Adventskonzert der Erpeler Null-Uhr-Kapell Bekannte Weihnachtschoräle neu arrangiert
RHEINBREITBACH · Zahlreiche Zuhörer konnte Pfarrer Michael Busch von der Trinitatisgemeinde Unkel am Freitagabend vor dem dritten Advent als Hausherr zum Adventskonzert der Erpeler Null-Uhr-Kapell im Gemeindezentrum Rheinbreitbach begrüßen.
Verstärkt hatten sich die Musiker um ihren Posaunisten Friedemann Scheffler, dessen Mutter Elisabeth im Gemeindezentrum zurzeit einen Teil ihrer Krippensammlung zeigt, mit dem Jazz-Saxophonisten Kai Kumpf aus Bonn. Getreu dem Titel des Konzertes, "Junger Wein in alten Schläuchen", habe Scheffler acht bekannte Weihnachtschoräle neu arrangiert, erklärte der Pfarrer den Konzertbesuchern.
Durchdringende Fanfarenklänge im Funky-Sound nach dem Hit "Spinning Wheel" der Band Blood, Sweat & Tears hatte Scheffler über die Bach-Kantate "Nun kommt der Heiden Heiland" gelegt, mit der die Null-Uhr-Kapell das Konzert begann. Kaum durchsetzen konnte sich dabei die zunächst verschwindend leise Trompete mit der von ihr übernommenen Melodie gegen diesen stakkatohaften Einstieg in das Stück. Dieser symbolisierte die übliche Hektik während der allgemein unruhigen und umtriebigen Vorweihnachtszeit, bevor das Choralarrangement dann, allmählich als das bekannte Weihnachtslied erkennbar, zum Ende hin doch besinnlich ausklang.
Weiter ging es mit dem von Johannes Petzold vertonten Gedicht "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern", das der mit einer Jüdin verheiratete Johannes Klepper 1937 geschrieben hat. Bei diesem Lied eines der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder des 20. Jahrhunderts, dessen Melodie an Paul Gerhards Passionskirchenlied "Haupt voll Blut und Wunden" erinnert, hatte der Arrangeur den genau entgegengesetzten Weg eingeschlagen.
Der zu Beginn noch ausgesprochen klaren Melodie hatte er marschierend-rhythmische Klänge unterlegt, die im Verlauf - den zunehmenden Repressalien des NS-Regimes gegenüber jüdischen Mitbürgern entsprechend und gleichzeitig auf den bevorstehenden Zweiten Weltkrieg hinweisend - immer bedrohlicher und durchdringender wurden.
"Damit nimmt dieser Titel Bezug auf die große schlesische Krippe in der Ausstellung meiner Mutter. Deren über Generationen hinweg geschnitzten Figuren sind von den früheren Besitzern in zwei schweren Koffern auf der Flucht in den Westen mitgeführt worden", berichtete Scheffler, nachdem das Konzert mit dem auf Georg Friedrich Händels Chorsatz basierenden Adventslied "Tochter Zion" ausgeklungen war.
Die schlesische Weihnachtskrippe von Elisabeth Scheffler wie auch ihre vielen anderen aus aller Welt zusammengetragenen Exemplare sind bis Sonntag, 20. Dezember, im Evangelischen Gemeindezentrum Rheinbreitbach, Bürresheimer Straße 2, mittwochs, freitags, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen.