Tilman-Joel-Park Jugendliche richten Grabstellen in Linz her

LINZ · Eine internationale Jugendgruppe kümmert sich zwei Wochen lang um die würdigere Herrichtung der alten Grabstellen. Die Bürgerinitiative "Linz gestalten - Leben in der Altstadt" hatte die Zusammenarbeit mit der Organisation Internationale Jugendgemeinschaftsdienste initiiert.

 In der Tat kein schöner Anblick: Die alten Grabstellen im Tilman-Joel-Park sind in schlechtem Zustand.

In der Tat kein schöner Anblick: Die alten Grabstellen im Tilman-Joel-Park sind in schlechtem Zustand.

Foto: Frank Homann

Er ist ein Zeugnis der Geschichte, an dem der Zahn der Zeit mächtig genagt hat: der Tilman-Joel-Park, dereinst Friedhof an Sankt Martin. Ein besonderes Projekt soll nun dafür sorgen, dass das Areal wieder in einen seiner Bestimmung würdigen Zustand versetzt wird. 14 Jugendliche aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, Russland, Serbien und Südkorea werden dafür gemeinsam die Ärmel hochkrempeln.

Bereits im März hatte der Linzer Stadtrat einstimmig beschlossen, Geld in die Hand zu nehmen, um die Standsicherheit der Grabsteine wiederherstellen zu lassen. 11.000 Euro wurden dafür im Haushalt eingestellt. Die Arbeiten des Unkeler Steinmetzbetriebes Söller waren nach Worten von Hans Georg Faust eine wichtige Voraussetzung dafür, dass nun in einem zweiten Schritt die internationale Jugendgruppe das Gelände weiter herrichten kann. Rechtzeitig vor Beginn der Arbeiten stellten der Stadtbürgermeister und die Projektbeteiligten die Arbeiten vor.

14 Jugendliche aus sieben Ländern

Grundlage der Arbeiten ist ein Workcamp der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), bei dem sich die 14 Jugendlichen ab 20. Juli zwei Wochen lang um die verwilderten Gräber kümmern und zumindest 30 der Grabstellen wieder ansehnlich gestalten werden, so Faust in Anwesenheit der Beigeordneten Karl-Heinz Wölbert und Michael Schneider sowie Elfriede Lützeler von der Arbeitsgruppe „Optik“ der Bürgerinitiative (BI) „Linz gestalten – Leben in der Altstadt“ sowie Referatsleiterin Nicole Thönnes von der ijgd. Die Bürgerinitiative hatte das Projekt initiiert und mit der ijgd ausgearbeitet.

„Die katholische Kirche hat der Stadt das Areal Anfang des Jahrtausends mit einer Laufzeit von 30 Jahren verpachtet, womit wir auch die Verkehrssicherungspflicht für den Park übernommen haben“, so Faust. Der Park liege zwar hoch über Linz, aber immer noch innerhalb der alten Stadtmauer. Die Pflege sei aufwendig. Und so könne der Bauhof kaum mehr leisten, als das Unkraut zu beseitigen. Mit dem Erhalt der Gräber aus den vorigen Jahrhunderten sei das Team überfordert. „Positiv ausgedrückt war der nach dem großen Linzer des 16. Jahrhunderts benannte Park schon immer ziemlich verwunschen“, so Faust. Konkret bedeute das: „Hinsichtlich seiner historischen Bedeutung ist er in einem unwürdigen Zustand.“

Gräber aus mehreren Jahrhunderten

Daran werde sich nun zur Freude der Stadt definitiv etwas ändern, dank des Einsatzes der jungen Freiwilligen aus aller Welt. Einiges an Vorbereitungen hätten die Mitarbeiter des Bauhofes bereits geleistet, sagte Bauhofleiter Guido Rings. „Ein Mitarbeiter aus unserer Gartenabteilung wird die Jugendlichen zudem täglich begleiten“, so Rings. Auch mit Material, Werkzeug und Schutzkleidung würden die jungen Leute versorgt. Außerdem übernehme der Bauhof, der das ganze Konzept für die Parkgestaltung erarbeitet habe, auch die Ab- und Anfuhr der Materialien.

„Kompliment, der Bauhof hat für den Park einen tollen Plan ausgearbeitet, der ihn aus seinem Schattendasein herausholt und ihm ein neues Gesicht verleiht“, so der Ratsherr und Leiter der BI-Lenkungsgruppe Dieter Lehmann. Die 136 Grabstellen würden sukzessive auf vier verschiedene Arten hergerichtet, so dass neben der ehrwürdigen Pfarrkirche ein Naherholungspark entstehen werde.

Stadt organisiert Freizeitprogramm

„Natürlich hat die Stadt über die Unterbringung der Jugendlichen in der Turnhalle des Altgymnasiums und die Verpflegung hinaus Pflichten übernommen“, so Faust. Wölbert hatte dazu ein umfangreiches Freizeitprogramm für die 16- bis 24-Jährigen ausgearbeitet. Schließlich sollten sie auch die Region kennen lernen. „Das Workcamp ist eine Bereicherung für beide Seiten. Die Freizeitgestaltung ist lediglich ein deutliches Zeichen unserer Wertschätzung dieses Engagements im Sinne der Völkerverständigung“, so Wölbert. Thönnes betonte, die Unterstützung der Stadt sei keine Selbstverständlichkeit. Seit 15 Jahren schon betreue sie ijgd-Workcamps, und es sei toll, wie die Stadt die Idee aufgreife und unterstütze.

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