Klassentreffen in Heisterbacherrott Zur Strafe Unkraut jäten im Garten

Heisterbacherrott · Ehemalige Schüler der Volksschule Heisterbacherrott trafen sich 60 Jahre nach ihrer Entlassung jetzt wieder im Gasthaus Lichtenberg.

 In Erinnerungen an die Schulzeit schwelgen ehemalige Schüler der Volksschule Heisterbacherrott.

In Erinnerungen an die Schulzeit schwelgen ehemalige Schüler der Volksschule Heisterbacherrott.

Foto: Frank Homann

Für den neuen Sportplatz am Stenzelberg hatten sie Steine gesammelt. "Das war unser Sportunterricht", sagt Heinz Wijbenga. Schon lange her. 1955 und 1956 wurden die beiden Klassen der katholischen Volksschule von Heisterbacherrott, die sich einst einen Raum im alten Schulgebäude teilten, entlassen. Nach 60 und 61 Jahren versammelten sich die 17 ehemaligen Klassenkameraden im Gasthaus Lichtenberg. Seit einiger Zeit organisiert Hedwig Hönscheid die Klassentreffen nun schon, die im Abstand von zwei Jahren stattfinden. Auch diesmal wurden Fotos gezeigt und besonderer Ereignisse erinnert.

Ein Blick zurück: 1947 und 1948 kamen sie in die Schule. Die ersten Jahre ihrer Kindheit waren vom Krieg und der harten Zeit danach mit Hunger und Entbehrungen geprägt. In der Schule gab es hingegen Schulspeisung, Suppe, auch Kakao. "Wir hatten Blechbüchsen. Die Tochter von Oberlehrer Wimmert machte die Ausgabe." Damals ging es strenger zu in der Schule. "Aber es war doch nett", meinte Anni Densing.

In guter Erinnerung haben die Schüler Lehrer Gerhard Frankenberg. Doris Lohmeyer: "Das war ein junger Lehrer. Er hat uns gut behandelt." Und Hedwig Hönscheid wusste zu berichten, dass er sie sogar nach einer Mandel-OP im Krankenhaus besuchte: "Er hat mir einen Berliner mitgebracht." Mit dem Fahrrad kam er täglich von Rhöndorf: "Und er war trotzdem immer pünktlich."

Andere Lehrer waren weniger beliebt: "Lehrer Koenen sagte immer ,ihr Landhühner‘ zu uns", meinte Wilma Harf. Er wollte mit "Grüß Gott, Herr Lehrer Dr. Koenen" angesprochen werden. Rosemarie Münz: "Er hatte immer einen Tropfen an der Nase. Aber wir haben viel bei ihm gelernt. Später hat er uns auch gemocht."

Bei Oberlehrer Wimmert sollten sich die Kinder auf die Wiese legen und aus dieser Perspektive die Kirche zeichnen. Er malte selbst gern. Aber auch er war streng, so die einhellige Meinung. "Als Strafarbeit ließ er uns in seinem Garten Unkraut jäten", erzählte Heinz Wijbenga. Eine weitere Erziehungsmaßnahme war das Verlassen des Klassenraums und als Steigerung das Nachhauseschicken. Damit die Eltern das auch als Strafe erkannten, sandte er ein weiteres Kind hinterher.

Um den Ärger zu Hause kamen Wilma Harf, geborene Horn, und Doris Lohmeyer, damals noch Oehm, ebenfalls nicht herum. Wilma Harf: "Lehrer Wimmert sagte: ,Horn, aufstehen, Horn hinter die Tafel, Horn raus!" Als Doris ihre Schulkameradin in den Klassenraum zurückholen sollte, kam Wilma gerade das Treppengeländer heruntergerutscht und Doris lachte laut los. "Da hieß es nur noch: ,Horn und Oehm nach Hause!‘", so Wilma Harf. Ihr Eindruck: "Die Kinder betuchter Eltern wurden damals vorgezogen." Dennoch: Es ist aus allen etwas geworden. Die meisten blieben in ihrer Heimat. Zwei gingen nach Italien und Österreich. Von elf der ehemaligen Schulkameraden mussten sie sich aber bereits für immer verabschieden.

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