Kochen wie die Neandertaler in Unkel Kochen im Ledertopf, essen aus Kiwiblättern

UNKEL · Im einem Seminar des Geschichtsverein Unkel zeigt Werner Mayer, wie im Pleistozän Essen zubereitet wurde

 Steine als Kochutensilien: Die Teilnehmer lernten, wie es ohne Messer geht...

Steine als Kochutensilien: Die Teilnehmer lernten, wie es ohne Messer geht...

Foto: Frank Homann

Kochsendungen im Fernsehen - ob mit oder ohne "Starköche" - und Ernährungstrends sind schon seit langem Begleiter des modernen Lebens. Ob Trennkost, Atkins, vegetarisch oder vegan - die Zahl vermeintlich gesunder Ernährungsmethoden ist schier unendlich. Warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht, dachte sich der Geschichtsverein Unkel und lud zu einem ganz besonderen Kochseminar ein.

Das Credo: "Kochen wie die Neandertaler." Werner Mayer, Mitglied des Geschichtsvereins, hat sich mit der Essenszubereitung intensiv beschäftigt und als Chefkoch das Seminar geleitet. Teilnehmer des Kochkurses konnten sich auf der Suche nach dem Ort des Geschehens auf ihren Geruchssinn verlassen, denn das offene Feuer auf dem Platz "In der Lache" brannte bereits lichterloh, als die ersten ankamen.

Unter den Teilnehmern waren Jugendliche wie auch Erwachsene, die wenigsten waren Vereinsmitglieder. "Es besteht natürlich Hoffnung, dass wir hiernach das eine oder andere neue Mitglied dazugewinnen", sagte Vorstandsmitglied Werner Geißler, der sich um das Feuer kümmerte. "Ja der Werner, der heizt uns auch im Vorstand ordentlich ein", bestätigten seine Vereinsmitglieder.

Die 17-jährige Julia und ihr Bruder hatten in der Zeitung von dem Kochseminar gelesen. "Wir hatten schon bei 'Kochen wie die Römer' mitgemacht und wollten jetzt auch diesen Kurs ausprobieren", sagte sie mit selbst gesammelten Hagebutten im Schoß.

Die Gerätschaften zur Essenszubereitung wurden so authentisch wie möglich gehalten: Kratzer aus echtem Feuerstein dienten als Messer, mit Steinen wurde Getreide zermahlen, in einem Ledertopf kochten die Teilnehmer Wasser und gegessen wurde aus ganz besonderen Tellern: aus Kiwiblättern. Punktuell sorgten die Utensilien auch mal für Verdruss. Nach eifrigem Petersilie- und Rucola-Schneiden auf prähistorische Art, wurde auch mal die Frage an den Chef gerichtet "Haben Sie auch ein normales Messer?" Hatte er. Es ging schließlich nur um das symbolische Ausprobieren.

Und auch das Menü konnte sich sehen lassen: Kräutersuppe, Eier, Fisch und Fleisch auf Steinen am offenen Feuer zubereitet, Fladen aus einer Getreide-Milch-Honig-Masse, Hagebuttentee und ein "experimentelles Linsengericht", das mit Forelle verfeinert wurde.

Mayer brillierte vor allem darin, Anweisungen zu geben. Er stand über dem Geschehen, gab hie und da Tipps und ließ seine Kochschüler an seinem breiten Wissen teilhaben.

Ob Anekdoten aus seiner Zeit bei den kanadischen Ureinwohnern British Columbias, wo er einer Büffelzerlegung beiwohnte, oder das Wissen um anthropologische Besonderheiten des "Homo neanderthalensis", seine Beiköche hingen an seinen Lippen. "Ich habe nach meiner Pensionierung Vor- und Frühgeschichte und Ethnolgie studiert", erklärt er, bevor er an Tanne und Buchenholzstab demonstriert, wie man im Pleistozän Feuer machte. Ob auch das vorhandene Feuer auf diese Weise zustande gekommen war, blieb das Geheimnis des Feuermeisters Geißler. Es brannte schließlich schon, bevor die ersten Teilnehmer ankamen.

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