Stux in Unkel Bei Rotwein werden Falter schwach

UNKEL · "Du kriegst die Motten." Dieses Sprichwort ist durchaus angebracht. Denn: Unkel ist in Deutschland der Ort mit den meisten Nachtfalterarten. Dass es sich bei diesen Tierchen nicht nur um unscheinbare "graue Mäuse" handelt, sondern es unter den Nachtfaltern so richtige Schönheiten gibt, erlebten jetzt die Teilnehmer der "Unkeler Falternacht" auf dem Stux.

Auf großen weißen Stoffbahnen ließen sich die verschiedenen Falter in Unkel bestens beobachten.

Foto: Frank Homann

Da kam richtig Farbe ins Spiel. Zunächst erklärte Michael Stemmer bei seinem "Tag des offenen Gartens", der allerdings erst bei Einbruch der Dunkelheit begann und bis tief in die Nacht dauerte, was sich auf seinem Areal so alles tummelt, während seine Frau Lena die Gäste mit Bärlauchsuppe und später mit Würstchen vom Grill und Bier verwöhnte.

Den Nachtfaltern spendierte Michael Stemmer übrigens auch ein Lieblingsgetränk. Dazu hatte der Fachmann süßen Rotwein mit Zucker in einem Mengenverhältnis von eins zu eins aufgekocht und diese Flüssigkeit an Pfähle gestrichen. Bei diesem Gebräu können Falter kaum widerstehen.

Auf alle Fälle aber lassen sie sich von Licht anlocken. Große weiße Stoffbahnen wurden angestrahlt. Da saßen die Motten in der "Falle". Nun konnten die Besucher mit ihrem Gastgeber nah rangehen und sich die Nachtfalter ganz in Ruhe ansehen und erklären lassen. Die Exkursionsteilnehmer konnten besonders schöne und besonders seltene Exemplare entdecken.

Highlights waren zum Beispiel der "Russische Bär", der "Liguster-Schwärmer" und die "Eulen", eine große Nachtfaltergruppe. Die "Liguster-Schwärmer" haben eine Spannweite von sage und schreibe 20 Zentimetern und die Form eines Torpedos. Michael Stemmer: "Sie sind sehr selten geworden." Weitere Erkennungszeichen: dicker Körper und schmale Flügel.

Wer bei dem Wort "Russischer Bär" an Kälte, Dunkelheit und graue Farben denkt, irrt gewaltig. Der Nachfalter dieses Namens trägt Rot mit schwarzen Punkten auf einer Seite seiner Flügel und Schwarz mit weißen, akkurat gezeichneten Streifen und einem schwarzen Punkt auf der anderen Seite seines "Capes".

Eine imposante Erscheinung, die es am Stux häufig gibt. In der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gilt der "Russische Bär" als eine besonders zu schützende Art. Nordrhein-Westfalen hat diesen Bären in der Roten Liste als stark gefährdet eingeordnet. "Dieser Falter dürfte hier die idealen Bedingungen haben. Manchmal sehe ich gleich mehrere auf Dost oder anderen Doldengewächsen", klärte Michael Stemmer auf.

Mehr als 100 Nachtfalter hat Michael Stemmer innerhalb der letzten Woche registriert. Er beteiligt sich seit 2005 an der "European MothNight". An fünf Tagen im Jahr zählen bei diesen europäischen Nachtfalter-Nächten Experten von Finnland bis Zypern Falter. Bei dieser europaweiten Kartierung konnte Michael Stemmer auf Deutschland bezogen die höchste Artenzahl vorweisen. "Hier herrschen ideale Bedingungen für die Falter."

Mehr als 510 Großschmetterlingsarten sind hier zu Hause. Bei der "Mottennacht" präsentierte Stemmer seinen Gästen auch echte Raupen und am Tag zuvor gefangene Falter. Die nimmt er geschickt mit einem Döschen ab. Die Falter kommen eine Nacht in den Kühlschrank bei sieben Grad. So sind sie ruhiggestellt und können am Morgen fotografiert werden. Danach flattern sie wieder hinaus in die Natur.