Kulturfest in Unkel Gespräche bei Kubbeh und Musik

UNKEL · Unkeler und Flüchtlinge feiern im und am Bürgerhaus Heister. Fast jeder trägt etwas zu dem bunten Fest bei, ob Speisen aus der Heimat, Kunst oder Tanz.

 Entspannte Atmosphäre: Auf dem Rasen sitzen Zuhörer beim Auftritt des Alevitischen Kulturvereins Königswinter.

Entspannte Atmosphäre: Auf dem Rasen sitzen Zuhörer beim Auftritt des Alevitischen Kulturvereins Königswinter.

Foto: Frank Homann

Fata und Roseen Msho aus Syrien, die seit acht Monaten in Erpel leben, tischten an ihrem Stand Kibbe Naye, Kubbeh und Kepse auf – also Bulgurrollen mit Rinderbraten oder orientalisch gewürztem Lammhack sowie gekochte Hühnerkeulen. Zwei junge Männer aus Eritrea legten auf Teller Teigfladen, auf die sie geschmortes Hähnchen oder Geschnetzeltes vom Rind schaufelten. Der Andrang an dem reichhaltigen Buffet beim „Fest der Kulturen“ im Bürgerhaus Heister war groß.

Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen, die in der Verbandsgemeinde Unkel Aufnahme gefunden haben, hatten teilweise die Nacht durch gekocht und gebacken – in den Küchen der Flüchtlingsunterkünfte und der Pfarrheime und präsentierten nun an langen Tafeln alles aus Pfannen und Töpfen, was in ihrer Heimat als Spezialität gilt.

Auf kleinen Schildchen standen die Namen der Gerichte mit Übersetzung. Das erleichterte es den deutschen Besuchern, nach eigenem Geschmack unter den angebotenen Speisen auszuwählen. Elham Farahian brachte persische Datteln mit. Sie wohnte drei Jahre in Bruchhausen und reiste nun des Festes wegen aus ihrem neuen Wohnort Koblenz an. „Ich möchte Deutschlehrerin für Flüchtlinge werden“, sagte sie und half bei der Übersetzung. Auch Klaus Bender war als Besucher dabei. „Ich bin recht angetan, weil es wirklich zu Gesprächen kommt. Die Atmosphäre ist entspannt.“

150 Ehrenamtliche betreuen 150 Flüchtlinge

„Wir haben derzeit rund 150 Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde und auch 150 Ehrenamtler“, erzählte Wolfgang Hermann, einer der Koordinatoren des offenen ökumenischen Kontaktkreises Flüchtlinge, der Veranstalter und Organisator des Festes war. Er führt regelmäßig Willkommenscafés und Deutschkurse durch und betreut die Flüchtlinge bei Behördengängen oder Arztbesuchen.

„Unsere Deutschkurse sind sehr individuell – wir haben die große Bandbreite vom Analphabeten bis zum Doktor der Physik aus Syrien“, so Wolfgang Hermann. Überwiegend Syrer, aber auch Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea, Afghanistan oder aus dem Iran leben in der Verbandsgemeinde.

Klaus Schlüter als Pate der ersten Stunde war Gast. Um 40 Flüchtlinge kümmerte er sich in Erpel. Sein Beweggrund? „Ich helfe gern.“ Mittlerweile ist er nach Ohlenberg umgezogen und engagiert sich in Linz. Aber beim Fest der Kulturen wollte er nicht fehlen. Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan beteiligten sich am kulturellen Programm und zeigten gemeinsam Tänze. Darüber hinaus trat eine Gesangsgruppe des Alevitischen Kultur- und Solidaritätsvereins Königswinter auf. Die senegalesischen Trommler Issa und Ousin sowie afghanische Tänzer aus Bad Honnef vervollständigten das Programm, so dass lautes Trommelwirbeln und die Klänge der Saz weithin zu hören waren.

Kinder tummelten sich auf der Hüpfburg. Gestricktes und Gehäkeltes, was in der Handarbeitsgruppe im Internationalen Frauentreff entstanden ist, wurde angeboten. „Wir treffen uns jede zweite Woche und tauschen dabei auch gern Strickmuster aus“, berichtete Angelika Kalka. Die Gruppe wird von Barbara Bartel geleitet.

Das Festkleid nähte vor 30 Jahren eine Perserin

Ein Kleid, das ihr vor 30 Jahren eine Flüchtlingsfrau aus dem Iran genäht hatte, trug an diesem Tag Aynur Ergin als Festtagstracht, die zusammen mit Anja Rihm als Bundesfreiwillige Flüchtlingsarbeit in Unkel macht. Ergin kam vor 16 Jahren selbst als kurdischer Flüchtling nach Deutschland.

Nadev Hashemi aus Afghanistan ist Bildhauer. An einer Wand zeigte der 39-Jährige Fotos von Arbeiten aus seiner Heimat und einen kunstvoll verzierten Wasserspeier mit Brunnen. Seit 14 Monaten lebt er in Bruchhausen. „Ich hoffe so sehr, dass ich diese Arbeit auch hier ausüben kann.“

Auch eine Büste war im Garten ausgestellt. Husam Kobbe, der mit Frau und drei Kindern aus Syrien kam, hatte die Skulptur von Angela Merkel aus Gasbetonstein gefertigt. „Frau Merkel ist wie eine Mutter für uns, sie hilft uns, sie gibt uns alles, was wir brauchen“, sagte er. „Sie ist eine Ikone, der ich Respekt und Liebe entgegenbringe.“ Am Morgen des Tages hatte er die Bundeskanzlerin noch vergoldet.

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