Kunstverein Linz Gesine Kikol und Dietrich Pusch stellen aus

LINZ · "Ein Fest der Malerei beschert der Linzer Kunstverein mit den Arbeiten von Gesine Kikol und Dietrich Pusch seinen Besuchern." Kunsthistorikerin Gabriele Oberreuter schwärmte geradezu bei der Eröffnung der jüngsten Ausstellung im Moltigebäude. Die Schau ist äußerst spannungsreich, treffen dort doch zwei ganz unterschiedliche Künstler aufeinander.

 Jeder auf seine Art: Gesine Kikol und Dietrich Pusch vor zwei ihrer Bilder in der gemeinsamen Ausstellung.

Jeder auf seine Art: Gesine Kikol und Dietrich Pusch vor zwei ihrer Bilder in der gemeinsamen Ausstellung.

Foto: Frank Homann

Der Mediziner Pusch, Jahrgang 1935, stammt aus Leipzig und hat 1979 die damalige DDR verlassen. Neben seinem "Brotberuf" hatte er zuvor ab 1965 als Privatschüler bei Bernhard Heisig, einem international anerkannten Vertreter der "alten Leipziger Schule", Malerei studiert. Die 37-jährige in Bergisch Gladbach geborene Kikol war Schülerin von R. A. Penck, Daniel Richter und Jörg Immendorf.

"Die Kunstgeschichte ist an Pusch vorbeigegangen. Trotz seiner großartigen Malerei wurde er hier nach seiner Flucht in Bonn nicht wahrgenommen und blieb, künstlerisch eingeigelt, ein anonymer Maler", bedauerte Lars Ulrich Schnackenberg, der Vorsitzende des Kunstvereins, in seiner Begrüßungsrede.

Trotz der immensen Unterschiede zwischen den beiden Künstlern schon hinsichtlich Alter und Hintergrund: Thematisch beschäftigen sich beide mit der Rezeption der Gesellschaft, jeder auf seine Art. "Kurz und knapp, wie eine heutige Schlagzeile, kommt Gesine Kikol direkt auf den Punkt, während Dietrich Pusch seine Themen vielschichtig erzählt", so Schnackenberg.

Pusch widmet sich vor allem dem "Panoptikum des Gesellschaftstieres Mensch", wie er selber sagt, seine Arbeiten erinnern an Max Beckmann. Mit dem Brecht-Zitat "Dass sie euch mit Krieg verschonen, müsst ihr um Einsicht eure Eltern bitten" hat Pusch ein bitterböses Bild betitelt, das sich auf Kinderkriegsspiele während der Stasi-Sommerferien 1977 bezieht.

"Er bleibt aber auch im Westen der präzise Beobachter mit dem kritisch-geschärften Blick auf die Beweger der Weltgeschichte", sagte Oberreuter. So geißelte der Künstler etwa 1986 in "Das Blaue vom Himmel herunter" Politiker, die nur leere Sprechblasen von sich geben.

Kikol ist speziell für die Ausstellung auf Motivsuche gegangen. "In einem ungewöhnlichen Dialog mit den Arbeiten ihres älteren Kollegen umkreist sie in wuchtig gemalten Arbeiten das Thema Mittelrhein", so die Kunsthistorikerin.

Dass sich die Künstlerin dabei vor allem an der Loreley orientiert, belegt schon das Heine-Zitat "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", mit dem sie ihre Arbeiten überschreibt. So räkelt sich die verführerische Nixe auf Kikols kleineren Aquarell-Landschaften auf nahezu jedem Hügel des Rheintals, schwimmt omni-präsent im Fluss und bevölkert sein Ufer.

"Ein Leben voller Genuss und Fruchtbarkeit" sieht Oberreuter auf den Bacchus-Bildern. Einmal sitzt dieser auf Weintrauben und hält eine pralle Rebe empor, ein anderes Mal in gleicher Pose einen Weinpokal.

Zu sehen ist die Ausstellung im Moltigebäude in Linz, Asbacher Straße 2, noch bis Ende des Monats. Öffnungszeiten: donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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