Willy-Brandt-Forum Unkel Ausstellung mit Arbeiten von HAP Grieshaber

UNKEL · Der dreimalige documenta-Teilnehmer Helmut Andreas Paul, kurz HAP, Grieshaber (1909-1981), der den Holzschnitt als künstlerisches Medium in neue Dimensionen führte, ist mit mehr als 30 Arbeiten sowie mit Autografen und Malbriefen, die erstmals öffentlich gezeigt werden, zu Gast im Willy-Brandt-Forum.

Zusammengestellt aus eigenen Beständen haben die Ausstellung Ministerialdirigent a.D. Wolfgang Glöckner und der Jurist Johannes Göbel, beide aus Bonn. "Grieshaber hat als betroffener Zeitgenosse immer politisch gearbeitet und Stellung bezogen gegen Krieg, Unterdrückung, Hunger und Unrecht", so Glöckner.

Wie Willy Brandt habe er die Teilung Deutschlands nie verwunden. Von seinem Bezug zu dem Friedensnobelpreisträger zeugen in Unkel zwei Holzschnitt-Plakate, die er 1972 für die SPD Reutlingen sowie auf Bundesebene für die Grass-Wählerinitiative geschaffen hat."Unten im Seminarraum zeigen wir das Plakat für die Reutlinger mit dem Original-SPD-Druckstock in der Vitrine.

Hier im Erdgeschoss sieht man die verkleinerte Offset-Reproduktion des Originalholzschnitts mit dem griechischen Hirtengott Pan, seinem Alter Ego, der für den SPD-Bezirksvorstand Hannover gedruckt wurde", so Göbel.

Am Eingang zu diesem Raum hängt ein Siebdruck der Gouache von 1980, der auch den Flyer zu der Grieshaber-Ausstellung ziert. "Demokraten wählen" steht unter den vier Füßen, die aus schwarz-rot-goldenen Hosenbeinen ragen. "Das ist bipolar gemeint: Einmal mahnt Grieshaber die Demokraten, wählen zu gehen, zum anderen aber auch, demokratische Kandidaten und nicht etwa die NPD zu wählen", so Glöckner.

Er hatte auch die Möglichkeit, das riesige Holzschnitt-Triptychon "Weltgericht" im Original zu sehen, das der Künstler 1970 für den damaligen Sitzungssaal des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages geschaffen hatte. In Unkel sieht man den von Adam und Eva flankierten Atompilz mit anderen Schrecken des Krieges als erheblich kleineres Ausstellungsplakat.

"Jede Arbeit von Grieshaber hat eine Geschichte, nimmt Bezug auf Unterdrückung und anderes Unrecht", betonte Glöckner. So prangerte der Künstler den Militärputsch in Chile 1973 mittels eines zerschossenen Holzstocks an, während im Seminarraum das Epitaph für Salvator Allende zu sehen ist. Direkt daneben Grieshabers Reaktion auf die Ermordung von Martin Luther King 1968, den er als Engel der Geschichte mit abgetrennten Flügeln in Tiefviolett, der Farbe des Büßers zeigt.

Hatte er den Korea-Krieg 1950 mit der Darstellung einer Asiatin und der Unterzeile "Auf Mütter hören" angeprangert, so nahm er den Vietnamkrieg aufs Korn, indem er sein vietnamesisches Hängebauchschwein darstellte, das mit Pfauen und Papageien auf seinem Grundstück in Enningen lebte.

"Bei unserem Schwein hat niemand je gefragt, ob es ein süd- oder nordvietnamesisches Schwein war", so der Kommentar von Grieshaber laut Göbel. Unablässig habe der Künstler versucht, die Öffentlichkeit aufzurütteln. "Dieser Mann war absolut authentisch", so die beiden Grieshaber-Kenner. Seine Arbeiten als engagierte Kunst zu bezeichnen, sei für ihn eine Tautologie gewesen, da Kunst immer engagiert sei.

"HAP Grieshaber. Ein betroffener Zeitgenosse" ist im Willy-Brandt-Forum Unkel, Willy-Brandt-Platz 5, dienstags bis samstags von 10 bis 18 und sonntags von 14 bis 18 Uhr bis zur Finissage am Sonntag 18. August, 11.30 Uhr, zu sehen. Führungen werden an den Sonntagen 21. Juli und 4. August ab 15 Uhr geboten. Weitere Infos unter: www.willy-brandt-forum.com

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