1000 Jahre Königswinter Winetre: Die Geschichte einer Stadt

KÖNIGSWINTER · Königswinter feierte 2015 seine namentliche Ersterwähnung vor 1000 Jahren. In diesem Jahr begehen die Dollendorfer ihr Jubiläum.

 Mit dem Markt Villa Winetre tauchte die Königswinterer Altstadt für ein Wochenende ins Mittelalter ein.

Mit dem Markt Villa Winetre tauchte die Königswinterer Altstadt für ein Wochenende ins Mittelalter ein.

Foto: Katrin Janssen

Zum Ende des vergangenen Jahres fasste der Heimatverein Siebengebirge den Entschluss, die lange Geschichte der Stadt Königswinter auf ein Format von wenigen Quadratzentimetern zu verdichten. Die Unterschrift des Sachsenkaisers Heinrich II. war auf der Briefmarke zu sehen: das verschnörkelte Zeichen, mit dem der Kaiser die Schenkungsurkunde unterzeichnete, die aus dem Jahr 1015 datiert und als Ersterwähnung der Stadt Königswinter gilt. Vor 1000 Jahren handelte es sich noch um ein Gut namens "Villa Winetre" mit Wiesen, Weiden, Bächen, Jagden und Personal. Das Wort Winetre, das damals auf den Weinbau hinwies, findet sich heute im hinteren Teil des Städtenamens wieder.

"Heimatgeschichte kann ein Stück Lebensqualität stiften"

Für 62 Cent ließ sich also in ausgesuchten Geschäften wie dem Siebengebirgsmuseum an der Kellerstraße eine kleine Erinnerung an das Jubiläum kaufen. Ein Brief geht um die Welt und trägt in einer Ecke ein Stückchen Königswinterer Stadtgeschichte: Der Gedanke gefiel dem Heimatvereinsvorsitzenden Peter Krämer und seinen Mitstreitern. "Heimatgeschichte kann ein Stück Lebensqualität stiften", findet Christian Kieß. Das Vereinsmitglied hatte die Idee für die Jubiläumsbriefmarke.

Das zurückliegende Jahr hat den Königswinterern ein Stück ihrer historischen Identität vor Augen geführt. Viele haben das Angebot angenommen. Egal, ob es der Vortrag des Kölner Kirchenarchivars Josef van Elten war mit seiner Analyse zu Einzelheiten der Schenkungsurkunde, die als erster Nachweis der Existenz Königswinters als Villa Winetre gilt, die Ausführungen des früheren Bonner Stadtarchivars (und Königswinterers) Manfred van Rey zur mittelalterlichen Geschichte der Stadt oder die (weitgehend allerdings vor Historikern) gehaltene Rede des emeritierten Bonner Professors Rudolf Schieffer beim Jahrestreffen des Historischen Vereins für den Niederrhein im Siebengebirgsmuseum: Das öffentliche Interesse war also durchaus da.

Heinrich II. unterschrieb die Schenkung

Viele Vereine und Privatleute haben sich an den Aktionen zur amtlichen Ersterwähnung beteiligt, besonders der Heimatverein und der Bürger- und Verkehrsverein Königswinter-Altstadt, daneben die Volkshochschule Siebengebirge als städtische Einrichtung und die Tourismus Siebengebirge GmbH. "Mir hat vor allem die Vielfalt gefallen, mit der die Vereine dieses besondere Jahr begangen haben", sagt Bürgermeister Peter Wirtz rückblickend. Allen beteiligten Institutionen gebühre Dank für ihr über das Jahr verteilte Engagement. Das von der Tourismus Siebengebirge GmbH in Auftrag gegebene Erkennungszeichen könnte nachhaltige Verwendung finden, meint Wirtz. Es zeigt die königliche Unterschrift Heinrich II., mit der der Kaiser die Schenkungsurkunde an das Bonner Kloster Dietkirchen absegnete.

Rund ein Dutzend Veranstaltungen haben übers Jahr verteilt stattgefunden. Events wie der Königssommer, das Winzerfest mit seinem Festzug und das Museumsfest sind unter das Motto "Villa Winetre" gestellt worden. Die Tourismus Siebengebirge GmbH hatte einen Mittelaltermarkt organisiert, der Handwerkskunst von damals und die mittelalterliche Lebensart für zwei Tage in den Fokus nahm. Teile der alten Stadtmauern wurden markiert. "Es waren einige Highlights dabei", resümiert Peter Krämer, Vereinsvorsitzender des Heimatvereins, "vielleicht hätten wir noch etwas mehr herausholen können, wenn wir die Kräfte rechtzeitig unter dem Dach der Stadt hätten bündeln können." Politik und Verwaltung waren bei einigen in die Kritik geraten, weil sie keine große Feier finanzieren wollten. Das Hauptargument lautete, dass man in Zeiten klammer Kassen sonst der Fairness halber auch Feste in den teils älteren Ortsteilen bezuschussen müsste.

Dem Heimatverein bleibt ein Kontingent an Briefmarken, das laut Peter Krämer ausreicht, um die Vereinspost 2016 abzuwickeln. Was das Feiern angeht, sind am

25. und 26. Juni dieses Jahres die Dollendorfer gefragt. Die Vereine von Nieder- und Oberdollendorf organisieren ein umfangreiches Festwochenende, um die urkundliche Ersterwähnung vor 1050 Jahren gebührend zu begehen.

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