Kreis Neuwied testet Digitalfunktechnik 105 Einsatzkräfte üben den Ernstfall auf der ICE-Trasse

NEUWIED · In der Küche des Bordbistros entsteht zeitgleich ein Brand, 22 Personen müssen aus dem ICE gerettet werden. Einige erleiden Rauchverletzungen, sechs Fahrgäste sind schwer verletzt. Einen Zug gab es nicht. Das geschilderte Szenario aber war die Basis für eine umfangreiche Übung.

 Einsatzkräfte versammeln sich zur Übung an der ICE-Trasse.

Einsatzkräfte versammeln sich zur Übung an der ICE-Trasse.

Foto: Privat

"Tatsächliche Simulationen sind zu dieser Tageszeit gar nicht möglich und werden in der Regel nachts durchgeführt", sagt Matthias Lemgen von der Technischen Einsatzleitung im Landkreis Neuwied.

Es handelt sich um die zweite Großübung der neuen Digitalfunktechnik im Kreis Neuwied. Nachdem diese erstmals im Juli 2012 im Kontext eines imaginären flächendeckenden Unwetters im Landkreis erprobt wurde, interessierten sich die Initiatoren nun für die Funktionsfähigkeit des Systems bei starker Netzbelastung.

Kurz nach 14 Uhr begann die Alarmierung der verschiedenen Einheiten. Im Realfall würde dies laut Lemgen unmittelbar nach dem Unfall geschehen. "Das können zum Beispiel Fahrgäste sein, die über ihre Handys die Polizei oder den Rettungsdienst anrufen."

Zu den Einsatzkräften zählten Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Rettungsdienste, das Technische Hilfswerk (THW) sowie Hilfskräfte aus dem Kreis Altenkirchen und Westerwald. Insgesamt wurde 36 Mal Alarm geschlagen. 105 Einsatzkräfte mit 48 Fahrzeugen waren an der Übung beteiligt.

Unter der Einsatzleitung der Feuerwehr Asbach wurden Rettungs- und Sanitätsdienste zur Versorgung der Verletzten zur Hilfe geholt. Über die Netzleitstelle der Deutschen Bahn wurde außerdem die Sperrung der Unfallstrecke veranlasst und der Notfallmanager benachrichtigt. Bundes- und Landespolizei begannen währenddessen mit den Ermittlungen.

Die Technische Einsatzleitung des Landkreises koordinierte schließlich das weitere Verfahren vom Gelände der ehemaligen Autobahnpolizei aus. An diesem Standort wurde vom THW zudem ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Die Einheiten wurden, je nach Unfallausmaß, parallel oder nacheinander alarmiert.

Im Gegensatz zur analogen Funktechnik, die nur mit drei Kanälen ausgestattet ist, können beim Digitalfunk bis zu 45 Kanäle gleichzeitig genutzt werden. Ob die Technik mitgespielt hat, bleibt anhand der Auswertungsbögen der Funker abzuwarten. Ein Systemabsturz erfolgt nach Lemgens Worten nach demselben Prinzip wie eine Überlastung des Handynetzes, dem bekannten "Silvester-Phänomen".

Davon sei hier aber nicht auszugehen. Die vollständige Auswertung des Einsatzes wird in den kommenden Wochen erfolgen. Die nächste Großübung ist im nächsten Jahr geplant.

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