Künstler in Unkel Alles im Fluss

UNKEL · Es soll eine ausgeprägte Frustphase gewesen sein, in der sich Gabriela Mrozik ernsthaft fragte: "Wo sind in Unkel all die Leute, von denen sie mir erzählen, die künstlerisch tätig sind?" Sie waren da. Doch sie waren nicht miteinander im Kontakt. "Lass' uns etwas gemeinsam auf die Beine stellen, lass' uns die Stadt beleben", appellierte Mrozik. Es war die Geburtsstunde der Gruppe "panta rheiN 637".

 Ein Teil der Künstlergruppe "panta rheiN 637": (v. l.) Uwe Manasse, Christian Rosenzweig, Gabriela Mrozik, Britta Bellin-Schewe und Anja Rihm.

Ein Teil der Künstlergruppe "panta rheiN 637": (v. l.) Uwe Manasse, Christian Rosenzweig, Gabriela Mrozik, Britta Bellin-Schewe und Anja Rihm.

Foto: Melsbach

Was vor zwei Jahren mit etwa zehn Künstlern und Kunsthandwerker begann, ist heute auf 17 angewachsen. Was seither passiert ist, beschreibt Gruppenmitglied Anja Rihm so: "Unkel brauchte einen Prinzen, der es aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Jetzt hat Unkel gleich mehrere Prinzen." Zwei gemeinsame Ausstellungen hat die Gruppe mit "Aufbruch" (2012) und "Willy Brandt" (2013) seither organisiert.

Was aber noch viel wichtiger ist aus Sicht der Gruppe: "Wir geben Impulse, treten nun konzentrierter und dadurch kraftvoller auf", sagt Christian Rosenzweig. Sie wollen die Kunst für Unkeler und Gäste sichtbar machen sowie den Leerstand bekämpfen - und verzeichnen damit erste Erfolge. So ist es durch ihre Initiative gelungen, einen früheren Gemüseladen zu einem Ausstellungsraum umzufunktionieren.

Dort können Künstler einzelne Räume oder Flächen anmieten, um ihre Stücke für eine begrenzte Zeit auszustellen. "Damit holen wir Künstler, die bisher im Verborgenen gewerkelt haben, in die Öffentlichkeit", sagt Rosenzweig.

Wie kreativ es bei den monatlichen oder vor Projektphasen auch wöchentlichen Treffen der Gruppe zugeht, zeigt der Name. "Panta rhei" ist griechisch und bedeutet "alles im Fluss", also "es ist in Bewegung". Die Zahl steht für den Rhein-Kilometer 637 - das ist in Höhe Unkel.

Die Bandbreite der Kunstrichtungen ist in Unkel seit der Gründung der Gruppe ebenfalls gewachsen: Von Glasmalerei, Tonarbeiten und Treibholzkunst bis hin zu Duftkunst, Fotografie und Metallkunst ist in der Rheinstadt alles vorzufinden. Einen Verein wollen sie derzeit nicht gründen, obwohl sie spüren, dass sie mehr Struktur bräuchten - "aber für einen Verein verspüren Künstler ein zu ausgeprägtes Unabhängigkeitsbedürfnis", sagt Mrozik.

Stattdessen arbeiten sie derweil an einem neuen Internetauftritt plus eigenem Forum zum besseren Austausch. Uwe Manasse, selbst Duftkünstler, hat diese Aufgabe in die Hand genommen.

Ziele haben sie sich für die Zukunft nicht gesteckt. Wünsche haben sie aber sehr wohl: "Ein Bistro wäre klasse", sagt Manasse, "ein Ort, wo junge Menschen hingehen und Backgammon spielen können. Ein Kulturcafé, wo sie lesen oder Kunst erleben können." Die anderen nicken.

Eine Reihe von Veranstaltungen hat die Gruppe in diesem Jahr noch vor sich: Vom 12. bis 20. Oktober findet die Ausstellung "Unkeler Kreativ" statt. Vom 8. bis 11. November stehen erstmals die Unkeler Gesundheitstage "Pützmunter" an. Und am 8./9. Dezember lassen sie das Jahr mit einem Barbara-Fest ausklingen. "Das hat inzwischen seine Eigendynamik bekommen", sagt Rosenzweig, "alles fließt". Man möchte hinzufügen: am Rhein-Kilometer 637.

Ein Grillfest am Schiffsanleger

Am Samstag, 19. Oktober, begrüßt die Gruppe "panta rheiN 637" den Herbst. Ab 19 Uhr findet am Unkeler "Café Treibgut" (Schiffsanleger der KD Unkel) deshalb ein Picknick statt. Die Geselligkeit, so heißt es, soll nämlich all den Aktivitäten nicht zu kurz kommen. Im vergangenen Jahr führte die Gruppe dieses Picknick zum ersten Mal durch - damals mit einer enormen Resonanz. Mehr als 300 Leute folgten dem Lockruf der "panta rheiN". Allerdings ging es 2012 anders als in diesem Jahr im Sommer über die Bühne. Auch für Kinder gibt es selbstverständlich wieder Spannendes zum Mitmachen.

Gestärkt mit Stockbrot und Kinderpunsch können die kleinen Kreativen Fackeln fertigen. Darüber hinaus soll Livemusik die Gäste unterhalten. Zum Mitspielen, um Neues vorzustellen oder auszuprobieren, sind alle Musiker mit ihren Instrumenten aus dem Umkreis eingeladen. Wer kein eigenes Picknickpaket dabei hat, kann im Café Treibgut Grillgut und Getränke erwerben. Der Gastgeber sorgt zudem für Glühwein, Feuerkörbe und Decken.

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