Hilfe für Straßenkinder in Westafrika Ziel der Dollendorferin: Kreativität statt Bettlerei

Königswinter-Dollendorf · Sabine Neuefeind hat jahrelang in Guinea gelebt. Mit einem Verein möchte sie Straßenkindern helfen.

 Sucht Mitstreiter: Sabine Neuefeind engagiert sich für die Menschen in Guinea.

Sucht Mitstreiter: Sabine Neuefeind engagiert sich für die Menschen in Guinea.

Foto: Frank Homann

Zwei Jahre lang betrieb Sabine Neuefeind aus Dollendorf ein kleines Restaurant in Conakry, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Guinea. Die Armut, aber auch die Herzlichkeit der Menschen, denen sie dort begegnete, haben ihr Leben verändert. Seitdem hat sie nur ein Ziel: Sie möchte helfen.

Im Jahr 1999 reiste Neuefeind zum ersten Mal nach Guinea. "Ich bin nicht als Helfer nach Afrika geflogen, sondern als Nachbar, als Freund. Als ich dann dort war, fand ich das Land noch viel schöner, als ich erwartet hatte", sagt sie. "Der Zufall wollte es, dass mein Restaurant in unmittelbarer Nähe zu einer Moschee lag, vor der damals viele, in der Hauptsache behinderte und schwer erkrankte Obdachlose auf der Straße lebten", berichtet Neuefeind. Darunter waren Menschen, die an Polio, Lepra oder Tuberkulose litten und nun betteln mussten, um zu überleben.

Neuefeind kam in Kontakt mit ihren Nachbarn, organisierte Arztbesuche oder bot ihnen während der Regenzeit eine Übernachtungsmöglichkeit in ihrem Restaurant an. Außerdem begann sie, mit den Menschen in einer kleinen Werkstatt bei sich zu Hause kreativ mit Ton zu arbeiten. Vor allem die Kinder seien dabei regelrecht aufgeblüht. "Die Kinder kennen kein Spielzeug, sie haben nichts." Nach ersten Erfolgen zog sie in die "Cité de Solidarité", eine staatliche Einrichtung für Obdachlose. Ihr Hab und Gut verkaufte oder verschenkte sie. Ihr Versuch, mit staatlicher Unterstützung die Kreativ-Werkstatt auszubauen, scheiterte indes.

"Ich habe gemerkt, dass es nur über private Initiative funktionieren kann." Doch auch bei den Obdachlosen stieß sie auf Widerstand. "Die Menschen leben von der Bettelei nicht schlecht und haben nicht den Willen, etwas an ihrer Situation zu ändern," so Neuefeind.

Ein Problem sei, dass sich das Betteln zu einem Geschäft ausgeweitet habe, "bei dem Kinder vermietet und ausgebeutet werden", so Neuefeind. "Sie sind die unschuldigen Opfer am Ende der Kette."

Am schlimmsten seien Albino-Kinder betroffen, von denen es in Guinea viele Tausende gebe. Sie seien beim Betteln auf der Straße schutzlos der Sonne ausgesetzt. "Spätestens nach zwei oder drei Jahren ist ihr Körper mit Hautkrebs übersät." Um das Leben der Straßenkinder zu verbessern, zog Neuefeind 2002 nach ihrer ersten Rückkehr nach Deutschland auf einen Campingplatz in Aegidienberg. Sie wollte möglichst viel Geld sparen, das die gelernte Goldschmiedin mit dem Verkauf von Modeschmuck auf Kunsthandwerkmärkten verdiente.

Es reichte für eine erste Hilfslieferung, die sie 2007 nach Guinea verschiffen konnte. Im März dieses Jahres ist Neuefeind erneut aus Afrika nach Deutschland zurückgekehrt. Ihr Ziel ist es, einen Verein zu gründen, in der Hoffnung, Mitstreiter zu gewinnen und gemeinsam Geld zu sammeln. Mit dem Ertrag möchte sie einerseits ein Zentrum für Kunsthandwerk aufbauen und andererseits Kinder, die zurzeit zum Betteln gezwungen werden, "freikaufen".

"Mit Medikamenten für Polio-Kranke und UV-Schutz-Mitteln für Menschen mit Albinismus kann man Eltern dafür gewinnen, ihre Kinder nicht mehr zum Betteln auf die Straße zu schicken", erklärt Neuefeind. Auf diese Weise sei es den Jungen und Mädchen dann möglich, eine Schule zu besuchen und zum Beispiel ein Kunsthandwerk zu erlernen. Im günstigsten Fall könnten sich die Menschen durch den Erlös dann selbst ernähren. Die Rückschläge, die Neuefeind auf ihrem Weg bislang erlebte, und selbst die Ebola-Epidemie, die derzeit in Guinea und anderen westafrikanischen Ländern wütet, bringen sie nicht von ihrem Ziel ab. "Viele Menschen mögen denken 'Ebola? Was geht mich das hier an', aber ich habe Angst um meine Freunde."

So schnell es geht, möchte Neuefeind nach Guinea zurückkehren - zumindest für einige Monate.

Info

Wer Sabine Neuefeind beim Aufbau eines Vereins unterstützen oder Kontakt aufnehmen möchte, kann sie unter der Rufnummer 0157/37033588 oder per E-Mail an sabinetoure@yahoo.fr erreichen.

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