Musikkabarettist Michael Sens zu Gast in Rheinbreitbach Komponisten-Fußball und „Gender-Gaga“ in der Oberen Burg
Rheinbreitbach · Rasant, gekonnt, witzig: Musikkabarettist Michael Sens begeisterte mit seiner Show „Mozartgoogeln" in der Oberen Burg von Rheinbreitbach. Und musste jetzt schon versprechen: Es wird ein Wiedersehen geben.
Ein Kabarett nach Noten und mit sprachlichem Feinschliff – der Musikkabarettist Michael Sens begeisterte in der Oberen Burg mit seinem Programm „Mozartgoogeln“. Aber Vorsicht: Bei diesem Vollblutmusiker ersetzt das Googeln nicht das selbständige Denken, er geht mit künstlerischer Intelligenz gegen die künstliche Intelligenz an.
Der figürlich wohl gut ausgestatteten Protagonistin aus seinem Mozart-Lied – „Ich steh auf ihre Mozartkugeln“ - verriet er singend: „Willst du wissen, wer das ist, das ist ein ganz bekannter Komponist.“ Es ging freilich nicht den ganzen Abend um Mozart – „im Hundekuchen ist ja auch kein Hund drin“. Die Musikgeschichte insgesamt war Bestandteil seiner Recherchen und das Menschliche. „Mozart war ja nicht nur Künstler, sondern auch ein Mensch.“ Freilich fehlte auch die witzige Imitation von Falcos „Rock Me Amadeus“ nicht.
„Rock me Amadeus“
Saß da nun Udo Lindenberg mit Hut und Sonnenbrille am Flügel oder doch der Kabarettist, der den Panikrocker so herrlich parodierte. Köstlich auch der Part als Schwiegermutter-Schwarm André Rieu, bei dem Michael Sens die Saiten wie besessen, aber auch melancholisch klingen ließ. Das war wie Paprika, Puszta, Csárdás und Donauwellen.
Beethoven war ein Thema, sogar in rheinischer Mundart. Beethoven, Mozart - beide Wunderkinder. Sens auch? Der Bundeskabarettmeister von 2011 aus Berlin, Jahrgang 1963, erlernte ab seinem sechsten Lebensjahr Klavier, die Violine folgte ein Jahr später. Mit 16 begann er das Studium an der Musikhochschule Hanns Eisler und hatte seinen Abschluss schon mit 21. Später studierte er hier noch Gesang, machte Zusatzausbildungen als Pantomime und als Drehbuchautor.
Sein Vater Edgar Sens war Zwölfton-Virtuose, seine Mutter Susanne Tänzerin. Musste der kleine Michael mehr Klavier üben als Fußball spielen? Die Größen der Vergangenheit von Beethoven bis Grieg ließ Sens auf dem „Spielfeld“ antreten und knallige Cluster spielen, völlig entfesselt und wild. Das brachte dem ungeschlagenen Meister der Komik die Tabellenführung ein beim Publikum.
Wie verringert man die Viruslast?
Auch das Gender-Gaga mit den Sternchen verdeutlichte Sens den „Zuschauenden“. Und mit Blick auf Corona ahnte er, da sei noch lange nicht alles vorbei beim Robert-Koch-Institut, es gehe um die Tröpfcheninfektion. Demnächst müsse die Viruslast verkleinert werden, indem die Konsonanten d und t und p und b ersetzt würden durch m und n. Schier schwindelig wurde dem Zuhörer bei dem in atemberaubenden Tempo vorgetragenen Text. Als dann auch f und v noch weichen mussten, damit nicht mehr gezischt und gespuckt wird beim Sprechen, hätte Sens mit Lippen und Zunge selbst Paganini auf der Geige „überholt“, ein Teufelskerl.
Zum Kugeln auch seine „Shorties“, beispielsweise: Was haben Jürgen Drews und Beethoven gemeinsam? „Beide haben noch nie die Neunte gehört.“ Und nachdem er ja bereits zum Auftakt die „Ode an die erste Reihe“ vorgetragen hatte, durfte Svenja von ganz vorn mit dem Satiremeister gemeinsam musizieren: auf einer Plastiktüte. Mit einem Liebesbrief ans Publikum verabschiedete sich Michael Sens inbrünstig. Und Bernhard Groß vom Förderverein kündigte an: 2024 soll es ein Wiedersehen geben.