Politiker stehen vor schwieriger Entscheidung Wird das Hallenbad in Königswinter saniert oder neu gebaut?

Königswinter · Seit zehn Jahren diskutieren die Politiker über die Zukunft des maroden Hallenbads in Königswinter. Jetzt legte ein Gutachter konkrete Zahlen vor: Eine Sanierung kostet 7,8 Millionen, ein Neubau 9,6 Millionen Euro. Die Entscheidung soll nach der Sommerpause fallen.

Nach zehn Jahren der Diskussionen über die Bäderfrage steht eine Entscheidung zwischen einem Neubau und einer Sanierung des alten Hallenbads nun endlich bevor. Die Politik wird in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause im Oktober oder bereits in einer vorgezogenen Sondersitzung den entsprechenden Beschluss fassen.

In der Ratssitzung am Dienstagabend in der Sporthalle des Schulzentrums, in das der Rat wegen des Brandes im Bereich der Aula ausgewichen war, sahen sich die Fraktionen dazu noch nicht in der Lage. Sie müssen jetzt erst einmal die zahlreichen Informationen, die ihnen das Euskirchener Ingenieurbüro Blass in zwei Gutachten lieferte, bewerten.

Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, ob die 9,6 Millionen Euro für einen Neubau durch die Vorteile, die dieser gegenüber der 7,8 Millionen Euro teuren Generalsanierung bietet, gerechtfertigt sind. Dabei war die ausdrückliche Aufgabe des Ingenieurbüros, eine Vergleichbarkeit der beiden Varianten herzustellen.

„Das Haus soll nach der Sanierung das können, was auch ein Neubau kann“, sagte Heinrich Blass. Hierin unterscheide sich sein Sanierungsgutachten auch von dem, das Alfons Tamburro im Auftrag des Vereins „Rettet unsere Lemmerzbäder“ 2014 erstellt hatte. Darin waren für eine Sanierung 4,9 Millionen Euro errechnet worden. Unklar sei auch, inwieweit in diesem Gutachten von genehmigungsfähigen Maßnahmen ausgegangen worden sei.

Der marode Zustand, in dem sich das Hallenbad zurzeit befindet, wurde den Politikern dabei nochmals vor Augen geführt. In vielen Bereichen ist das Bad abgängig und rostet vor sich hin. Bis auf den erst zwei Jahre alten Gaskessel ist fast nichts erhaltenswert. „Bei der Sanierung bliebe der Rohbau übrig, sonst nichts“, so Blass.

Neubau könnte städtebauliche Situation verbessern

Einen wesentlichen Vorteil des Neubaus sieht er darin, dass die städtebauliche Situation deutlich verbessert werden könnte, wenn die Position des Bads gegenüber dem alten Hallenbad gedreht würde. „Aus einer Hinterhofsituation wird eine attraktive Aufenthaltsfläche gemacht.“ Auch die Verkehrssituation sei einfacher zu lösen. Ein Vorteil sei auch, dass in einem Neubau die Personal- und Sozialräume sowie Geräte- und Vereinsräume in dem Kubus untergebracht werden könnten, während beim sanierten Bestandsbad ein Zubau notwendig wäre. Die Kosten für den Zubau sind allerdings in den 7,8 Millionen Euro bereits enthalten.

Auch würden bei einer Sanierung Wärmeverluste durch eine fehlende Sohlplattendämmung, besonders im Bereich der Schwimmerbecken, und durch ungedämmte Kelleraußenwände entstehen. Diese würden jedoch durch eine höherwertige Dämmung, die ebenfalls eingepreist sei, kompensiert. Dasselbe gelte für die Herstellung der Barrierefreiheit, die mit 200.000 Euro berücksichtigt worden sei. Beim Betonsanierungsrisiko gehe sein Gutachten bereits von einer Worst-Case-Betrachtung aus. Das einzige Risiko sieht Blass daher beim Brandschutz, weil hier kein belastbares Gutachten vorliege. Er beziffert es auf rund 60.000 Euro.

Die Frage von Joachim Hirzel (SPD), ob es ein Delta zwischen Kernsanierung und Neubau gäbe, wenn man sich an rechtlichen oder technischen Maßstäben orientiere, verneinte Blass. Auch bei der Gründung des Gebäudes und bei den späteren Betriebskosten gebe es keine Risiken. Allerdings könnten die Betriebsabläufe in einem sanierten Bad niemals so optimal sein wie in einem Neubau. Aus Platzgründen müssten zum Beispiel eine Lüftungsanlage auf dem Dach untergebracht werden und zwei weitere im Keller.

Für die Sanierung spreche die Bauzeit: Hier geht Blass von 27,5 Monaten, bei einem Neubau von 32,5 Monaten nach Auftragsvergabe aus. Auch wenn die Entscheidung noch aussteht, deutete CDU-Fraktionschef Josef Griese an, in welche Richtung er tendiert. „Wollen wir eine Variante, die nicht alle unsere Wünsche erfüllt oder denken wir auch in städtebaulicher Hinsicht in die Zukunft?“, fragte er. Die Opposition betonte, wie bedeutsam es gewesen sei, auch die Sanierung untersuchen zu lassen.

„Das war die wichtigste Entscheidung überhaupt in der Bäderdiskussion. Es war gut, dass wir so hartnäckig waren“, so Lutz Wagner (Königswinterer Wählerinitiative). Jürgen Kusserow (SPD) begrüßte, dass die Bäderfrage nach zehn Jahren erstmals in dieser Tiefe und Konzentration diskutiert werde.

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