Weinlese beendet Winzer im Siebengebirge jubeln über einen Superjahrgang

SIEBENGEBIRGE · Der heiße Sommer hat die Fässer der Weingüter nicht nur mengenmäßig gut gefüllt. Was in den Fässern lagert, verspricht auch qualitativ ein besonderer Jahrgang zu werden.

Er ist ein Geschenk, der diesjährige Weinjahrgang – Winzer Josef Blöser aus Oberdollendorf kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: „Wir können von einem herrlichen Weinjahr sprechen.“

Vor allem das Mostgewicht, das bereits zum jetzigen Zeitpunkt viel über die zu erwartende Qualität des Weins verrät, hat alle Erwartungen gesprengt. „Wir haben Mostgewichte über 85 bis 90 Grad Oechsle gemessen“, berichtet der Seniorchef des Weinguts Blöser. „Das ist einfach sagenhaft.“

Zur Erläuterung: Das Mostgewicht ist die Menge des Zuckers, der im Trauben­saft gelöst ist. Je mehr Zucker vorhanden ist, desto höher liegt später der Alkoholgehalt des Weins. Weine mit einem Mostgewicht von 83 bis 100 Grad Oechsle dürfen laut Deutschem Weininstitut das Prädikat „Auslese“ tragen.

Nur gesunde Trauben geerntet

Egal ob rot oder weiß, Blösers Erntehelfer haben in den Oberdollendorfer Weinhängen zudem keinerlei kranke oder faule Trauben von den Reben geschnitten – im Gegensatz zum Vorjahr, wo aufgrund des verregneten Sommers „die Pilze wie Schaum gewachsen sind“. Auch die anfänglichen Bedenken hinsichtlich der Säurewerte haben sich mittlerweile zerstreut: „Auch beim Riesling haben wir einen richtig reifen Säuregrad messen können.“

Die Erträge liegen im Bereich der Vorjahre, schätzt Blöser: 7000 bis 8000 Liter Wein erwirtschaftet die Winzerfamilie aus jedem Hektar Weinberg durchschnittlich. Insgesamt werden auf 7,2 Hektar Reben angebaut. Die Lese ist bereits in dieser Woche zu Ende gegangen – auch das ein Effekt des extrem heißen und trockenen Sommers: Die Ernte hat sich um 14 Tage nach vorne verschoben. Bereits Anfang September konnten die ersten Trauben geschnitten werden, den Abschluss machte jetzt der späte Riesling.

Die Tatsache, dass auch die Weinlese unter optimalen Witterungsbedingungen stattfinden konnte, machte 2018 zum rundum perfekten Jahr für die Winzer. Auch der Rhöndorfer Winzer Karl-Heinz Broel freut sich über einen „Jahrgang wie aus dem Bilderbuch – nach vielen eher mäßigen Jahrgängen“. Zum Wochenende wird auch er seinen 2,5 Hektar großen Weinberg in der Rhöndorfer Einzellage „Drachenfels“ abgeerntet haben. Bereits jetzt steht für ihn fest: „Ich bin rundum zufrieden, sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Menge.“

Trotz extremer Hitze gutes Wachstum

Anders als im Vorjahr werden alle Fässer voll werden, da ist sich Broel sicher. Auch hinsichtlich der Pflanzenschutzproblematik sei die Lage in diesem Jahr entspannt gewesen: „Dank des mediterranen Klimas hatten wir keinerlei Infektionsdruck.“ Ein Phänomen ist, dass die Trauben trotz der extremen Trockenheit so gut gewachsen sind. „Dafür gibt es bislang keine so rechte Erklärung“, sagt Winzer Felix Pieper.

Auch er ist sehr zufrieden mit der bisherigen Lese, vor allem hinsichtlich der Qualität: „Das wird ein Wein, auf den wir uns alle sehr freuen können.“ Der größte Teil der Trauben befindet sich bereits im Keller seines Königswinterer Weinguts, in den Steillagen wird jetzt noch der letzte Riesling geerntet.

Pieper rechnet mit einem Plus von etwa 15 Prozent im Vergleich zum langjährigen Ertragsmittel. „Mit den Zahlen aus dem vergangenen Jahr kann man es gar nicht vergleichen, das war einfach katastrophal.“ Das kann auch Winzer Oliver Krupp aus Bruchhausen bestätigen. Er bewirtschaftet die Unkeler Weinhänge. Ihn habe der späte Frost im April 2017 die Hälfte des erwarteten Ertrages gekostet.

Traumhaftes Mostgewicht

In diesem Sommer machte seinen Reben allerdings die Dürre doch stellenweise arg zu schaffen: Die Trauben vertrockneten, die Stöcke warfen ihre Blätter ab. Auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern musste der Winzer die Trauben daher ungeerntet hängen lassen: „Das habe ich noch nicht erlebt.“ Da aber vor allem die älteren Rebstöcke mit ihren tiefen Wurzeln noch genügend Flüssigkeit aufnehmen konnten, ist auch er mit dem Ertrag zufrieden: „Von der Menge her war es ein normales bis gutes Jahr.“

Als „traumhaft“ bezeichnet auch Krupp das Mostgewicht – beinahe wäre es sogar schon ein wenig zu viel des Guten gewesen, denn mit jedem Grad Oechsle mehr klettert später auch der Alkoholgehalt des Weins in die Höhe. „Aber das ist wirklich ein Luxusproblem.“

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