Leiche im Kreis Neuwied entdeckt Kriegsschicksal des Obergefreiten Johann O. ist nach mehr als 77 Jahren geklärt

Kreis Neuwied · Im Januar sind im Kreis Neuwied vier tote Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Fast acht Jahrzehnte nach dem Weltkrieg ist die Identität eines der toten Soldaten geklärt. Vorausgegangen war eine akribische Spurensuche.

 Diese Erkennungsmarke ist bei einem toten Weltkriegssoldaten im Kreis Neuwied entdeckt worden.

Diese Erkennungsmarke ist bei einem toten Weltkriegssoldaten im Kreis Neuwied entdeckt worden.

Foto: Benjamin Westhoff

Fast acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte jetzt das Schicksal eines vermissten Soldaten geklärt werden. Wie berichtet, waren Anfang des Jahres im Engerser Feld bei Neuwied vier unbekannte, in einem Feldgrab bestattete Wehrmachtssoldaten aufgefunden und geborgen worden. Die Identität zumindest eines der Gefallenen steht nun fest. Laut Neuwieder Polizei handelte es sich um den Obergefreiten Johann O. aus Düsseldorf, der am 14. März 1945 in Neuwied-Engers im Gefecht gefallen war.

Vorausgegangen war eine umfassende Recherche, die aber zunächst im Sande verlief. Im Januar waren auf dem Feld bei Vorarbeiten zur Deichsanierung die Gebeine zunächst eines toten deutschen Soldaten entdeckt worden. Die Kriminalpolizei untersuchte die Stelle daraufhin mit der zuständigen Genehmigungsbehörde für die Umbettung, dem Ordnungsamt und dem Kampfmittelräumdienst weiter und brachte dabei auch Metallsonden zum Einsatz.

Areal wurde mit Metallsonden abgesucht

Dabei fanden sie in etwa 1,20 Meter Tiefe neben zahlreichen Metallfragmenten wie Uniformknöpfen, Münzen aus der Zeit des Dritten Reiches, einer Uhr und einem Koppelschloss drei weitere Leichen. Da die Toten nebeneinanderlagen, ging die Polizei davon aus, dass es sich um ein angelegtes Feldgrab handelt.

Bei einem der Soldaten entdeckten die Beamten zudem eine noch in Grundzügen leserliche Erkennungsmarke, was die Hoffnung schürte, die Identität des Mannes könne geklärt werden. Die weitere Spurensuche mit Hilfe der „Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ (Wast), die beim Bundesarchiv in Berlin angesiedelt ist, verlief allerdings erfolglos: Die Berliner teilten mit, dass der Marke keine Person zugeordnet werden konnte.

Aufgeben mochten die Ermittler nicht. Die Marke wurde also beim Landeskriminalamt Mainz noch weiter untersucht, schließlich die Wehrmachts-Einheit bestimmt und mit diesen Erkenntnissen erneut eine Anfrage in Berlin gestellt. Dieses Mal mit Erfolg: Der Marke konnte endlich ein Name zugeordnet werden. Laut Polizei handelte es sich um den 1907 geborenen Obergefreiten Johann O. aus Düsseldorf, im zivilen Leben Dachdeckermeister. Johann O. gehörte nach verschiedenen militärischen Versetzungen der 1./ Res. Flak Abteilung 321 an und war seit November 1940 Soldat. Laut Personalblatt kam er am 14. März 1945 bei Gefechten im Engerser Feld ums Leben.

Die Anfrage zur Person beim Stadtarchiv Düsseldorf erbrachte weitere Erkenntnisse - darunter, neben einem Stammbaum, den Hinweis auf zwei noch lebende Neffen. Die Verwandten konnten sich an den vermissten „Onkel Johann" durch die Familiengeschichte noch erinnern und waren bereit, ihre DNA abzugeben. In laut Polizei „sehr guter“ Kooperation mit der Rechtsmedizin Bonn, Abteilung forensische Genetik, wurden dann alle vier Soldaten untersucht, DNA entnommen und mit der mutmaßlichen Verwandtschaft abgeglichen, um eine eindeutige Zuordnung zu ermöglichen. Beim Toten Nummer 4 dann der Treffer: Sein genetisches Profil konnte der Verwandtschaft zweifelsfrei zugeordnet werden. Die Familie hatte bereits mehrere Tote im Krieg zu beklagen, so fiel ein weiterer Onkel 1941 im Russlandfeldzug.

Die Identifizierung der drei anderen Soldaten wird nach jetziger Einschätzung der Kriminalpolizei Neuwied allerdings wohl nicht mehr erfolgen können, da es keine weiteren Anknüpfungspunkte gibt.

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