Abschied im Neuwieder Schlosstheater Warum Intendant Lajos Wenzel die Landesbühne Rheinland-Pfalz verlässt

Neuwied · Für Lajos Wenzel fällt der letzte Vorhang: Der Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz im Schlosstheater Neuwied verlässt die Theaterinstitution im fürstlich wiedischen Schloss.

Verlässt die Landesbühne Rheinland-Pfalz: Lajos Wenzel wechselt als Intendant nach Trier.

Verlässt die Landesbühne Rheinland-Pfalz: Lajos Wenzel wechselt als Intendant nach Trier.

Foto: Promo

Bühnen gibt es viele auf der Welt: Wer jedoch den erstklassigen Theatersaal oder bereits das verspielte Foyer der Landesbühne Rheinland-Pfalz betritt, erkennt schnell, warum dieses Gebäude auch Schlosstheater genannt wird. Diese Bretter, die die Welt bedeuten, befinden sich nämlich auf dem Gelände des Neuwieder Schlosses, jenem Ort, an dem Isabelle Fürstin zu Wied mit ihrer Familie lebt. Die dortige Landesbühne Rheinland-Pfalz hat in diesem Jahr gleich mehrfachen Grund zu feiern, allerdings galt es jetzt auch, einen Abschied zu begehen. Lajos Wenzel, Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz, wechselt als Intendant an das Theater Trier.

Vor zahlreichen Ehrengästen, darunter Staatssekretär Jürgen Hardeck, Oberbürgermeister Jan Einig und Isabelle Fürstin zu Wied gingen Lajos Wenzel und Geschäftsführer Jürgen Nimptsch bei der Festveranstaltung vor rund 150 Gästen aber zunächst auf die Geschichte der Landesbühne ein, die in diesem Jahr 85 Jahre alt wird und vor 45 Jahren ihr Domizil im Schlosstheater bezog. Sie erinnerten an den am 15. März 1949 mit nur einer Stimme Mehrheit gefassten Beschluss des Neuwieder Stadtrats, der Landesbühne eine neue Heimat zu geben, nachdem diese bis 1948 in Koblenz zuhause gewesen war.

Am 30. Juni 1976 kündigte die Stadt Neuwied allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesbühne aus finanziellen Gründen. Am 11. August 1976 errichteten elf Gründungsmitglieder die Stiftung Schlosstheater. In den ersten Vorstand der Stiftung wurde Wilhelm Fürst zu Wied gewählt und – heute als Gründungsväter immer noch dabei: Peter Barth und Hans-Georg Jungblut. Die Stiftung übernahm die Trägerschaft der neu zu gründenden gemeinnützigen Gesellschaft und hatte das Ziel, im fürstlich wiedischen Schloss eine Spielstätte zu errichten. Die Baukosten wurden zur Hälfte vom Land übernommen.

Unternehmen und Privatpersonen spendeten reichlich und die Stadt Neuwied übernahm eine Mietvorauszahlung. Das Schlosstheater konnte schließlich am 20. Februar 1978 mit „Minna von Barnhelm“ eröffnet werden. 1979 übernahm Walter Ullrich die Landesbühne als Intendant – ihm folgte vor vier Jahren Lajos Wenzel.

Oberbürgermeister Jan Einig würdigte insbesondere die Verdienste der anwesenden Gründungsväter der Stiftung, Peter Barth und Hans Georg Jungblut. „Sie haben mitsamt Ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer etwas bewirkt, was seit nunmehr fünf Jahrzehnten Bestand hat. Das ist eine außerordentliche Leistung“, so Einig.

Lajos Wenzel schafft „Theaterwunder“ in Neuwied

Staatssekretär Jürgen Hardeck hob die starke Leistung von Intendant Lajos Wenzel hervor, der „das Theater binnen kürzester Zeit zum Fliegen“ gebracht und in Neuwied ein „kleines Theaterwunder“ bewirkt hat. Bereits in seiner ersten Spielzeithälfte konnte er mit einer durchschnittlichen Auslastung von über 95 Prozent punkten. Gemeinsam mit dem im Januar 2020 hinzugekommenen Geschäftsführer, dem ehemaligen Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, sorgte Wenzel für das Überleben der Landesbühne in den schweren Zeiten der Pandemie. „Ohne dieses Führungsduo gäbe es die Landesbühne heute nicht mehr“, so Hardeck. „Wenzel führte das Theater auf die Höhe der Zeit, veränderte dessen Repertoire komplett, gründete das „Junge Schlosstheater“ und schaffte es, dass sich Fachleute verwundert die Augen reiben, was er innerhalb von vier Jahren aus der verträumten Landesbühne gemacht hat.“

Der anhaltende Applaus der Festgäste und auch die große Nachfrage nach Abonnements für die neue, vom zukünftigen Intendanten René Heinersdorff geplante Spielzeit zeigen, dass die Menschen in der Region auch weiterhin auf ein herausragendes Kulturangebot zurückgreifen können. „Wir können Zukunft“, sagten Heinersdorff und Nimptsch unisono.

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