Pianist Benjamin Moser in Rheinbreitbach Musik als Trost in schwierigen Zeiten

Rheinbreitbach · Pianist Benjamin Moser begeistert bei einem Konzertabend in Rheinbreitbach sein Publikum.

 Schumann, Beethoven, Debussy: Pianist Benjamin Moser spielte auf Einladung des Förderkreises Obere Burg im Gemeindezentrum in Rheinbreitbach.

Schumann, Beethoven, Debussy: Pianist Benjamin Moser spielte auf Einladung des Förderkreises Obere Burg im Gemeindezentrum in Rheinbreitbach.

Foto: Frank Homann

„Er spielt einfach alles komplett ohne Noten“, raunte eine Besucherin entzückt. Der Ausnahmepianist Benjamin Moser versetzte sein Publikum bei dem vom Förderkreis Obere Burg organisierten Konzert im Evangelischen Gemeindezentrum Rheinbreitbach rundweg in Begeisterung.

Mit den Kinderszenen Opus 15 von Robert Schumann begann der Abend zwar mit leichter Literatur, doch das hatte einen Grund: „Vergangenen Dezember habe ich meine Tochter Clara bekommen, ihr ist das Stück gewidmet“, erklärte Moser mit einem Lächeln.

Die stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises, Christa Schäfer, freute sich, unter den Gästen auch Mosers Tante, die Opernsängerin Edda Moser, begrüßen zu können. So ist es nicht verwunderlich, dass Benjamin Moser, der Auftritte und Auszeichnungen in und aus Moskau, New York und Paris vorweisen kann und seit 2019 seine eigene Klavierklasse in Luzern unterrichtet, schon zum vierten Mal in Rheinbreitbach für den Förderkreis spielte.

Beethoven erklang in seiner ganzen Wucht

„Wir hoffen, dass die Musik uns in diesen schweren Zeiten Trost spenden kann“, sagte Schäfer. „Unser Herz und unsere Gedanken sind beim ukrainischen Volk“, stimmte auch Moser zu. Das Konzert sollte bereits zum Beethovenjahr 2020 zu dessen Ehren erklingen. So spielte Moser unter dem Motto „Sturm und Drang“ auch Beethovens Sonate Nr. 17 in d-Moll, „Der Sturm“. Als „mein Hausgott“ bezeichnete er den Bonner Komponisten.

Was er damit meinte, war unmittelbar als Kontrast zu Schumann zu hören: Unter Mosers Fingern erklang Beethoven in seiner ganzen Wucht. Des Komponisten Aufforderung, man solle Shakespeares „Sturm“ lesen, habe für Moser nicht viel zum Verständnis beigetragen, gestand er. Der Zuhörer jedoch spürte regelrecht den aufkommenden Sturm in der von Moser bestens wiedergegebenen Stimmung.

„Ist es angebracht, heute russische Komponisten zu spielen?“, leitete Moser die zweite Hälfte des Programms ein, um die Frage sogleich mit „Ja!“ zu beantworten: „Ich habe russische Studenten, die angefeindet wurden. Viele Künstler, die sich gegen diesen Wahnsinn stellen, dürfen nicht einfach verallgemeinert werden.“ Und Sergei Rachmaninov hätte nicht fehlen dürfen. Hatte Moser schon zuvor bei Claude Debussy die ganze Breite der Tastatur ausgekostet, flogen die Finger nunmehr unaufhaltsam über alle verfügbaren Tasten.

Für die mitreißende Darbietung erhielt Moser lang anhaltenden Applaus. Als Zugabe konnten Pianist und Publikum mit „Claire de Lune“ von Debussy, „ein Stück, das für mich sehr für den Frieden steht“, so Moser, zur Ruhe kommen.

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