Neuwied richtet der Currywurst ein Festival aus Hier höllisch feurig, dort vegan

NEUWIED · Neuwied richtet der Currywurst ein eigenes Festival aus. 35 Anbieter mit vielen Variationen sind noch bis Sonntag dabei. GA-Volontär Marcel Dörsing hat sich auf die Suche nach der perfekten Wurst gemacht.

Jetzt geht es um die Wurst. Und zwar nicht um die sprichwörtliche Wurst. Es geht um den Bissen auf meiner Gabel. "Sie müssen schon reinbeißen, sonst passiert gar nichts", sagt Florian Häfner, Erfinder vom "Scharfen Zipfel" und Verkäufer der gleichnamigen Imbissbude. Ich starre auf das Stückchen Fleisch in meiner Hand, denn ich habe keine Ahnung wie sich drei Millionen Scoville in meinem Mund anfühlen werden. Schnell merke ich aber, dass alleine die Berührung mit den Lippen für feuriges Kribbeln sorgt. "Es ist schon ziemlich scharf, aber auch lecker", sagt Jessica Wieczorek aus Koblenz, die neben mir an der Bude steht. Ihretwegen muss ich mich trauen. Alles andere wäre peinlich.

Florian Häfner ist einer von insgesamt 35 Würstchenbratern, die an diesem Wochenende zum Festival der Currywurst nach Neuwied gekommen ist. Der "Scharfe Zipfel" ist seine Spezialität. Die Schärfe steckt direkt in der Wurst und nicht etwa in der Soße.

Ich beiße hinein. Der erste Eindruck der Schweins-Rindswurst: knackig, würzig. Dann tritt der Geschmack in den Hintergrund. Das befürchtete Feuer der Hölle auf meiner Zunge bricht zum Glück nicht aus. Trotzdem wird es bei einem Bissen bleiben - das wird mir schnell klar. Ich kenne mich aus mit Currywurst, dachte ich bisher. Schließlich stamme ich aus dem Ruhrgebiet. Die Currywurst mag in Berlin erfunden sein, aber im Pott ist sie zu Hause. Und auch als Herbert Grönemeyer in seinem Song "Currywurst" die Zeile textete "Geh'se inne Stadt, wat macht dich da satt?", dürfte er wohl kaum an Neuwied gedacht haben.

"Neuwied und Currywurst, das passt auf den ersten Blick eigentlich nicht zusammen", sagt Petra Neuendorf vom Amt für Stadtmarketing. "Aber es funktioniert trotzdem." Vor acht Jahren hatte sie die Idee für das kulinarische Wurst-Festival mitentwickelt, als die Stadt nach neuen Veranstaltungsformen suchte. Mit mehr als 40 000 Besuchern rechnet Neuwied an diesem Wochenende. Und auch ich muss auf meinem Streifzug über die "Fressmeile" bald lernen, dass ich eigentlich gar nichts über die Vielfalt der Currywurst weiß. Ein Beispiel? Currywurststückchen im Bierteig frittiert mit Minzsoße, garniert mit Chilifäden. "Wir erfinden jedes neue Currywurst-Kreationen", sagt Ingrid Meyer, die ihren Stand mit ihrem Mann Will und ihrem Sohn Philipp betreibt und schon seit der ersten Stunde dabei ist. "Diese Wurst kommt allerdings so gut an, dass sie immer wieder im Programm ist", sagt Ingrid Meyer. Ungewöhnliche Gerichte auch an anderen Ständen, unter anderem Trüffelcurrywurst mit Champagnerschaum, Currywurst "Afrika" mit Kurkuma-Chili-Sauce oder mit Himbeer-Senf-Sauce.

Am Stand "VeggieWerk" von Thorsten Kohlmeier und Dominik Fuchs kommt die Wurst hingegen völlig fleischlos daher. "Unsere Currywurst besteht vor allem aus Weizeneiweiß, Soja und Zwiebeln", erklärt Kohlmeier. "Es ist eine schöne Alternative", sagt Frank Schäfer aus Neuwied, während er auf einen Currywurstburger wartet. Seit eineinhalb Jahren ernährt er sich bereits rein vegan. "Ich vermisse nichts, im Gegenteil, ich tue etwas für meine Gesundheit - und es müssen keine Tiere sterben." Auch ich genehmige eine letzte Currywurst - diesmal rein vegan und ohne scharfe Soße.

Das Festival der Currywurst auf dem Luisenplatz in Neuwied läuft noch Samstag und Sonntag. Von 13 bis 18 Uhr findet zudem ein verkaufsoffener Sonntag statt.

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