Willy-Brandt-Forum Karikaturen-Ausstellung "Man hat sich bemüht" in Unkel

UNKEL · "Das siehtt ja hier fast aus wie auf einer Betriebsversammlung des ehemaligen Kanzleramtes", witzelte Klaus-Henning Rosen, der Vorsitzende der Unkeler Bürgerstiftung Willy-Brandt-Forum, im völlig überfüllten Seminarraum des Forums.

 Ehrengast und Gastgeber: Karl Garbe (M.) mit Klaus-Henning Rosen (r.) und Rudolf Rupperath.

Ehrengast und Gastgeber: Karl Garbe (M.) mit Klaus-Henning Rosen (r.) und Rudolf Rupperath.

Foto: Homann

Dorthin eingeladen hatte der Büroleiter des Alt-Bundeskanzlers (1976-'89) zur Eröffnung der Ausstellung "Man hat sich bemüht - Ein großer Deutscher im Spiegel der Karikatur". Zu verdanken habe man diese dem Autor des gleichnamigen Buches, Helmut G. Schmidt, während Helmut Neumann die Ausstellung erst durch seine Spende ermöglicht habe, so Rosen.

Durch die Karikaturen, in Bilder gefasste Schlagzeilen, werde deutlich, was die Bedeutung von Willy Brandt ausmache, hob Rosen hervor. Kurze, kommentierende Erörterungen zu jeder Karikatur ermöglichen die historische Einordnung des Staatsmannes und seiner Zeit. So erschließe sich auch jungen Besuchern auf kritisch-humorvolle Weise der Blick auf einen der ganz Großen der deutschen Nachkriegszeit.

"Und wer könnte besser über diesen sprechen als der Bonner Journalist und Publizist Karl Garbe. Der SPD-Sprücheklopfer, der 1951 mit Parteichef Kurt Schumacher in die Bonner Baracke eingezogen war, hat als Zuständiger für die Öffentlichkeitsarbeit auch Willy Brandt in Wahlkämpfen beraten", stellte Rosen den Ehrengast vor, der die Ausstellung eröffnete.

Schlagworte wie der "Genosse Trend" gehen auf Garbe zurück. Ihm war es sogar gelungen, den wegen seiner grimmigen Ausbrüche gefürchteten Herbert Wehner als "Onkel Herbert" zu vermenschlichen. "Kurt Beck hat Karl Garbe anlässlich seines 80. Geburtstages wegen seiner Originalität im Erfinden eingängiger und witziger Begriffe als unübertroffen gelobt", erinnerte Rosen. Ehrengast Garbe würdigte jedoch zunächst "Kanzlermacher" Klaus Schütz.

Eigentlich hätte der Ende November verstorbene Ex-Regierende Bürgermeister von West-Berlin die Ausstellung eröffnen sollen. "Er hat nicht nur den Begriff Kanzlerkandidatur kreiert, sondern auch Willy Brandts Kandidatur gegen die so genannten Keulenriege um Franz Neumann, den Gegenspieler des Bonner Oppositionsführers Ollenhauer, auf dem Parteitag im November 1960 in Hannover vorbereitet", so Garbe.

1953 lernte er Brandt kennen. Der Politiker habe ein Gesicht gehabt, das Karikaturisten Zeit seines Lebens herausgefordert habe. "Mit seinem feinen Sinn für Satire hat Willy Brandt der Natur dafür gedankt, dass sie ihm die Gesichtszüge erhalten hat, die den Karikaturisten die Arbeit erleichtern", so Garbe.

Insgesamt etwa 100 Brandt-Karikaturen etwa von Peter Leger über Horst Haitzinger bis zu Ernst Maria Lang zeigt die überaus beachtliche Ausstellung. Sie umfasst die Zeit von 1957, als Brandt Regierender Bürgermeister von West-Berlin wurde, bis zu seinem Tod 1992 in Unkel.

Entsprechend kommt sein letzter Wohnort zumindest indirekt in einer Karikatur vor: "Du musst ein bisschen Verständnis zeigen, Brigitte - das ist das neue Wir-Gefühl der SPD", wendet sich Brandt nach dem Karikaturist Jörg Mark-Ingraban von Morgen, alias "Markus", 1985 an seine in Unkel angetraute Ehefrau, während er mit Bernhard Vogel, Oskar Lafontaine und Johannes Rau im Rheinbüchel-Bettchen kuschelt.

Die Ausstellung "Man hat sich bemüht" ist bis Ende Januar dienstags bis samstags von 10 bis 17 und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Forum am Willy-Brandt-Platz zu sehen.

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