Privatausstellung in Kretzhaus Gemeinderat gewährt „Little Britain“ letzte Gnadenfrist

Erpel/Kretzhaus · Gary Blackburn hat auf seinem Grundstück in Linz-Kretzhaus einen privaten Freizeitpark samt Panzer geschaffen, der nicht bei allen auf Gegenliebe stößt. Der Gemeinderat droht dem gebürtigen Engländer mit Räumung der Pachtflächen.

 Muss die Queen umziehen? Für „Little Britain“ gibt es eine letzte Gnadenfrist bis November.

Muss die Queen umziehen? Für „Little Britain“ gibt es eine letzte Gnadenfrist bis November.

Foto: Frank Homann

Der Erpeler Gemeinderat hat dem gebürtigen Briten Gary Blackburn für sein skurriles Freilichtmuseum „Little Britain“ in Kretzhaus eine letzte Gnadenfrist gewährt. Einstimmig bei Enthaltung von Bürgermeister Günter Hirzmann sprachen sich die Mandatsträger dafür aus, dem Chef des Baumdienstes zum letzten Mal die Möglichkeit einzuräumen, alle nötigen Unterlagen für die überfällige Bauleitplanung einzureichen. Zeitgleich machte der Rat zur Bedingung, dass der einst öffentliche Wanderweg, den Blackburn vor Jahren von der Bahn gekauft hatte, im Wege eines Flächentauschs wieder an die Gemeinde zurückgeht; die Gemeinde hatte seinerzeit ihr Vorkaufsrecht für den Weg nicht realisiert. Eine einvernehmliche Lösung sei auch in seinem Sinne, so Blackburn zum GA. Teile seiner Ausstellung werde er zudem zurückbauen.

Die Bauleitplanung für „Little Britain“ hatte Blackburn wie berichtet im März 2018 beantragt, war die Unterlagen dafür aber schuldig geblieben. Dieses Versäumnis kann er nun bis Mitte November nachholen. Sollten die Unterlagen dann „nicht vollständig und belastbar“ vorliegen, müssen alle Flächen, die sich im Eigentum der Gemeinde befinden und von Blackburn gepachtet sind, bis zum 1. Januar geräumt werden, so der Ratsbeschluss. Um Blackburn den Ernst der Lage deutlich zu machen, beauftragten die Ratsmitlieder die Verwaltung, den Pachtvertrag Blackburns für eben diese öffentlichen Flächen zum 31. Dezember zu kündigen. Falls die nötigen Unterlagen im November aber ordnungsgemäß vorliegen sollten, werde der Gemeinderat „in einer der kommenden Ratssitzungen ergebnisoffen über die Einleitung der beantragten Bauleitplanung entscheiden“.

Zur Erinnerung: Aus Ärger über den Brexit-Entscheid hatte Blackburn auf dem seit 2014 vonihm von der Gemeinde gepachteten Areal sowie auf Flächen seines Forstbetriebs am Ortsrand von Kretzhaus rund um einen Wanderweg zum Rheinsteig alles zusammengetragen, was ihn an seine Heimat erinnert. Artus-Ritter und Palast-Wachsoldaten, die Hütte von Robin Hood, einen Doppeldeckerbus, rote Telefonzellen und eine Figur der Queen sind seit 2016 zu sehen. Sogar ein 52 Tonnen schwerer Centurion-Panzer aus den 50er Jahren gehört zur Ausstellung.

Allerdings fehlt für das alles die baurechtliche Genehmigung, was die Kreisverwaltung schon 2018 moniert hatte. „Wir haben lange genug Entgegenkommen gezeigt. Wenn Gary Blackburn jetzt nicht endlich die erforderlichen Unterlagen einreicht, muss er das Gelände mit dem rund 3000 Quadratmeter großen Märchenwald räumen“, so Gisela Stahl (CDU).

Spätestens jetzt könne der Brite nicht mehr die „Entschuldigung“ vorbringen, sein Architekt und er wüssten nicht genau, welche Unterlagen erforderlich seien. Vorlegen muss er eine Betriebsbeschreibung, die verbindliche Zusage, dass der Wanderweg auf die Ortsgemeinde übergeht, eine Stellungnahme des Landesbetriebs Mobilität für den Einmündungsbereich zur Kreisstraße sowie die Zustimmung des Forstamtes zu „Little Britain“.

Außerdem muss Blackburn Ausgeichsflächen für das von ihm belegte Areal benennen und eine gesicherte Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung nachweisen. Dass er im Falle eines positiven Beschlusses der Mandatsträger sämtliche mit der Bauleitplanung und deren Umsetzung verbundenen Kosten übernimmt, habe der Brite mit doppelter Staatsbürgerschaft mehrfach zugesichert, hieß es.

„Bereits im Mai haben wir gefordert, dass 60 öffentliche Stellplätze und zwei Mitarbeiterparkplätze sowie eine Wendefläche errichtet werden müssen, die auch von Feuerwehr und Forstwirtschaft genutzt werden kann“, so Werner Henneker. Blackburn müsse endlich zeigen, dass er willens sei, mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Sonst könne er ja umziehen nach Kalenborn. Dort, neben dem einstigen Gourmet-Restaurant Nattermann, stehen bereits eine rote Telefonzelle und der Briefkasten von Mister Bean. An der Bahnhofstraße ist eine Dependance von „Little Britain“ entstanden.

Blackburn sagte auf GA-Anfrage, einer Kompromisslinie stehe er nicht im Wege – und lenkt dazu auch ein. Blackburn: „Wir sind seit 25 Jahren mit der Firma und als Familie hier ansässig und wollen es bleiben. Aber natürlich ist die Firma gewachsen in den Jahren.“ Da die vom Rat aktuell geforderten Ausgleichsflächen nur schwerlich nachzuweisen seien, werde er nun Flächen freiräumen, „Little Britain“ verkleinern und Parkraum schaffen. Das sei „sicher der einfachere Weg“, so Blackburn. Auch dem Tausch des Wanderweges gegen gemeindliche Flächen am Bahndamm stehe aus seiner Sicht nichts entgegen. Zudem stehe ein Termin mit seinem Architekten wegen der Genehmigungsfrage an. Blackburn: „Alle sollen mit der Lösung zufrieden sein.“

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