich in der Hausaufgabenhilfe?

Ries: Es sind etwa 30 Leute in der Hausaufgabenhilfe und rund 15 Lesepaten. Überwiegend sind das Senioren, meist Frauen, vereinzelt auch noch Berufstätige. Unter ihnen sind viele pensionierte Lehrerinnen. Von den Leuten der ersten Stunde sind heute noch zwei dabei.

Wie sind die Senioren an die Schulen verteilt worden?

Ries: Wir haben damals an der da noch existierenden Hauptschule und der Lemmerzschule angefangen. Es war teilweise nicht so einfach, die Schulleiter und Lehrer davon zu überzeugen, dass wir gerne mitmischen wollten. Die Senioren waren bereit, einmal oder mehrmals pro Woche in die Schulen zu gehen.

Wie sieht die Tätigkeit aus?

Ries: Es geht um individuelle Nachhilfe bei den Hausaufgaben, um Förderunterricht, Leseförderung in der Schule, Deutschunterricht für Flüchtlingskinder, Nachhilfe in verschiedenen Fächern und Deutsch-Nachhilfe für Flüchtlingskinder. Zwischen der Hausaufgabenhilfe und den Lesepaten besteht auch eher eine künstliche Trennung. Jeder macht in der Praxis beides.

Welche Schulen werden unterstützt?

Ries: Die Drachenfelsschule, die Gesamtschule Oberpleis, die Grundschulen in Königswinter, Niederdollendorf, Oberpleis und Stieldorf. Dazu die Offenen Ganztagsschulen in Königswinter, Niederdollendorf und Stieldorf.

Welche Schüler werden unterstützt?

Ries: Die Lehrer suchen Schüler mit besonderem Förderbedarf aus. In den Offenen Ganztagsschulen gibt es oft auch nicht genügend hauptamtliche Kräfte, sodass die Senioren in den Gruppen bei den Hausaufgaben mithelfen. Es gibt Hilfen für einzelne Schüler und in Gruppen. 2015, als die Flüchtlinge kamen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Forum Ehrenamt direkt jeweils eine Gruppe an der Lemmerzschule und an der Grundschule Stieldorf gebildet, um den Erstunterricht in Deutsch zu unterstützen. Es macht mir sehr große Freude, wenn ich sehe, dass Flüchtlingskinder heute ins Gymnasium gehen, die damals noch kein Wort Deutsch sprachen. Lernprobleme gibt es übrigens auch bei deutschstämmigen Kindern.

Wo sind Sie selbst tätig gewesen?

Ries: Ich war sieben Jahre lang einmal pro Woche an der Lemmerzschule. Ich war in einer vierten Klasse, wo jedes zweite Kind Nachhilfe gebraucht hätte. Einige Kinder waren zum Teil auf dem Stand der zweiten Klasse. Ich würde mir daher wünschen, dass unser Angebot von den Schulen noch stärker nachgefragt wird. Es gibt leider auch keine einheitlichen Kriterien in den Offenen Ganztagsschulen. Das große Problem ist, dass die Maßstäbe völlig unterschiedlich sind. Bei den vom Forum Ehrenamt koordinierten Gruppen legen wir zum Beispiel Wert darauf, dass die Hausaufgaben richtig sind. Es gibt aber auch Träger, bei denen das nicht der Fall ist. Es gibt da leider große Qualitätsunterschiede.

Wenn Sie zu Ihrem Abschied einen Wunsch frei hätten – wie würde der aussehen?

Ries: Ich würde mir wünschen, dass die Senioren von den Schulen mehr wertgeschätzt werden. Da braucht man manchmal schon ein dickes Fell. Es müsste überall eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen geben. Ich würde mir eine einheitliche Qualität an allen Offenen Ganztagsschulen wünschen. Und es sollte die Möglichkeit geben, Kinder über eine längere Zeit kontinuierlich zu fördern. Oft werden Kinder für die ehrenamtliche Förderung aber nach Gerechtigkeitskriterien ausgesucht, damit möglichst alle Kinder davon profitieren, dass sich jemand speziell um sie kümmert.

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