Aktionsgruppe "Kinder in Not" Eine Zuflucht für Misshandelte

WINDHAGEN · Die Aktionsgruppe "Kinder in Not" Windhagen hat ein neues Projekt: Es kümmert sich um junge Frauen und Mädchen in Cebu-City auf den Philippinen, die von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Zwangsprostitution betroffen sind.

 Bei der Gartenarbeit: Sie ist Teil der Therapie und bereitet die Mädchen und jungen Frauen auf ein eigenständiges Leben vor.

Bei der Gartenarbeit: Sie ist Teil der Therapie und bereitet die Mädchen und jungen Frauen auf ein eigenständiges Leben vor.

Foto: privat

Nach Schätzungen werden in den Rotlichtvierteln der Stadt mehr als 10.000 meist minderjährige Mädchen und Frauen zur Prostitution gezwungen, teilt die Aktionsgruppe mit. Kriminelle Schlepperbanden lockten diese von umliegenden kleineren Inseln unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Metropole.

Man verspreche ihnen dort eine Arbeitsstelle mit guten Verdienstmöglichkeiten in einem Restaurant oder in einer Fabrik. Die Hoffnung, dadurch ihre Familienmitglieder zu Hause unterstützen zu können, erfülle sich aber nicht. In Cebu-City angekommen, beginne für die jungen Frauen ein Alptraum. Durch Schläge, Drogen, Alkohol und Nahrungsentzug würden die Mädchen gefügig gemacht.

Schutzlos seien sie den brutalen Vergewaltigungen von Zuhältern und deren Kunden sowie übertragbaren Krankheiten ausgeliefert. Arztbesuche würden ihnen kaum erlaubt. Damit die Mädchen nicht fliehen, drohe man ihnen, ihre Geschwister ebenfalls zu verschleppen. So fügten sie sich schwer misshandelt und missbraucht ihrem Schicksal.

Fast allabendlich gehe das Team von Pater Kulüke, einem Steyler Missionar, in die Rotlichtmilieus der Stadt, um den jungen Menschen zu helfen, so die Aktionsgruppe weiter. Mädchen, denen die Flucht gelungen sei oder die befreit werden konnten, finden eine erste Zuflucht im "Recovery Center." Diese Einrichtung wird nun von der Aktionsgruppe "Kinder in Not" finanziert. Derzeit haben etwa 20 Frauen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und 29 Jahren dort ein neues Zuhause gefunden.

Zu der Hilfe gehört neben der gesundheitlichen Versorgung und dem Drogen- und Alkoholentzug eine psychologische Therapie. Auf diese Weise sollen die Betroffenen ihre traumatischen Lebenserfahrungen verarbeiten und wieder zu sich selbst finden. Neben praktischen Kursen, wie Kochen, Nähen und Gartenanbau, können die Mädchen, die nicht einmal Grundschulkenntnisse besitzen, lesen und schreiben lernen.

Nach dem Schulabschluss erhalten sie die Möglichkeit einer Berufsausbildung. Die meisten der jungen Frauen werden letztlich wieder voll in die Gesellschaft integriert und können anschließend für sich selbst sorgen.

Die Aktionsgruppe "Kinder in Not" e.V.

Die Aktionsgruppe "Kinder in Not" e.V. wurde 1983 auf Initiative der Unternehmerin Gisela Wirtgen gegründet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, notleidende Kinder in der Dritten Welt ehrenamtlich und uneigennützig zu unterstützen. Mittlerweile unterhält beziehungsweise unterstützt die Aktionsgruppe viele Hilfsprojekte auf den Philippinen, in Indien, Chile, Argentinien und Brasilien.

Basis der Arbeit sind mehrere Tausend Patenschaften für Kinder und Projekte, die von Einzelpersonen, Familien, Schulen, Vereinen und Firmen übernommen wurden, sowie gezielte Einzelspenden. Jeder Euro kommt zu 100 Prozent an, ohne Abzug von Verwaltungskosten. Dies ist möglich durch den Einsatz der ehrenamtlichen Mitglieder und eines großen Einzelspenders. Die Aktionsgruppe trägt das Gütesiegel des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI), "Zeichen des Vertrauens", und ist als gemeinnützig anerkannt.

Gisela Wirtgen erhielt für ihre Arbeit den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und das Bundesverdienstkreuz. Die Auszeichnungen seien zugleich ein Dank an die Ehrenamtlichen, die sie im Dienste humanitärer Hilfe unterstützt haben, so der Verein. Der bekannte Spitzensportler Georg Hackl, dreifacher Rodel-Olympiasieger und Weltmeister sowie Sportler des Jahres 1998, engagiert sich als internationaler Botschafter für die Aktionsgruppe.

Info: www.kinder-in-not.de oder unter Rufnummer 02645/4773.

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