Präventionsprojekt in Königswinter Wie „verhaltenskreative Kinder“ lernen, Konflikte selbst zu lösen

Königswinter · „Aufholen nach Corona“: So heißt ein Projekt an Schulen in Königswinter. Dabei sollen die Kinder Strategien entwickeln, um das Aufkeimen von Konflikten in der Klasse oder ihrer Schule frühzeitig zu erkennen und bestenfalls zu vermeiden.

 Wie sie Konflikte lösen oder vermeiden, lernen Schüler in Königsiwnter anhand eines Präventionsprojektes.

Wie sie Konflikte lösen oder vermeiden, lernen Schüler in Königsiwnter anhand eines Präventionsprojektes.

Foto: Homann/Frank Homann

„Gute“ und „schlechte“ Gefühle bewusst wahrnehmen, sich in eine Gemeinschaft einfügen, auf etwas konzentrieren, Aufgaben erfüllen – es gibt viele Kinder, denen das nach der langen Corona-Zeit mit Distanzunterricht und Kontaktbeschränkungen nicht leicht fällt, auch wenn jetzt wieder geregelter Unterricht stattfindet. „Vor allem das soziale Miteinander hat unheimlich gelitten“, berichtet Isabelle Baumgart, Konrektorin der Longenburgschule in Niederdollendorf. Sie ist daher froh, dass ihre Grundschule in diesem Jahr schon zum zweiten Mal in den Genuss eines Förderprojekts der Stadt Königswinter als Teil des Programms „Aufholen nach Corona“ gekommen ist.

„Wir möchten unseren Kindern ja nicht nur Wissen vermitteln, sondern sie auch im sozialen Miteinander stärken“, so Baumgart. Aber nicht nur Kinder der Longenburgschule, sondern auch die Schüler der Drachenfelsschule konnten jetzt an einem Präventionstraining mit den Experten von „Skills4Life“ teilnehmen. Die Kosten in Höhe von knapp 15.000 Euro für die beiden Projekte zahlte die Stadt aus dem dafür zu Verfügung stehenden Fördertopf.

Bereits seit mehreren Jahren bietet die Jugendpflege des Geschäftsbereichs Kinder-, Jugend- und Familienhilfe schon Präventionsprojekte an Schulen an. In diesem Jahr war erstmals mit Unterstützung der Schulsozialarbeit gleich die gesamte Schülerschaft der Drachenfelsschule angesprochen, da dort „ein zunehmender Bedarf im Kompetenzerwerb sozialer und emotionaler Fertigkeiten besteht“, so Monika Schneider, Schulsozialarbeiterin des städtischen Jugendamtes. Lehrer, Mitarbeiter von „Skills4Life" und Schulsozialarbeiter hatten im Vorfeld für jede Klasse ein individuelles Angebot entwickelt, das auf den jeweiligen pädagogischen Bedarf abgestimmt war.

Bei einer spannenden Schatzsuche lernten die Schüler dann nicht nur ihre eigenen Grenzen, sondern auch die ihrer Mitschüler kennen. Dabei ging es insbesondere auch darum, eigene Gefühle und die Gefühle der anderen bewusst wahrzunehmen. Ziel war es, Strategien zu entwickeln, um das Aufkeimen von Konflikten frühzeitig zu erkennen und bestenfalls zu vermeiden, und so ein positives und gewaltfreies Miteinander zu gestalten.

Lehrer erleben Kinder aus ganz anderen Perspektive

Während der Umsetzung des Projektes arbeiteten die Mitarbeiter von „Skills4Life“ mit den Lehrern Hand in Hand. Schließlich sollen die nämlich die Erfahrungen und Lerneffekte nach dem Projekt weiter in den Schulalltag transportieren, damit sie dort nachhaltig wirken können. Für die Lehrer sei es eine sehr wertvolle Erfahrung gewesen, ihre Kinder einmal aus einer anderen Perspektive zu erleben und beobachten zu können, berichtet Schneider.

An der Longenburgschule hatte es Anfang des Jahres bereits ein Präventionsprojekt für die Dritt- und Viertklässler gegeben, dieses Mal wurden gezielt „verhaltenskreative“ Kinder, also Kinder, die in ihrem Verhalten Besonderheiten zeigen, ins Visier genommen. „Die Arbeit in Kleingruppen war unglaublich effizient“, so Baumgart. Insgesamt 18 Jungen und Mädchen der ersten bis dritten Klassen erlebten über einen Zeitraum von sechs Wochen einmal wöchentlich, wie sie sich selbst und andere besser wahrnehmen und steuern können.

Schulsozialpädagogin Jasmin Voiges, die mit Martin Alber von „Skills4Life“ das Projekt leitete, griff dabei immer wieder auf die mit den Kindern bereits im Schulalltag eingeübten Verhaltenstrainings zurück. Diese sind mittlerweile fester Bestandteil des schulischen Lebens und sollen den Kindern helfen, sich selbst und andere besser wahrzunehmen und zu verstehen. „Solche Projekte leben ja davon, dass sie im Alltag weitergeführt werden“, betont Baumgart. Man habe sozusagen einen Werkzeugkoffer erhalten. Nun sei es wichtig, die zur Verfügung stehenden Werkzeuge nicht nur zu kennen, sondern sie zu nutzen.

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