Immer mehr Risse in Neuwied Nutztierhalter fordern Abschuss von „Problemwolf“

Kreis Neuwied · Wölfe reißen zunehmend Weidetiere in der Region – im Rhein-Sieg-Kreis wie im Kreis Neuwied. Darum fordern Nutztierhalter wie Damwildzüchter und Züchtervereinschef Matthias Eul jetzt den Abschuss sogenannter Problemwölfe – wie dem Rüden GW1860m aus dem Leuscheider Rudel.

Dass sogenannte Problemwölfe „entnommen“ werden dürfen, sprich von Jagdberechtigten abgeschossen werden, fordert jetzt der Vorsitzende der Damwild-Züchter.

Dass sogenannte Problemwölfe „entnommen“ werden dürfen, sprich von Jagdberechtigten abgeschossen werden, fordert jetzt der Vorsitzende der Damwild-Züchter.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte Achim Hallerbach, Landrat des Kreises Neuwied, die konsequente „Entnahme“ einzelner Wölfe, sprich deren Abschuss gefordert. Unterstützung bekommt der Christdemokrat jetzt von Damwildzüchter und Züchtervereinschef Matthias Eul aus Strauscheid. Nach seinem Dafürhalten geht es allerdings ausschließlich um sogenannte Problemwölfe – heißt: solche, die gelernt haben, Weide- und Nutztiere zu jagen und zu erlegen. „Beim Wolf handelt es sich um ein Raubtier, das gerade bei Weidetierhaltung nicht nur aus Hunger tötet. Weil die Wolfspopulation immer mehr wächst, wachsen auch die Konflikte mit Wölfen, auch und gerade hier bei uns in den ländlichen Regionen“, sagte Eul.

Zusammen mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel (CDU) fordert Eul etwa den Abschluss von „Problemwolf“ GW1860m aus dem Leuscheider Rudel. Dieser habe in der Grenzregion des Rhein-Sieg-Kreises und der Kreise Neuwied und Altenkirchen „blutige Spuren“ hinterlassen. „Würde der entnommen, wäre die Sache erledigt“, findet Eul, der seit 1989 Damwild im Neustädter Ortsteil Strauscheid züchtet und Vorsitzender des Vereins Damwild Farming Mitte/West ist. Doch aufgrund der bisherigen Gesetzeslage sehen sich auch Jagdtreibende gehandicapt, glaubt er: „Wenn wir den falschen Wolf erwischen, sind wir unseren Jagdschein los.“

Wölfe lernen, sogar Schutzzäune zu überwinden

Schwierig wäre aus seiner Sicht, die Weidetiere in den Stall einzusperren, um sie vor den Wölfen zu schützen. „Unsere Tiere genießen generell ihr Leben auf der Weide. Doch jetzt ist vermehrt Stallhaltung angesagt, damit Wölfe frei leben und sich entfalten können. Somit ist alles getan, dass in der Natur von Wölfen quasi alles gefressen werden kann“, sagt Matthias Eul und fügt hinzu, dass selbst Schutzzäune keine garantierte Abhilfe schaffen, denn „der Wolf geht über jeden Zaun drüber“.

Umso dringlicher sei aus seiner Sicht ein bundeseinheitliches Wolfsmanagement und Monitoring, zum Beispiel nach dem Vorbild Niedersachsens, durch die Landesjägerschaft und ebenso eine zügige und unbürokratische Bestandsregulierung. „Ohne eine grundlegende Veränderung der Wolfspolitik wird es zu nicht umkehrbaren Strukturbrüchen in der Weidetierhaltung kommen. Den Einstieg in ein aktives Bestandsmanagement trotz vorhandener EU-rechtlicher Möglichkeiten nicht umzusetzen, führt zu einem breiten Ausstieg aus der Weidetierhaltung und zu einem massiven Verlust an Biodiversität und der Akzeptanz bei den Menschen in ländlichen Regionen“, findet Eul. „Ein ‚Zurück in die Ställe‘ gibt es für uns nicht. Wir halten unsere Tiere so, wie es der Verbraucher von uns erwartet und es dem Tierwohl entspricht.“

Kritik übte Rüddel an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die sich in einem Schreiben an die EU-Kommission ausdrücklich gegen die geforderte Lockerung des Schutzstatus beim Wolf gewandt hat: „Bei dieser Umweltministerin und Bundesregierung werden wir wohl vergeblich auf einen erforderlichen pragmatischeren Umgang mit dem Wolf warten. Ministerin Lemke schlägt die Meinung der Experten in den Wind, die den guten Erhaltungszustand des Wolfes in Europa ganz klar attestieren“, so Rüddel. Weil die Wolfspopulation immer weiter wachse, nähmen auch die Konflikte mit Wölfen zu.

„Wenn wir nicht die Kontrolle verlieren wollen, brauchen wir dringend praktische Modelle der Regulierung der Wolfsbestände. Diese Regulierung muss von staatlicher Stelle erfolgen und darf nicht delegiert werden“, erklärte der Bundestagsabgeordnete aus Windhagen. „Der Wolf ist da. Das muss man akzeptieren, aber wir müssen eine Höchstgrenze festlegen, die für ein Miteinander von Mensch und Nutztier als akzeptabel eingestuft wird“, findet Rüddel.

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