Heimatbuch mit Geschichten aus der Region Willy Brandt, ein missionierender Pater und ein Lynchmord

Kreis Neuwied · Das Heimatjahrbuch des Kreises Neuwied ist ein beliebtes Kompendium für die Geschichten und Orte zwischen Rheinbreitbach und Ratzert. In der neuen Ausgabe spielen ein Lynchmord, ein missonierender Pater und auch Willy Brandt eine Rolle.

 Das prachtvolle Anwesen in Dattenberg, von Einheimischen nur „Burg Dattenberg“ genannt, ist auch Teil des Heimatjahrbuches 2023.

Das prachtvolle Anwesen in Dattenberg, von Einheimischen nur „Burg Dattenberg“ genannt, ist auch Teil des Heimatjahrbuches 2023.

Foto: Frank Homann

Am Galgen aufknüpfen, aufs Rad flechten oder – was schon als gnädige Form galt – den Kopf mit dem Schwert abschlagen: Der sogenannte „Meister Bernhard“ hatte reichlich zu tun, anno 1612 und 1613. In Linz und Umgebung trieb sich laut Überlieferung allerlei Mörder- und Räubergesindel herum. „Biß das von diesen vögeln frey, nicht ein Feder mehr übrig sey“, lautete der Auftrag an den Scharfrichter, und so kam es zu wahren Massenhinrichtungen in der Bunten Stadt. Davon zeugt ein früher Kupferstich des Kölner Druckers und Verlegers Gerhard Altzenbach aus eben diesem Jahr 1613, den die Linzer Stadtarchivarin Andrea Rönz studiert und ausgewertet hat. Das makabere Schauspiel beschreibt sie im neuen Heimatjahrbuch des Kreises Neuwied. Es ist nur eine von vielen spannenden Geschichten, die in der jetzt erschienenen 2023er-Auflage auf mehr als 400 Seiten zu lesen sind.

Jesuitenpater missioniert in Nordamerika die Sioux-Indianer

Außerdem geht es um den Rengsdorfer Jesuitenpater Hillig, der – auf den Spuren des reiselustigen Prinzen Maximilian zu Wied wandelnd – in Nordamerika bei den Sioux-Indianern missionierte. Erinnert wird auch an den Lynchmord einiger SS-Männer an drei alliierten Fliegern, die im letzten Kriegswinter in Niederraden notgelandet waren. Aber es geht ebenso um das Westerwälder Rind und um Ochsen im weitläufigen Engerser Feld, um die Wied und ihre Nebenflüsse, um den Waldbauverein, um den 16 Jahre in Unkel lebenden Friedensnobelpreisträger und früheren Bundeskanzler Willy Brandt, um Friedrich Wilhelm Raiffeisen, die Musikerfamilie Nisle, Pfarrer Johann Moschetus und viele weitere Geschichten.

„Es sind wieder so viele spannende und aufschlussreiche Beiträge, dass unser Heimatjahrbuch auch im 96. Jahr zu einem beliebten Kompendium der Heimatgeschichte und zu einer bemerkenswerten Lektüre geworden ist“, findet Landrat Achim Hallerbach. Er zollte den zahlreichen Autoren und dem Redaktionsteam um Reinhard Lahr bei der Präsentation des Buches auf Burg Dattenberg seinen ausdrücklichen Respekt und Dank für die große Fülle und Bandbreite der Beiträge. Ein Foto der liebevoll von Marcus Schultz und seiner Familie renovierten Villa hoch über dem Linzer Rheintal ziert in diesem Jahr auch die Titelseite des Heimatjahrbuches.

Neue Heimat-Onlinedatenbank umfasst 8000 Datensätzen

Ein besonderer Dank des Landrats ging an Helmut Krämer. Der Neuwieder hat mehr als 20 Jahre lang Artikel für das Jahrbuch verfasst – vor allem zum „Naiwidder Platt“ – und zudem beim Kreismedienzentrum eine Heimat-Online-Datenbank mit mehr als 8000 Datensätzen aufgebaut. In dieser virtuellen Sammlung können sich Interessierte jetzt schnell und unkompliziert informieren, zu welchen Themen Artikel in den Heimatjahrbüchern, respektive in deren Vorgängern „Heimatblätter“ und „Heimatkalender“, erschienen sind.

Das Heimatjahrbuch 2023 ist in einer ersten Auflage von 2600 Exemplaren erschienen und – wie Landrat Achim Hallerbach es ausdrückt – „zum Spottpreis von sieben Euro“ im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich. Es kann auch in den Bürgerbüros von Kreis, Stadt und Verbandsgemeinden sowie im Neuwieder Roentgenmuseum erworben werden.

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