Asberg Der Windpark kommt frühestens 2016

SIEBENGEBIRGE · Es ist matschig, kalt, nebelig. Und: Es ist - gefühlt - windstill. Zumindest an diesem Nachmittag und am Fuße des Mastes, der den Wind am Asberg dort messen soll, wo er tatsächlich weht - in etwa 140 Metern Höhe. Seit Montag errichten fünf Industriekletterer eine Messstation, die Aufschluss darüber geben soll, ob der geplante Windpark überhaupt rentabel sein wird.

Ende des Monats soll der Mast komplett sein. Von da an wird ein Jahr lang sekundengenau gemessen. Falls die Gutachten sowie die Wirtschaftlichkeitsberechnung nicht gegen den Bau des Windparks sprechen, würde laut Christian Schröder, Sprecher der Energieversorgung Mittelrhein (EVM), erst im zweiten Halbjahr 2016 damit begonnen werden.

Ursprünglich hatte die Verbandsgemeinde Unkel dies für Ende 2014 angestrebt. Doch nun werden die letzten Genehmigungen erst Ende 2015 erwartet. 4000 Quadratmeter umfasst das für den Messmast genutzte Gelände am Asberg, davon mussten 800 im Vorfeld gerodet werden.

Noch liegen die meisten der 47 verzinkten Stahlrohr-Elemente unverbaut herum, doch schon in wenigen Tagen wird ein schmaler hoher Mast errichtet sein. Der Bau kostet die EVM 140.000 Euro. Eine Investition, die sie in Kauf nehmen muss: Der Windatlas Rheinland-Pfalz diene zwar zur Vorauswahl von Standorten, jedoch seien darin keine kleinräumigen Einflüsse berücksichtigt. "Deshalb wäre es unverantwortlich, nur auf Basis der Windatlas-Werte Investitionsentscheidungen zu treffen", erklärt Schröder.

[kein Linktext vorhanden]In fünf Höhen wird deshalb zwölf Monate lang die Windstärke erfasst, in zwei Höhen zusätzlich die Windrichtung gemessen. Die Daten seien aber erst nach sechs Monaten belastbar, heißt es seitens der EVM. Sollte die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben sein, wäre dann das Thema Windpark vom Tisch.

Messung der Windstärke auf dem Asberg
13 Bilder

Messung der Windstärke auf dem Asberg

13 Bilder

Sollte jedoch eine Windstärke von etwa sechs Metern pro Sekunde vorherrschen, wäre dies ausreichend, um ökonomisch sinnvoll zu agieren. Zumindest dann, wenn die EEG-Umlage nicht rapide abgesenkt wird. Ein Konzeptentwurf von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der künftig in erster Linie wirtschaftlich sinnvoll und nicht mehr zwingend ökologisch Strom erzeugen will, steht noch aus.

Und so geht das Warten auf belastbare Ergebnisse weiter. Nicht aber für Mike Richter. Er muss jetzt am Messmast malochen. Er ist einer der fünf Industriekletterer. In windige Höhen muss er als "Bodenpersonal" zwar nicht, eine besondere Herausforderung ist die Errichtung aber auch für ihn: "Sonst ist meistens bei 125 Metern Höhe Schluss. Dies ist extrem." Das Gelände ist derzeit nicht begehbar und aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt.

Der hohe Mast steht auf einem 150 mal 150 Zentimeter großen Fertigbeton-Fundament. In gewissen Abständen wird die Stahlrohrkonstruktion mit Abspannseilen gesichert. Nach Abschluss der Messungen soll der Mast vollständig abgebaut werden. Auch das Fundament wird dann wieder entfernt.

Für die Gegner des Vorhabens ist der Messmast der erste sichtbare Schritt in Richtung Windpark. Dieser könnte nach Angaben der EVM schon bei zehn Windrädern etwa 60 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Diese Menge entspricht dem Jahresbedarf von rund 18.000 Haushalten.

Der Landesregierung Rheinland-Pfalz dürfte das gefallen: Sie will bis zum Jahr 2030 den gesamten Energiebedarf mit Strom decken, der im eigenen Bundesland aus regenerativen Quellen erzeugt wird.

Das sagen die Bürgerinitiativen

Für Klaus Beydemüller, Sprecher der Bürgerinitiative "Pro Naturpark Pur", ist die Ruhe vor dem Sturm mit dem Bau des Messmastes beendet: "Dies ist das Signal, dass es jetzt ernst wird. Viele Bad Honnefer befinden sich noch immer in der Warteschleife - spätestens jetzt sollten sie sich aber mit dem geplanten Windpark auseinandersetzen."

Roland Kohler von der Bürgerinitiative "Romantischer Rhein" sagt: "Der Wind hätte auch noch gemessen werden können, wenn die Gutachten vorliegen." So sei bereits unnötig in die Natur eingegriffen worden, unter anderem in den Quellbach, ein Biotop. Kohler erstattete deshalb beim Kreis Neuwied sowie bei der Naturschutzbehörde SGD Nord sogar Anzeige.

Diese habe jedoch keine widrigen Handlungen festgestellt. "Wir halten uns an alle Vorschriften", betonte EVM-Sprecher Christian Schröder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort